Lenzing stemmt in nächsten Jahren Investitionen von über halben Mrd.
Faserhersteller baut in Österreich, den USA und Thailand
kräftig aus und nimmt neues Personal auf - "Hervorragende
Halbjahreszahlen" stimmen Vorstand für Gesamtjahr optimistisch
- BILD
Der Faserhersteller Lenzing hat die
schwierigen Zeiten längst hinter sich und befindet sich auf
Wachstumskurs. Der weltweit tätige Konzern nimmt in den nächsten
Jahren deutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Hand, um
bestehende Werke auszubauen bzw. neue zu bauen. "Wir sind
schuldenfrei. Wir können das stemmen", sagte Finanzvorstand Thomas
Obendrauf am Mittwoch.
Rund 200 Mio. Euro steckt das oberösterreichische Unternehmen in
seine Werke in Lenzing und Heiligenkreuz. 293 Mio. US-Dollar (248,92
Mio. Euro) fließen in den Bau der geplanten Tencel-Faseranlage in
Mobile (USA). Das Investment für das geplante Lyocellfaser-Werk in
Thailand (Prachinburi) soll sich ebenfalls in dieser Größenordnung
bewegen, sagte Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky bei der
Präsentation der Halbjahresergebnisse auf Nachfrage.
Die finale Entscheidung über den Bau soll im ersten Quartal 2018
fallen. Thailand erfülle aber sehr viele Kernkriterien, so Doboczky.
Dafür sprächen die Nähe zu Märkten wie Indien und Südchina, ein
gutes Investitionsumfeld sowie ein attraktiver Energiemix. Die
thailändische Regierung kümmere sich sehr um ausländische
Investoren, die Abteilung für ausländische Direktinvestitionen
(foreign direct investment, kurz FDI) sei "bestens aufgestellt".
Aufgrund des umfassenden Investitionsprogramms leistet sich
Lenzing nun auch einen vierten Vorstand. Der promovierte Chemiker
Heiko Arnold ist seit 1. Mai Technik-Vorstand des börsenotierten
Faserherstellers. Der Deutsche blickt auf eine 15-jährige
Berufserfahrung in Asien zurück - einem Markt, der für Lenzing immer
wichtiger wird.
Nach "hervorragenden Halbjahreszahlen" geht der Vorstand für das
Gesamtjahr 2017 von einem deutlich besseren Ergebnis aus als 2016.
"Wir haben guten Rückenwind vom Markt", sagte Doboczky. In einem
volatilen Viskosefasermarkt hätten sich die Spezialfasern gut
entwickelt. Gleichzeitig räumte Doboczky ein, dass es nicht immer
weiter nach oben gehen würde. In den Jahren 2013 und 2014 setzten
die damals stark sinkenden Faserpreise Lenzing zu - die Folge waren
Verluste und ein massiver Jobabbau.
Der Konzern setzt deshalb schon länger auf seine Spezialfasern,
an denen er besser verdient als an Viskosefasern. Bis 2020 will
Lenzing den Anteil an Spezialfasern auf 50 Prozent des
Gesamtumsatzes steigern. Derzeit liegt dieser bei 41,9 Prozent. Zu
Jahresbeginn launchte das Unternehmen die Spezialfaser "Refibra",
ein Recyclingprodukt aus den Stoffen, die beim Zuschnitt in Fabriken
abfallen. Als Partner schnappte sich Lenzing den größten Modekonzern
der Welt, die spanische Inditex-Gruppe, zu der Marken wie Zara,
Bershka, Massimo Dutti oder Pull&Bear gehören. Seit Anfang Februar
verkauft die Modekette Zara in ihren internationalen und
österreichischen Geschäften T-Shirts, Pullover und Tops aus der
Lenzing-Faser "Refibra". Inzwischen habe Lenzing mehr als 25
Kooperationspartner für seine Spezialfaser.
Seit zwei, drei Jahren sei das Thema Nachhaltigkeit immer
wichtiger, sagte Marketing- und Vertriebschef Robert van de Kerkhof.
Noch im dritten Quartal will das Unternehmen seine neue, nachhaltig
produzierte Viskosefaser "EcoVero" ausliefern.
Im ersten Halbjahr 2017 hat der Konzern den Umsatz um 11 Prozent
auf 1,15 Mrd. Euro gesteigert. Zum einen dank höherer
Verkaufspreise, zum anderen aufgrund eines verbesserten
Produktmixes, wie der Vorstand heute ausführte. Der Nettogewinn
stieg kräftig von 94,6 auf 150,3 Mio. Euro. Das operative Ergebnis
vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um mehr
als ein Drittel (38,8 Prozent) auf 270,7 Mio. Euro. Das
Betriebsergebnis (EBIT) stieg ebenfalls deutlich um 57 Prozent auf
204,2 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote betrug per Ende Juni 55,1
Prozent.
Lenzing beschäftigt derzeit rund 6.100 Personen
(Vollzeitäquivalente), etwas weniger als die Hälfte davon in
Österreich. Bis Jahresende will das Unternehmen rund 100 neue
Mitarbeiter aufnehmen - quer durch alle Märkte, in denen die Firma
gerade expandiert.
(Schluss) kan/ggr
ISIN AT0000644505
WEB http://www.lenzing.com