Post AG - Onlinebestellungen verdoppeln Paketvolumen bis 2021
Postchef Pölzl hat wenig Freude mit dem Rückzug der BAWAG,
aber viel Freude mit A1 - Ergebnissteigerung in den ersten
neun Monaten - Ausblick und Dividendenpolitik stabil
Die Österreichische Post hat in den ersten neun
Monaten des heurigen Jahres gut verdient, einen wesentlichen Beitrag
dazu leisteten die Bestellungen im Internet. Von 81 Millionen
Paketen 2016 soll die Zahl bis zum Jahr 2021 auf 150 Millionen
ansteigen. Die Sortierleistung wird sich bis dahin auf 100.000
Pakete pro Stunde verdoppeln. Alleine heuer hat das Paketgeschäft um
zehn Prozent zugelegt.
Dies spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen der vergangenen
drei Quartale wieder: Während in der Division Brief, Werbepost und
Filialen ein Umsatzrückgang von 2,2 Prozent verzeichnet wurde, gab
es im Bereich Paket und Logistik einen Zuwachs von 17,8 Prozent.
Besonders gut ist das neue Produkt Päckchen angenommen worden, so
Postchef Georg Pölzl am Mittwoch bei der Präsentation der
Geschäftszahlen der vergangenen neun Monate.
In absoluten Zahlen zeigt sich aber, dass das Kerngeschäft der
teilstaatlichen Post weiterhin die Briefzustellung ist - sie
erwirtschaftete heuer einen Umsatz von 1,05 Mrd. Euro, während
Paket/Logistik auf 350 Mio. Euro kamen. Insgesamt erwirtschaftete
die Post AG einen Umsatz von 1,404 Mrd. Euro, gegenüber 1,376 Mrd.
Euro im Vorjahr (bereinigt um das deutsche Sorgenkind trans-o-flex,
das im April 2016 verkauft wurde).
Unterm Strich hatte die Post heuer im Jahresvergleich gut
verdient. Beim Periodenergebnis wurde ein Zuwachs von 5,4 Prozent
auf 105,9 Mio. Euro verzeichnet. Das Betriebsergebnis (Ebit) erhöhte
sich von Jänner bis September um 3,3 Prozent auf 140 Mio. Euro. Das
Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 5,6 Prozent auf 1,57 Euro. Und
auch beim Cash Flow legte die Post zu - von 158,9 auf 166,5 Mio.
Euro. Beeindruckend ist nach wie vor die Eigenkapitalquote von 43,3
Prozent.
Am Ausblick für das Gesamtjahr hält die börsenotierte Post AG
fest: "Auch für das Jahr 2018 streben wir Stabilität hinsichtlich
Umsatz- und Ergebnisentwicklung an." Pölzl bekräftigte die von den
Arbeitnehmervertretern als zu großzügig kritisierte
Dividendenpolitik: Die Post werde "ihrer klaren
Kapitalmarktpositionierung als verlässlicher Dividendentitel treu"
bleiben.
Zum derzeit heißesten Eisen, dem Rückzug der BAWAG aus den
Postfilialen bis Ende 2020, meinte: "Wir sind fest entschlossen
weiter Finanzdienstleistungen anzubieten. Wir sind mit der BAWAG im
Gespräch, prüfen aber auch andere Optionen.". Welche das wären?
"Einzelgespräche kommentieren wir nicht", so der Postchef. Aktuell
mache das Finanzdienstleistungsgeschäft der Post mit der BAWAG über
50 Mio. Euro aus und sei rückläufig.
Nichts neues gab es auch zu den Streitigkeiten mit einer
Miteigentümerin bei der türkischen Pakettochter Aras Cargo. "Der
Fokus liegt auf der Wertsicherung unseres 25-Prozent-Anteils", so
Pölzl. Mit dem Geschäft sei man angesichts der aktuellen
Rahmenbedingungen in der Türkei zufrieden. Das
Schiedsgerichtsverfahren sei weiter am Laufen.
Gesprächiger war Pölzl schon bei einem seiner Lieblingsthemen,
der Immobilienentwicklung nicht mehr genutzter Postflächen. Vor zwei
Monaten wurde das Einkaufszentrum neben der neuen Postzentrale im
dritten Wiener Gemeindebezirk eröffnet, das sich sehr gut entwickelt
habe. "Es gehört uns, wir ersparen uns Millionen an Miete und haben
noch Zusatzeinnahmen durch die Shops", so Pölzl. Bei der künftigen
Nobelimmobilie Cotton Residence in bester Innenstadtlage sei bereits
die Hälfte der Wohnungen verkauft, obwohl das Gebäude noch eine
Baustelle sei.
Zur Freude gereichte ihm auch die heurige Nationalratswahl, die
der Post einen Zusatzumsatz von rund fünf Millionen Euro bescherte.
Insofern ist es wenig verwunderlich, dass sich Pölzl heute als Fan
direkter Demokratie outete: "Da lacht uns das Herz."
Besser als mit Partner BAWAG läuft es mit der Telekom Austria,
die der Post historisch verbunden ist - entstammen beide Unternehmen
doch der Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung, die 1996
aufgespalten wurde. Die Post sei mit A1 mittlerweile der größte
Telekommunikationsanbieter in Österreich. Nach Vertragsänderung habe
man nun "zwei sehr erfolgreiche Jahre" hinter sich.
Noch etwas im verborgenen blüht das eigene Onlineportal der Post
AG, shöpping.at. Hier soll nächstes Jahr wieder mehr in Werbung
investiert werden. "Es wird einen kraftvolleren Auftritt geben", so
Pölzl. Derzeit sei man dabei das Angebot zu optimieren, mittlerweile
gäbe es rund zwei Millionen Produkte von ca. 1.000 Händlern. Man
müsse aber die Relation im Auge behalten: Selbst wenn das Produkt
einmal sehr gut laufen sollte, wäre es schon ein Erfolg wenn ein
Prozent der beförderten Pakete von dieser Onlineplattform stammten.
"Wir haben nie gesagt wir werden so etwas wie Amazon", betonte
Pölzl.
2018 möchte Pölzl die Regulierungsbehörde davon überzeugen, ihm
einen günstigen Tarif für eine verlangsamte Postzustellung zu
genehmigen. Dass schon jetzt adressierte Briefe am Land nur mehr
alles zwei Tage zugestellt werden, bestritt Pölzl heute vehement:
"Das stimmt nicht - auch wenn es immer wieder behauptet wird, das
stimmt schlicht nicht." Vielmehr würden unadressierte
Postwurfsendungen nur alle zwei Tage zugestellt.
Den Kunden versprach er "mittelfristig" eine Verdopplung der
Anzahl der Selbstbedienungslösungen. Mittlerweile habe die Post
bereits 22.000 Empfangsboxen, 300 Abholstationen und fast 400
Versandboxen, wobei gerade letztere sehr stark nachgefragt würden.
Im kommenden Jahr möchte Pölzl auch wieder mehr investieren,
heuer haben ihm die Proteste rund um das geplante
Postverteilerzentrum im niederösterreichischen Langenzersdorf einen
Strich durch die Rechnung gemacht.
(Schluss) stf/itz
ISIN AT0000APOST4
WEB http://www.post.at
http://www.obib.co.at