Wolford - Produktion soll auch unter neuem China-Eigentümer bleiben
Fosun schießt 22 Mio. Euro zu - Geld für Ausbau des
Online-Geschäfts und Rückführung der Bankfinanzierung -
Börsenabschied nicht geplant - Gewinne 2018/19 geplant
Die Vorarlberger Strumpfproduktion von
Wolford soll auch unter dem neuen chinesischen Mehrheitseigentümer
bestehen bleiben. "Fosun ist ein Investor, der die Kompetenz und das
Know-how von Wolford erkannt hat. Der Standort soll beibehalten
werden. Er ist eine wesentliche Stärke der Marke", sagte
Vorstandschef Axel Dreher am Freitag bei einem Presse Call.
Wolford produziert in Vorarlberg und Slowenien. Verlagerungen
oder ein Personalabbau seien nicht geplant, so Dreher. "Es gibt
keine Bestrebungen, Werke woanders zu bauen. Wir haben in Bregenz
ausreichend Kapazität." Derzeit liege die Auslastung am Standort in
Bregenz bei 60 Prozent. "Wir könnten deutlich mehr machen", räumte
Dreher ein. Eine Volumensteigerung um 50 Prozent würde die
Auslastung auf 90 Prozent bringen.
Der Strumpfhersteller hat den weltweiten Personalstand nach
anhaltenden Verlusten und einem geschrumpften Eigenkapital zuletzt
von 1.544 Vollzeitstellen (per Ende April 2017) auf 1.476 (per Ende
Oktober 2017) reduziert. In Österreich beschäftigt der Konzern 637
Mitarbeiter, nach 678 per Ende April 2017.
Als "wesentlichen Teil" des Einstiegs von Fosun bezeichnete
Dreher die Kapitalzufuhr von 22 Mio. Euro, die es ermögliche, die
Liquidität zu stärken. 10 Mio. Euro davon sollen in die Rückführung
der Bankfinanzierungen fließen, konkretisierte Vorstandsdirektorin
Brigitte Kurz. Den Rest will Wolford in den Ausbau des
Online-Geschäfts insbesondere in Asien und die Erneuerung der
Filialen stecken. Hier räumten die Vorstände Nachholbedarf ein. Die
geplante Kapitalerhöhung bedarf noch der Zustimmung der
Hauptversammlung.
In Asien und Japan hat Wolford bisher noch keinen
Online-Auftritt. Derzeit macht der Konzern am asiatischen Markt 5
Prozent des Gesamtumsatzes. Dieser Anteil wird künftig wohl steigen.
Der chinesische Mischkonzern Fosun hält mehrere Beteiligungen im
Mode- und Luxusbereich, darunter etwa das französische Luxusmodehaus
Lanvin oder den deutschen Modekonzern Tom Tailor. Dreher geht davon
aus, dass sich über das Beteiligungsnetzwerk von Fosun
Zusammenarbeiten ergeben werden.
Neben dem Erscheinungsbild der Wolford-Standorte soll sich vor
allem der Kundenservice ändern. Fokus dabei sei die Verknüpfung des
Online-Geschäfts mit dem stationären Handel - inzwischen gang und
gäbe im Handel. Nach Jahren, in denen Wolford bei den Investitionen
auf der Bremse stand, sollen diese wieder "auf ein normales Niveau
zurückkommen", so Dreher. Früher investierte das Unternehmen
jährlich zwischen 8 und 10 Mio. Euro.
Von einem Börsenabschied gehen die Vorstände nicht aus. Fosun
übernimmt den Mehrheitsanteil (50,87 Prozent) der Gründerfamilien
Palmers und Wilhelm. Dass den übrigen Aktionären ein
Übernahmeangebot gemacht werde liege am Übernahmerecht und "steht
nicht in Verbindung mit der Intention, von der Börse zu gehen",
sagte Kurz. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Großaktionär
beim Erreichen der 30-Prozent-Schwelle den anderen Aktionären ein
öffentliches Übernahmeangebot machen muss.
Größter Einzelaktionär bei Wolford ist der deutsche Investor und
Dotcom-Millionär Ralph Bartel, der laut Dreher 28 Prozent am
Unternehmen hält. "Es gibt keine Indikation, dass Herr Bartel
verkaufen will", sagte Dreher. Fosun plane kein "going private", so
Dreher.
"Wir sind sehr zufrieden, einen neuen strategischen Hauptaktionär
gefunden zu haben, der langfristig engagiert sein möchte und
finanzstark ist", sagte Dreher. Fosun habe sich für Wolford aufgrund
der Marke entschieden und wolle dessen Internationalisierung
vorantreiben. Ob Dreher und seine Kollegin Kurz als Vorstände
bleiben? "Dazu können wir nichts sagen. Wir hatten sehr gute
Gespräche in wertschätzender Atmosphäre und es gibt eine
Übereinstimmung bei der künftigen Ausrichtung", so Dreher. Der
Aufsichtsrat von Wolford wird sich mit den neuen Eigentümern aber
wohl neu konstituieren.
Wie angekündigt gehen die Vorstände für das kommende
Geschäftsjahr 2018/19 von einem operativen Gewinn aus. Auf Nachfrage
meinte Kurz, dass es auch unter dem Strich schwarzen Zahlen geben
wird. Im Halbjahr 2017/18 haben die Sanierungspläne schon gegriffen.
Der Halbjahresverlust fiel operativ als auch insgesamt niedriger aus
als in der Vorjahresperiode. Der Halbjahres-Umsatz erhöhte sich von
67,6 auf 70,15 Mio. Euro.
(Schluss) kan/ggr
ISIN AT0000834007
WEB http://www.wolford.com