TU-Professor: Stromnetzkosten müssen gerecht verteilt werden
Erzeuger sollten mitzahlen - Künstliche Kapazitätsmärkte
absurd: Ausgleichsenergie müsste teuer genug sein - Drosseln
von Stromflüssen an Landesgrenzen problematisch
Im künftig veränderten
Stromsystem mit vielen dezentralen Einspeisungen sollten die
Netzkosten gerechter verteilt werden, also auch die Erzeuger wegen
ihren Einspeisungen entsprechend mitzahlen. Dafür plädierte am
Donnerstag bei der Verbund-Tagung "energy2050" in Fuschl (Salzburg)
der deutsche Energieexperte Klaus-Dieter Maubach, Professor an der
TU Clausthal in Niedersachsen.
Im Norden Deutschlands etwa seien die Windkraftanlagen zu 90
Prozent der Treiber für die Kosten der 110-kV-Leitungen. Da diese
Kosten nicht von den Kunden, sondern den Einspeisern verursacht
würden, "müssen wir über ein neues System Kostenverteilung der
Kostenverteilung nachdenken", so Maubach: "Die Erzeuger werden sich
an den Netzkosten beteiligen müssen." Das gelte für alle Arten der
Stromerzeugung, also nicht nur für erneuerbare Energien. Das
tradierte System, die Kosten top-down weiterzureichen, werde künftig
jedenfalls nicht mehr funktionieren.
Auch an Kapazitätsmärkten stößt sich der TU-Professor, wenn es um
den Weg zur geplanten EU-Energieunion geht. Wenn man den
Ausgleichsenergiepreis nur hoch genug ansetze, also richtig nach
oben nehme, dann müsse man gar nicht künstlich derartige Märkte
"schaffen" - die nur deshalb nicht automatisch zustande kämen, weil
die Nachfrager fehlen würden. Nachfrage dafür würde dann entstehen,
wenn die Stromlieferanten die volle Verantwortung für die
Versorgungssicherheit übernehmen müssten. Derzeit sei diese
Verantwortung auf die Netzbetreiber überwälzt. Sei der
Ausgleichsenergiepreis hoch genug "wird jeder anfangen, sich
Kapazitäten zu kaufen, um die Versorgungssicherheit garantieren zu
können", so Maubach.
Dass an der Grenze zu Polen Transformatoren aufgestellt werden,
um den Zufluss von norddeutschem Windstrom zu verhindern, nannte der
Energieexperte "eine problematische Entwicklung". Der TU-Professor
sagte, er stimme der EU-Kommission zu, dass Strompreiszonen die
wirtschaftliche Situation möglichst akkurat widerspiegeln sollten,
wie dies zuvor Stefan Moser von der Generaldirektion Energie erklärt
hatte.
In Brüssel habe man kein Interesse an der Aufspaltung der
deutsch-österreichischen Strompreiszone, "aber Deutschland will
nicht zwei Zonen in sich haben", hatte Moser gesagt. Auch nach
Meinung Maubachs ist es allerdings "ein politisches No-Go", zwei
Preiszonen im Land zu haben.
Zum Thema Kapazitätsmärkte hatte der EU-Experte Moser gemeint,
die Brüsseler Kommission strebe eine Abkehr von derartigen
nationalen Märkten und nationalen Reserven an. Nötig sei vielmehr
eine grenzüberschreitende Analyse der Kapazitäten.
(Schluss) sp/itz
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