UNIQA nahm bis September mehr ein: Operativ ein Fünftel mehr verdient
Italien-Ausstieg drückte Konzerngewinn - CEO: Geld für Zukäufe
vorhanden - "Herwart"-Schäden zweistellig - Niedrigzins,
Regulatorik belasten - Neue Vorstände für Digitalisierung und
Kunden
Der UNIQA-Versicherungskonzern hat bis September um
sechs Prozent mehr eingenommen und das Vorsteuerergebnis (EGT) um
gut ein Fünftel gesteigert. 2017 soll das EGT leicht über Vorjahr
liegen, die progressive Dividendenpolitik soll weitergehen, erklärte
das Unternehmen am Donnerstag. Die Prämien-Prognose 2017 erhöhte man
leicht. Auf allen 18 Märkten sieht man sich weiter nach möglichen
Zukäufen um.
Mit einer Solvency-II-Quote von 215 Prozent sei die Kapitaldecke
der UNIQA weiter extrem stark, und "die Kriegskasse für eventuelle
Zukäufe wäre vorhanden", sagte Generaldirektor Andreas Brandstetter
zur APA. Man wolle das Portfolio in den bestehenden Ländern
vergrößern. Derzeit gebe es jedoch nichts, das spruchreif wäre oder
am Tisch liegen würde.
Organisch, bei den verrechneten Prämien, wuchs die UNIQA bis
September (samt Sparanteilen der Fonds- und Indexpolizzen in Leben)
um 6,1 Prozent auf 4,044 Mrd. Euro - und erhöht die
Gesamtjahres-Zuwachsprognose von zumindest drei auf rund vier
Prozent. Die laufenden Prämien stiegen um 3,8 Prozent auf 3,837 Mrd.
Euro. Die abgegrenzten Nettoprämien (samt Fonds- und Indexpolizzen)
legten um 7,1 Prozent auf 3,844 Mrd. Euro zu, abgegrenzt im
Eigenbehalt (IFRS) waren es mit 3,473 Mrd. um 4,2 Prozent mehr.
Alle drei Sparten wuchsen in den ersten drei Quartalen. In der
Krankenversicherung erhöhten sich die verrechneten Prämien um 3,7
Prozent auf 783,5 Mio. Euro, in Schaden/Unfall um 5,7 Prozent auf
2,048 Mrd. Euro und in der Lebensversicherung (samt Fonds- und
Indexpolizzen) getrieben durch ein starkes Einmalerlags-Wachstum in
Polen um 8,3 Prozent auf 1,212 Mrd. Euro. In Polen habe man die
Einmalerläge über den Raiffeisen-Bankenvertrieb so stark angenommen,
weil sie ökonomisch profitabel seien, "das werden wir aber nicht
fortsetzen", so Brandstetter: "Das Wachstum wird sich hier in
nächster Zeit abflachen, auch 2018."
International stiegen die verrechneten Prämien der UNIQA Group um
19,7 Prozent auf 1,218 Mrd. Euro, bei UNIQA Österreich reduzierte es
sich laut Quartalsbericht infolge des starken Rückgangs bei
Einmalerlägen in Leben um 8,2 Prozent auf 2,775 Mrd. Euro.
Von den Lebensversicherungspolizzen mit Null Prozent Zinsgarantie
wurden allein heuer bisher rund 30.000 neu verkauft, insgesamt bis
dato etwa 116.000 Stück. 2018 möchte die UNIQA mit einer neuen
Fondspolizze auf den Markt kommen, auch im Raiffeisen-Vertrieb. Das
Produkt solle leicht verständlich und so konzipiert sein, dass man
den Kunden auch noch nach 10, 15 Jahren in die Augen schauen könne.
Die Versicherungsleistungen im Eigenbehalt wuchsen bis September
2,9 Prozent auf 2,659 Mrd. Euro, deutlich langsamer als die Prämien.
Das Ergebnis vor Steuern (EGT) kletterte in den ersten neun
Monaten um 21,8 Prozent auf 181,4 Mio. Euro. Das Konzernergebnis
reduzierte sich im Jahresabstand dagegen um 23,1 Prozent auf 114,4
Mio. Euro - infolge der schon seit Sommer bekannten Belastung in
Höhe von 33,1 Mio. Euro durch eine Kaufpreisanpassung im Zuge der
Aufgabe des Italien-Geschäfts.
Der Kapitalanlagebestand sank bis Ende September gegenüber Ende
2016 von 20,025 Mrd. auf 19,527 Mrd. Euro. Das Kapitalanlageergebnis
fiel wegen des Niedrigzinsumfelds und negativer Währungseffekte im
Jahresabstand mit 393,6 Mio. Euro um 6,2 Prozent geringer aus. Für
2018/19 rechne man seitens der EZB nicht mit einem starken, sondern
eher moderaten Zinsanstieg nicht vor Ende 2018/Anfang 2019, so der
UNIQA-Chef.
Die Veräußerung ihres Casinos-Austria-Anteils, für die
Brandstetter das Closing für 2018 erwartet, werde der UNIQA einen
Rohertrag in einer relevanten zweistelligen Millionen-Größe bringen,
also einen entsprechenden außerordentlichen Kapitalanlageertrag. Im
September hat die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) Grünes Licht für
den Verkauf an die tschechische Sazka-Gruppe gegeben, es liegen aber
noch nicht sämtliche Behördengenehmigungen aus dem Ausland vor.
Das versicherungstechnische Ergebnis stieg bis September um 69,4
Prozent auf 97,9 Mio. Euro, und die Combined Ratio (Schäden und
Kosten gemessen an den Einnahmen) wurde auf 97,1 (98,3) Prozent
verbessert. Dies sei trotz der Wetterschäden im Ausmaß von fast 60
Mio. Euro bis September möglich gewesen, die großteils im Juli und
August angefallen sind, so Brandstetter. Der Sturm "Herwart" Ende
Oktober habe der UNIQA jedenfalls zweistellige Millionenschäden
beschert, weil mehrere Länder betroffen gewesen seien; eine Endsumme
habe man hier noch nicht, da Schäden oft auch verspätet gemeldet
würden. Die Gesamtkostenquote verbesserte sich bis September (samt
Rückversicherungsprovisionen) auf 24,5 (26,0) Prozent.
Belastend wirke sich die Regulatorik aus, etwa die neue
Accounting Policy gemäß IFRS 9/17. Dieses neue Monitoring für eine
geänderte Bewertung von Versicherungsverträgen binde ziemlich viele
Ressourcen und werde "mehr als Solvency II kosten", bei der UNIQA
wohl 30 bis 40 Mio. Euro, so Brandstetter: "Wir versuchen, das Beste
daraus zu machen."
Ihr Eigenkapital beziffert die UNIQA Group per Ende September mit
3,108 Mrd. Euro, nach 3,186 Mrd. Euro Ende 2016.
Mit neuen Vorständen will die UNIQA den Zukunftsthemen
"Digitalisierung" und "veränderte Kundenerwartungen" Rechnung
tragen: Alexander Bockelmann übernimmt das neue Ressort
"Digitalisierung" bei UNIQA Österreich und UNIQA International,
Sabine Usaty-Seewald den neuen Bereich "Kunde und Markt" bei UNIQA
Österreich - jeweils per 1. Jänner 2018. Bockelmann (geboren 1974),
ist bei UNIQA seit Mitte 2016 als Chief Digital Officer mit dem
Aufbau eines neuen konzerninternen "Team Digital" befasst, die
Versicherungskauffrau und WU-Betriebswirtin Usaty-Seewald (geboren
1968) ist seit über einem Jahrzehnt in der UNIQA Gruppe tätig.
Die Mitarbeiterzahl der UNIQA Group sank in den neun Monaten im
Schnitt auf 12.797, nach 13.584 im gleichen Vorjahreszeitraum.
(Schluss) sp/cam
ISIN AT0000821103
WEB http://www.uniqagroup.com