Linzer Oberbank handelte als erste in Europa Abkommen mit Iran aus
Gilt für gebundene Finanzkredite - Gewinn im ersten Halbjahr
2017 weiter gesteigert - Wegen OGH-Urteil könnten Kreditzinsen
laut Oberbankchef um 0,25 bis 0,375 Prozentpunkte steigen
Als erste europäische Bank hat die
börsennotierte Linzer Oberbank ein Rahmenabkommen mit dem Iran
ausverhandelt. Dies teilte Generaldirektor Franz Gasselsberger am
Freitag im Rahmen der Halbjahresbilanz-Pressekonferenz in Linz mit.
Gebundene Finanzkredite mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren
und einer Deckung durch die Oesterreichische Kontrollbank sind
Inhalt des Abkommens.
Offiziell soll der Vertrag im Herbst in der Bankenzentrale in
Linz unterzeichnet werden. Ermöglicht werden dann Iran-Investitionen
von österreichischen Projekten etwa im Gesundheitsbereich oder der
Infrastruktur, meinte Gasselsberger nicht ohne Stolz. Grund zur
Freude bereitete ihm auch die Halbjahresbilanz. So stieg der Gewinn
im ersten Halbjahr 2017 wieder an - konkret vor Steuern um 17,7
Prozent auf 123,1 Mio. Euro und nach Steuern um 15,6 Prozent auf
101,6 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet der Generaldirektor,
dass der herausragende Wert des Vorjahres erreicht oder sogar leicht
übertroffen werde.
Ein Wermutstropfen sei die nach mehreren OGH-Urteilen notwendige
Rückvergütung im Zusammenhang mit Negativzinsen. Bei der Oberbank
betrifft dies rund 23.000 Kreditnehmer mit einem Kreditvolumen von
1,3 Mrd. Euro. Der erforderliche Rückvergütungsbetrag von 6,3 Mio.
Euro wurde bereits vorgesorgt. Grundsätzlich hält es auch
Gasselsberger für möglich, dass in Folge des OGH-Urteils, wonach
Banken bei der Berechnung des Kreditentgelts auch einen negativen
Zinssatz berücksichtigen müssen, die Aufschläge und damit die
Kreditzinsen in die Höhe gehen. Sein Kollege von der Sparkasse
Oberösterreich hatte dies bereits in Aussicht gestellt. "Wenn du
einen Teil der Marge verlierst, musst du schauen, wie du wieder zu
deinem Geld kommst", so der Oberbank-Chef. Ein Erhöhung der
Aufschläge von maximal 0,25 oder 0,375 Prozentpunkte, würde nur
Neugeschäfte betreffen. "Ob dies jedoch am Markt auch durchsetzbar
ist, weiß ich nicht."
Und dann tat der Bankenchef noch etwas derzeit Ungewöhnliches. Er
lobte die bisherige rot-schwarze Regierungsarbeit, wie etwa eine
deutliche Reduzierung der Bankenabgabe oder die Stärkung der
Mitarbeiterbeteiligung durch ein entsprechendes Gesetz. "Mir geht
das Regierungsbashing genauso auf die Nerven wie seinerzeit das
Bankenbashing", meinte Gasselsberger.
Vor allem durch die Zuwächse bei den Kundenkrediten und den
Kundeneinlagen wuchs die Bilanzsumme der Oberbank um 7,1 Prozent und
kam damit erstmals über die 20 Mrd-Grenze (exakt: 20,046 Mrd. Euro).
Die Primäreinlagen haben um 4,1 Prozent auf 13,2 Mrd. Euro
zugenommen, die Wertpapiere auf den Kundendepots um 9,7 Prozent auf
13,9 Mrd. Euro.
Das Kreditvolumen wuchs seit Mitte 2016 um 6,9 Prozent auf 14,3
Mrd. Euro. Damit halte der Trend an, dass das Kreditvolumen des
Geldinstituts auch im ersten Halbjahr 2017 stärker gewachsen ist als
der österreichische Gesamtmarkt (plus 2,1 Prozent) und der Euroraum
(plus 4,6 Prozent). Von der allgemein positiven wirtschaftlichen
Entwicklung zeigte sich der Bankenchef doch "überrascht", da die
"externen Rahmenbedingungen wie Brexit, Trump und die Wahlen in
Frankreich" dies nicht unbedingt hätten erwarten lassen.
Trotz einer umsichtigen Vorsorgepolitik der Oberbank waren
zuletzt mehr Vorsorgen aufzulösen als neu zu bilden. Damit ergab
sich aus den Risikovorsorgen ein Ertrag von 2 Mio. Euro nach einem
Aufwand von 17,2 Mio. im ersten Halbjahr 2016.
Die Oberbank (2.036 Mitarbeiter, 156 Filialen) ist die größte
Regionalbank der 3-Banken-Gruppe. An allen drei Banken (Oberbank,
BKS, BTV) hält die UniCredit Bank Austria wesentliche Aktienpakete.
Die Regionalbanken sind zudem untereinander verflochten.
(Schluss) ker/itz
ISIN AT0000625108
WEB http://www.oberbank.at