BAWAG - Die ehemalige Gewerkschaftsbank geht an die Börse
Gründung 1922 - 1947 Neugründung durch den Gewerkschaftsbund -
2000 Übernahme der P.S.K. - 2006 Notverkauf an ausländische
Fonds - 2017 Börsengang
Die ehemalige "Arbeiterbank" BAWAG, zwischenzeitlich
im Eigentum der Gewerkschaft, geht an die Börse. Am Mittwoch hat die
Bank die bisherigen Spekulationen beendet und offiziell verkündet:
Noch heuer ist ein Listing in Wien geplant. Die US-Investmentfonds
Cerberus als Mehrheitseigentümer (54 Prozent) und Golden Tree (40
Prozent) wollen damit für ihre Investition Geld sehen.
Abgesehen von den sich verändernden Eigentümern führten die
Geschäfte der BAWAG zu zahlreichen Prozessen und Verurteilungen und
einem eigenen Untersuchungsausschuss. Hauptauslöser dafür waren
intransparente und sehr verlustreiche Geschäfte der Bank in der
Karibik.
1922: Gründung der "Arbeiterbank" durch den damaligen
Staatskanzler Karl Renner. Sie verwaltet die Gelder der
Gewerkschaften und Konsumgenossenschaften.
1934: Im Ständestaat wird die Arbeiterbank zwangsliquidiert.
1947: Nach dem Zweiten Weltkrieg Neugründung durch den
Gewerkschaftsbund ÖGB
1963: Namensänderung in "Bank für Arbeit und Wirtschaft" (BAWAG)
1994: Die Bank muss umstrittene Karibikgeschäfte auf
Behörden-Druck stoppen
1995: Der neue Generaldirektor Helmut Elsner nimmt die riskanten
"Karibikgeschäfte" wieder auf. Die Bank ist auch Hauptfinancier des
bankrotten Konsum.
1996: Die Bayerische Landesbank (BayernLB) steigt ein, kauft das
"Konsum"-Paket an der BAWAG.
1998: Joint Venture mit dem US-Broker Refco. Ein Jahr später
BAWAG-Einstieg mit 10 Prozent bei Refco.
2000: Die BAWAG kauft die P.S.K. für 1,28 Mrd. Euro. Wolfgang
Flöttl, Sohn des früheren BAWAG-Chefs, verspekuliert viele hundert
Mio. Euro. Die Bank kann nur dank ÖGB-Garantie bilanzieren.
2004: Der ÖGB kauft den BAWAG-Anteil von der BayernLB zurück,
wird Alleineigentümer. BAWAG und ÖGB-Stiftungen steigen bei Refco
vollständig aus.
2005: Die Krise bricht auf. Im Oktober Fusion von BAWAG und
P.S.K. Am 10.10. überweist die BAWAG einen Blitz-Kredit an
Refco/Phillip Bennett. Bennett wird entlassen, sogar vorübergehend
verhaftet. 13.10. Refco stoppt Geschäfte wegen Liquiditätsmangels.
16.10. Die BAWAG bangt um 425 Mio. Euro Kredit an Refco/Bennett.
18.10. Die New Yorker Börse streicht Refco vom Kurszettel. Die
Refco-Gruppe ist insolvent.
2006: 1. Jänner: Ewald Nowotny wird BAWAG-Chef. März:
Offshore-Firmen und Karibik-Spekulationen werden bekannt, die Bank
gesteht hohe Verluste aus dem Jahr 2000 ein. Vier BAWAG-Vorstände
und ÖGB-Chef Verzetnitsch müssen zurücktreten. Der ÖGB beschließt
den Verkauf. April: Refco-Gläubiger stellen Milliardenforderungen an
die BAWAG, BAWAG-Konten in den USA werden eingefroren, es kommt zu
massiven Geldabflüssen aus der Bank. Mai: Bund, Banken und
Versicherungen fangen BAWAG mit Bundesgarantie und Zusage für
Kapitalspritze auf. Juni: Ein milliardenschwerer Vergleich mit
Refco-Opfern bringt der Bank Rechtssicherheit 14. Dezember: US-Fonds
Cerberus erhält den Zuschlag für den Kauf der BAWAG Verhandlungen
gehen aber bis zum 30.12. weiter.
2007 15. Mai: Closing, die BAWAG gehört zu etwa 90 Prozent dem
US-Fonds Cerberus. Der Kaufpreis liegt bei 2,6 Mrd. Euro, dazu
bekommt die Bank 600 Mio. Euro Kapitalspritze.
2009: Im Zuge der Finanzkrise bekommt die BAWAG wie viele andere
Banken auch eine Staatshilfe: 550 Mio. Euro Partizipationskapital
(mit 9,3 Prozent Zins) und eine 400 Mio. Euro schwere Garantie.
Zusätzlich hat Eigentümer Cerberus 205 Mio. Euro Kapital
eingeschossen und die Bank selber 80 Mio. Euro aufgenommen.
2012: In Zuge einer Kapitalerhöhung steigt der Fonds Golden Tree
mit rund 40 Prozent bei der BAWAG ein
2014 März: BAWAG zahlt nach einer weiteren Kapitalerhöhung das
letzte Staatskapital zurück
2017 27. September: BAWAG gibt bekannt, noch im Laufe des Jahres
den Börsengang in Wien anzustreben.
(Schluss) tsk/gru
WEB http://www.bawagpsk.com