VW-Skandal - Konzern in einem Einzelfall ungewöhnlich großzügig
VW-Händler tauscht kostenlos Altauto gegen höherwertigeren
Neuwagen - VKI: 43 Prozent der Betroffenen mit Software-Update
unzufrieden - Fragen zur Dienstwagenflotte der Polizei an
Sobotka
Der VW-Konzern hat sich im Zuge des
Abgasskandals nun in einem Einzelfall ungewöhnlich großzügig
gezeigt. Dem enttäuschen oberösterreichischen VW Tiguan-Besitzer
wurde nicht nur angeboten seinen Altwagen zurückzunehmen, er hätte
dafür sogar noch einen teureren Neuwagen ohne Mehrkosten bekommen.
Der VW-Besitzer spielte aber nicht mit und nun ist das Gericht am
Zug, wie der "Standard" berichtet.
VW-Generalimporteur Porsche Austria bestätigte heute auf
APA-Anfrage den Bericht, demnach hatte das Auto mit Schummelsoftware
einen Neupreis von 44.000 Euro, das Auto, dass VW dem Mann nun
kostenlos angeboten hätte, stand mit 48.000 Euro in der Liste. Dass
sich der Konzern mit der Zahlung einen Prozess vom Hals schaffen
wollte, dementiert die Porsche Holding.
"Im Einzelfall wurden Fahrzeugeintäusche auf Kundenwunsch
durchgeführt, sofern dies aus wirtschaftlicher und
prozessökonomischer Sicht der beklagten Partei sinnvoll und zur
Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Kundenzufriedenheit
erforderlich war. Das ist das übliche Geschäft von Fahrzeughändlern,
unabhängig von der Abgasthematik", so die Holding zur APA.
Laut "Standard" wird es jedenfalls in den nächsten Tagen spannend
für den Konzern. Das Gericht in Linz hat einen Sachverständigen der
TU Wien beauftragt, zu prüfen, ob der mit Schummelsoftware
ausgerüstete Kompakt-SUV die im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ)
vorgeschriebenen Stickoxidwerte (NOx) einhält - und zwar ohne die
vom deutschen Kraftfahrtbundesamt als verbotene Abschalteinrichtung
qualifizierte Manipulationssoftware.
Die Expertise des Sachverständigen Werner Tober vom Institut für
Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik soll laut Gerichtsfahrplan
Mitte November vorliegen. Doch Anfang November wurde das
VW-Autohaus, in dem der Kläger den Tiguan gekauft hatte und das zur
Porsche Holding gehört, aktiv und unterbreitete ein
Vergleichsangebot. Selbiges sah den eingangs erwähnten
Fahrzeugtausch vor.
Dieser Gratis-Eintausch Alt gegen Neu wäre laut "Standard" an
Bedingungen gebunden: Unter anderem daran, das Gerichtsverfahren in
Linz außergerichtlich erledigen zu wollen, "und zwar bevor der
Sachverständige sein Gutachten an das Gericht übermittelt".
Laut einer Umfrage des Vereins für Konsumenteniformation (VKI)
sind 43 Prozent der Besitzer eines Fahrzeugs des VW-Konzerns mit
Schummelsoftware mit den Motor-Updates unzufrieden. Am störendsten
würden ein erhöhter Kraftstoffverbrauch, Leistungseinbrüche im
oberen und unteren Drehzahlbereich und ein deutlich spürbares
"Ruckeln" des Motors empfunden.
Der VKI fordert vom Unternehmen eine umfassende
Garantieerklärung, denn: "Wenn es keine Probleme gibt, dann kann
eine solche Garantieerklärung problemlos von VW abgegeben werden."
Der VKI empfiehlt den Betroffenen, diese Erklärung von VW
einzufordern.
Peter Kolba, Klubobmann der Liste Pilz und langjähriger
Verbraucherschützer, geht noch einen Schritt weiter und fordert
heute das Innenministerium auf, wegen seiner 2.400 Leasingfahrzeuge
aus dem VW-Konzern aktiv zu werden. "Wir fragen Innenminister
Sobotka, ob er wenigstens im Lichte kritischer Gutachten bereit
wäre, Schadenersatzansprüche gegen VW rechtzeitig vor 31.12.2017
geltend zu machen, oder ob die Absicht besteht, diesen Termin zu
verschlafen?" so Kolba.
(Schluss) stf/ivn
ISIN DE0007664039
WEB http://www.volkswagenag.com
http://www.konsument.at