Kika/Leiner-Mutter Steinhoff kämpft weiter um finanzielle Stabilität
Konzern tauschte Finanzchef aus und sucht nun Experten für
Restrukturierung - Beteiligungsverkäufe sollen Geld bringen -
Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter auch in Österreich besorgt
Der weltweit zweitgrößte
Möbelhändler Steinhoff, Mutterfirma von Kika und Leiner, steht
finanziell weiterhin auf wackligen Beinen. Auch nach einem
Krisentreffen mit den kreditgebenden Banken kurz vor Weihnachten
brauche der Konzern "weiterhin in einigen Geschäftsbereichen
kurzfristig beträchtliche Summen an flüssigen Mitteln", erklärte das
Unternehmen am Donnerstag in Stellenbosch.
Der bisherige Finanzvorstand Ben la Grange soll sich nun unter
anderem auf die Liquiditätsbeschaffung und die Bilanzerstellung
konzentrieren. Er sei deshalb von seinem Posten als Finanzchef
zurückgetreten. Das Amt übernimmt der Finanzchef der britischen
Tochter, Philip Dieperink, der seit 2001 für Steinhoff arbeitet.
Nach früheren Angaben will Steinhoff rund 2 Mrd. Euro, etwa durch
Beteiligungsverkäufe, lockermachen, um seine Finanzen zu sichern.
Operativ habe sich die Lage "ein wenig stabilisiert", erklärte der
Konzern.
Die Krise lässt auch Kika und Leiner in Österreich nicht
unberührt. Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter sind besorgt. Die
Kette beschäftigt hierzulande fast 6.000 Personen. Bei der
Auszahlung der Dezember-Gehälter soll es zu einer Verspätung
gekommen sein, verlautete gegenüber der APA.
Auch unter den Kunden soll es vermehrt Anfragen geben, ob bereits
getätigte Anzahlungen sicher seien. Österreich-Chef Gunnar George
versicherte im APA-Gespräch, dass die Anzahlungen der Kunden auf
einem Treuhandkonto liegen.
Aufgrund der unsicheren Lage kappen Kreditversicherer
mittlerweile ihre Deckungen auch für Kika und Leiner. Die
österreichische Möbelindustrie ist entsprechend nervös und liefert
verstärkt nur noch gegen Bezahlung. Der Kreditschutzverband 1870
(KSV) verschlechterte kürzlich seine Bewertung für Kika und Leiner.
Beide Unternehmen fallen seither unter die Kategorie "erhöhtes
Risiko", eine Ausfallswahrscheinlichkeit ist damit
"überdurchschnittlich".
Steinhoff steht massiv unter Druck der Banken, nachdem Zweifel an
seinen Bilanzen vor allem im Europa-Geschäft aufgekommen waren. Das
hatte den Kurs der Steinhoff-Aktie einbrechen lassen. Zuletzt war
sie aber auf Erholungskurs: Allein am Donnerstag legte sie zeitweise
um ein Viertel zu. Als leicht positiv wurde am Markt die Meldung
gewertet, dass die Einzelhandelstochter Pepkor Europe weiter über
eine Kreditlinie in Höhe von 180 Mio. britischen Pfund verfügt. Nun
sollen - weiter unter der Verantwortung von La Grange - die Bilanzen
für die vergangenen Jahre neu aufgestellt werden.
Zur Unterstützung will Steinhoff einen externen Experten für
Umschuldungen als "Chief Restructuring Officer" anheuern. Dieser
werde derzeit aber noch gesucht.
Im Vordergrund stehe für Vorstand und Aufsichtsrat aber die
Stabilisierung des Geschäfts, damit die einzelnen Konzernteile nicht
an Wert verlören, hieß es in der Mitteilung. Dringlich sei auch die
Aufklärung der Bilanzunregelmäßigkeiten durch unabhängige Prüfer.
Was genau an den Bilanzen falsch sein soll, ist weiterhin unklar.
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt schon seit längerem wegen
des Verdachts der Bilanzfälschung gegen das Konglomerat, dessen
Wurzeln in Westerstede bei Bremen liegen. Steinhoff hatte in den
vergangenen Jahren einen steilen Expansionskurs mit
milliardenschweren Zukäufen in Österreich, Frankreich,
Großbritannien, den USA und Australien gefahren.
(Schluss) kan/pro
ISIN NL0011375019
WEB http://www.steinhoffinternational.com/
http://www.kika.at
http://www.leiner.at