Prozess Kemler gegen ÖBIB geht in die nächste Runde
Kemler musste nach Turbulenzen bei den teilstaatlichen
Betrieben OMV und Telekom Austria frühzeitig gehen
Am kommenden Mittwoch (10. Jänner) geht am
Handelsgericht Wien der Prozess des ehemaligen Chefs der
Staatsholding ÖBIB, Rudolf Kemler, gegen seinen früheren Arbeitgeber
in die nächste Runde. Kemler hatte 2015 den ÖBIB-Vorläufer ÖIAG nach
Turbulenzen beim Verkauf der Telekom Austria an die mexikanische
America Movil und einer umstrittenen Personalpolitik in der OMV
frühzeitig verlassen müssen.
Am Mittwoch soll neben Kemler auch die jetzige ÖBIB-Chefin Martha
Oberndorfer befragt werden, die bisher kaum in der Öffentlichkeit
aufgetreten ist. Weiters soll ein Zeuge aussagen, und auch die
Befragung der beiden ehemaligen ÖIAG-Aufsichtsratspräsidenten Peter
Mitterbauer und dessen Nachfolger Siegfried Wolf im weiteren
Verhandlungsverlauf stand beim bisher letzten Verhandlungstag im
September des Vorjahres im Raum.
Kemler klagt eine, seiner Meinung nach, noch ausstehende
Abfertigung sowie nicht ausbezahlte Urlaubsansprüche ein, in Summe
rund 250.000 Euro. Die ÖBIB wiederum, die die Staatsanteile an der
Telekom, der OMV und der Post AG verwaltet, will ihrerseits rund
300.000 Euro von Kemler, der mittlerweile Senior Partner beim
Unternehmensberater Roland Berger ist. Kemler soll laut ÖBIB gegen
Verhaltensregeln verstoßen haben, wie etwa dem Grundsatz der
Sparsamkeit.
So brachte der bisher letzte Verhandlungstag zutage, dass Kemler
die vereinbarte Kilometerleistung bei seinem Dienstwagen deutlich
überschritten hatte (87.000 statt 56.000 im Jahr), was laut ÖBIB zu
einer Restwertminderung des Autos von rund 21.000 Euro geführt
hatte. Der Rechtsvertreter von Kemler kommentierte dies damit, dass
Kemler eben viel im Sinne der ÖIAG unterwegs war. Kemler selbst war
bei der Tagsatzung nicht anwesend.
Unter der ÖIAG-Führung von Kemler war es zu heftigen personellen
Turbulenzen bei der OMV gekommen. Kemler machte sich für die Ablöse
des damaligen OMV-Chefs Gerhard Roiss stark, obwohl er dessen
Vertragsverlängerung zuvor als Aufsichtsratschef der OMV zugestimmt
hatte. Beobachter vermuteten, dass Kemler selbst Interesse am
OMV-Chefsessel hatte, was dieser stets dementierte. Bei der Telekom
wiederum wurde der mehrheitliche Verkauf eines der größten
heimischen Infrastrukturunternehmen an die mexikanische America
Movil als Ausverkauf und schlecht vorbereitet kritisiert.
(Schluss) stf/kan
ISIN AT0000720008 AT0000743059 AT0000APOST4
WEB http://www.obib.co.at
http://www.telekomaustria.com
http://www.omv.com
http://www.post.at