BAWAG beteiligt sich mit 2,5 Prozent an privatisierter HSH Nordbank
Konsortium um Cerberus und Flowers zahlen rund eine Milliarde
Euro - Verkauf ist EU-Auflage wegen staatlicher Hilfen - Erste
Privatisierung einer deutschen Landesbank
Die seit Oktober börsenotierte BAWAG wird
sich mit 2,5 Prozent direkt an der privatisierten deutschen
Landesbank HSH Nordbank beteiligen. Die in der Finanzkrise in
schwere Not geratene HSH Nordbank soll 15 Jahr nach ihrer Gründung
an ein Konsortium um den BAWAG-Mehrheitsaktionär Cerberus und J.C.
Flowers verkauft werden. Für 94,9 Prozent der Anteile zahlt das
Konsortium eine Milliarde Euro.
Hamburg und Schleswig-Holstein besiegelten den Deal am Mittwoch
in einer gemeinsamen Kabinettssitzung in Kiel. "Wir ziehen einen
Schlussstrich unter den Ausflug der Länder in die
Geschäftsbankenwelt", sagte der schleswig-holsteinische
Ministerpräsident Daniel Günther. Das Engagement sei "sehr teuer für
den Steuerzahler geworden". Der Vertrag ist unterzeichnet.
Allerdings muss der Verkauf noch von beiden Landesparlamenten und
der EU-Kommission abgesegnet werden.
Außer Cerberus (erwirbt 40,33 Prozent) und J.C. Flowers (33,21)
sind der US-Investor Golden Tree, die britische Centaurus Capital
sowie die österreichische Cerberus-Tochter BAWAG am Deal beteiligt.
Flowers hielt bereits vor der Übernahme gut fünf Prozent an der HSH.
Auch der Finanzinvestor Cerberus ist in Deutschland kein
Unbekannter: Das Unternehmen war im Sommer mit fünf Prozent bei der
Commerzbank eingestiegen und hält seit November auch drei Prozent an
der Deutschen Bank .
Die Privatisierung ist eine Auflage aus Brüssel im Gegenzug für
staatliche Milliardenhilfen. Bis Ende Februar musste der
Eignerwechsel in die Wege geleitet werden, sonst hätte die
Abwicklung gedroht. Entsprechend erleichtert zeigten sich die
Politiker nun. Nach den Worten von Günther wäre eine Abwicklung des
einst weltgrößten Schiffsfinanzierers teurer geworden. Hamburgs
Erster Bürgermeister Olaf Scholz sprach von einem unerwartet guten
Kaufpreis. Der ist jedoch nicht in Stein gemeißelt.
Die 2003 gegründete HSH Nordbank musste wegen der Finanz- und
Schifffahrtskrise mit Garantien und Eigenkapital der Länder von rund
13 Milliarden vor dem Aus gerettet werden. Über Gebühren dafür
flossen etwa drei Milliarden Euro zurück an die Länder. Das
Management um HSH-Chef Stefan Ermisch hatte den Abbau von Risiken
zuletzt noch einmal beschleunigt und dürfte damit die Chancen für
den Deal deutlich erhöht haben.
Voraussetzung für den Verkauf ist den Angaben zufolge die
Beendigung der 2009 übernommenen sogenannten Sunrise-Garantie, mit
der die Länder im Umfang von zehn Milliarden Euro für Verluste aus
den Altgeschäften der HSH haften. Der Kaufpreis könne sich
verringern, wenn die Länder nach abschließender Überprüfung weniger
als die volle Garantiesumme auszahlten. Erst beim sogenannten
"Closing" können laut Günther die Verluste der Länder abgeschätzt
werden. Nach Angaben der Länder könnten sie sich auf etwa elf bis
maximal 14 Milliarden Euro belaufen.
(Schluss) cam/ggr
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