voestalpine setzt weiterhin auf Wachstumsmotor NAFTA
Nach wie vor keine großen Sorgen wegen Freihandelsabkommen -
Leichtbau als Umsatzbringer
Der heimische
börsenotierte Technologie- und Industriegüterkonzern voestalpine
gibt sich wegen des wackelnden Freihandelsabkommens NAFTA weiterhin
unbesorgt. "Ich glaube nicht, dass sich das so ändern wird", sagte
Peter Schwab, voestalpine-Vorstand und Leiter der Sparte "Metal
Forming" diese Woche vor österreichischen Journalisten in den USA.
Auf Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump reagiert das
Unternehmen, wie viele andere, inzwischen demonstrativ gelassen.
Erst am Dienstag hatte es aus mexikanischen Regierungskreisen
geheißen, dass sich das Land auf einen Ausstieg der USA aus dem
nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA gefasst macht.
Man könne sich als Unternehmen nicht zu Tode fürchten, so Schwab
weiter. Und: Um mit Innovationen Fuß zu fassen, müsse man nun mal
global tätig sein, das Unternehmen setze daher nach wie vor stark
auf den NAFTA-Raum. "Bis 2020 ist das der größte Wachstumsmarkt."
Bis dahin soll der Umsatz dort von 1,3 auf 3 Mrd. Euro wachsen.
Durch das NAFTA-Abkommen, das vor mehr als 20 Jahren in Kraft
getreten ist, sind die Nachbarländer Kanada, USA und Mexiko näher
zusammengerückt - und damit auch die Automobilindustrie: "Es ist
nicht ungewöhnlich, dass für ein einzelnes Fahrzeug diverse
Komponenten bis zu sieben Mal die Grenze zwischen den USA und Kanada
beziehungsweise Mexiko überschreiten", heißt es von den
Außenwirtschaftscentern der WKO in den USA zur APA. Der "Autopfad"
erstrecke sich über 1.100 Kilometer vom Südosten Kanadas bis zum
Golf von Mexiko.
Für voestalpine ist Mobilität ein wesentlicher Umsatztreiber,
aktuell macht er mit 5,6 Mrd. Euro 49 Prozent der Gesamterlöse aus.
Bis 2020 soll die Hälfte des Konzernumsatzes in dem Bereich mit den
Branchen Automotive, Bahn und Luftfahrt erwirtschaftet werden.
Der Trend zum Leichtbau und zur E-Mobilität spielt dem Linzer
Unternehmen dabei in die Hände. Der Leichtbaumarkt für Pkw und Lkw
soll sich laut Schätzungen bis 2025 auf 100 Mrd. Euro verfünffachen.
"Innovationstreiber sind vor allem die deutschen Premiumhersteller",
so Schwab. "Auch SUV und Pick-ups werden leichter", berichtet
Philipp Schulz, Geschäftsführer des voestalpine-Standorts in
Cartersville, Georgia. Bestrebungen der Politik, den
Individualverkehr einzudämmen, gebe es dort nicht, Öffis und
Fußgänger sind ein seltener Anblick.
Das Werk in Cartersville spielt für das Wachstum in den USA,
Kanada und Mexiko eine Schlüsselrolle: Es ist der erste
Produktionsstandort für höchstfeste Leichtbau-Karosserieteile im
NAFTA-Raum.
Der Standort befindet sich zurzeit in der dritten Ausbaustufe -
auch wegen eines Großauftrags für einen deutschen Autohersteller in
der Höhe von 500 Mio. US-Dollar (419,60 Mio. Euro). Die
Niederlassung, die erst seit 2014 in Betrieb ist, wurde
kontinuierlich ausgebaut, für den Großauftrag wurden erneut 60 Mio.
Dollar in die Hand genommen. Bis 2020 sollen dort 200 Mio. Dollar
mit 450 Mitarbeitern umgesetzt werden.
"Dieses Wachstum kann man in Österreich nicht machen", merkte
Schwab an und lobte die ansässigen Gemeinden, die sehr kooperativ
gewesen seien. Die Politik hätte hier erkannt, dass eine
Reindustrialisierung des Gebiets langfristige Arbeitsplätze bringe.
Auch die Mitarbeiter seien hochflexibel. "Überstunden sind
überhaupt kein Thema", erzählte Schulz. "Das sind wir in Österreich
nicht gewohnt" so der Geschäftsführer weiter, räumt aber auch ein,
dass in den USA viele "von Paycheck zu Paycheck" leben.
Bei den US-amerikanischen Konsumenten sind die deutschen
Autobauer wegen der jüngsten Skandale übrigens nicht in Missgunst
geraten. "Die interessiert nur, ob es Sammelklagen gibt und sie Geld
bekommen", so Schulz. Umweltschutz spiele dort keine große Rolle.
Zurzeit beschäftigt der Konzern knapp 3.300 Mitarbeiter im
NAFTA-Raum. Allein in den USA hat das Unternehmen in den letzten
fünf Jahren rund 1,2 Mrd. Dollar investiert.
(Schluss) cam/ggr
ISIN AT0000937503
WEB http://www.voestalpine.com