Grasser-Prozess - Splitter: "Bitte nicht mich schimpfen"
Angeklagter darf den eisigen Temperaturen im Wiener "Landl"
nicht Richtung Wiener Neustadt entfliehen - BILD GRAFIK
Nicht ohne meine Tochter: Eher an sizilianische
denn an Linzer Verhältnisse sahen sich heute Prozessbeobachter
erinnert, als ein angeklagter ehemaliger Porr-Manager schilderte,
dass ihm ein Vorgesetzter nahegelegt habe, sich bei der Einvernahme
durch die Ermittlungsbehörden der Aussage zu entschlagen -
andererseits seine bei Porr beschäftigte Tochter Nachteile in der
Arbeit widerfahren würde. Er habe trotzdem ausgesagt, Konsequenzen
für die Tochter habe es keine gegeben.
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Wien vs. Wiener Neustadt: Als der heute einvernommene Angeklagte
Ex-Porr-Manager über seinen Anwalt Michael Dohr mitteilte, er könne
morgen nicht ins Wiener Straflandesgericht kommen da er in Wiener
Neustadt einen Prozess habe, platzte Richterin Marion Hohenecker der
Kragen. Woraufhin Dohr kleinlaut meinte: "Bitte nicht mich
schimpfen." Der Antrag wurde abgelehnt. "Ich gehe davon aus, dass
Sie morgen um 9:30 Uhr hier sind", so Hohenecker unmissverständlich.
"Dann schalte ich sie zu (mittels Videokonferenz, Anm.) nach Wiener
Neustadt", stellte sie die Prioritäten klar. Der Angeklagte könnte
auch - in letzter Minute - einen Antrag auf Verschiebung stellen -
aber beim Richter in Wiener Neustadt.
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Tag der Daune: Einmal mehr herrschte im Großen Schwurgerichtssaal
des Wiener Straflandesgerichts eisige Stimmung - allerdings nicht
aufgrund der peniblen Befragung durch Hohenecker, sondern wegen der
nur bedingt funktionierenden Heizung im "Landl". Als Hohenecker zu
Mittag feststellte, dass ein Lagerfeuer nicht erlaubt sei, aber
trotzdem eingeheizt werde, fiel die Temperatur noch weiter -
woraufhin der Schwurgerichtssaal eher einer Apres-Skihütte als einem
Gerichtssaal ähnelte - Sakko und Krawatten verschwanden unter
Daunenmänteln und Schals.
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Dohr modelt wieder: Für die optischen Farbtupfer sorgte heute
einmal mehr Anwalt Dohr, der zwar ungewohnt dezent schwarz gekleidet
erschien, dafür als Eyecatcher ein großes, schillerndes
Dollarzeichen auf der Brust trug. Er vertritt den angeklagten
Porr-Manager, der heute im Zeugenstand stand. Der stets perfekt
gekleidete Meischberger verzichtete heute auf Sakko und erschien im
Pullover, wie dies der einzige Teilgeständige, der Ex-Lobbyist Peter
Hochegger, seit Prozessbeginn tut. Dieser hatte aber schon in der
Früh vorsorglich mit einem Daunengilet aufgerüstet und war damit
allen Prozessanwesenden seiner Zeit voraus.
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Schlechter Magen auf Zypern: Geschäfte über Zypern hätten einen
"schlechten Beigeschmack", merkte heute der angeklagte Ex-Porr
Solution-Manager zu Provisionszahlungen über die geteilte Insel an
und präzisierte: "Es ist allgemein bekannt, dass über Zypern
steuerschonende Transaktionen abgewickelt werden.". Woraufhin
Hochenecker im Nachhinein beruhigte: Steuerschonung sei an sich kein
strafbares Delikt.
(Schluss) stf/gru/ggr
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