BAWAG-Aktionär spitzt auf deutsche Banken - Nun Commerzbank-Einstieg
Cerberus hat für fast 700 Mio. Euro 5 Prozent erworben -
Offenbar auch Interesse an Wüstenrot Bank und HSH Nordbank -
BAWAG besiegelte erst vorige Woche Übernahme von Südwestbank
Der US-Finanzinvestor
Cerberus ist bei der deutschen Commerzbank eingestiegen. Der
Mehrheitseigentümer der österreichischen BAWAG meldete am Mittwoch
einen Anteil von 5,01 Prozent an Deutschlands zweitgrößter
Privatbank. Das Paket ist knapp 700 Mio. Euro wert. Cerberus ist
damit zweitgrößter Aktionär der Commerzbank nach dem deutschen
Staat.
Der deutsche Staat hatte die Commerzbank in der Finanzkrise
gerettet hatte und hält noch gut 15 Prozent der Anteile.
Was der als aggressiv geltende US-Investor mit dem Aktienpaket im
Schilde führt, blieb zunächst unklar. Eine Commerzbank-Sprecherin
wollte heute nicht sagen, ob Cerberus im Vorfeld des Einstiegs wie
üblich Kontakt mit der Bank aufgenommen hatte.
In einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte es Anfang
Juli aber schon geheißen, Cerberus wolle mit einem
Commerzbank-Einstieg vom Aufschwung in der deutschen Finanzbranche
profitieren.
Cerberus hat den jetzigen Einstieg bei der Commerzbank -
zumindest teilweise - über die selbe Holding mit den Namen
Promontoria bewerkstelligt, die auch die BAWAG-Anteile hält. Firmen
mit dem gleichen Namen waren in Europa auch schon als Investoren in
Einzelhandelsimmobilien und als Käufer fauler Kredite aufgetreten.
Der Kurs der Commerzbank-Aktie hat in den vergangenen Monaten
kräftig angezogen. Seit dem Tiefststand von 5,16 Euro im August 2016
hat er sich mehr als verdoppelt. Am heutigen Mittwoch legte die
Aktie um 1,5 Prozent auf fast 11 Euro zu.
Deutsche Banken stehen ohnehin im Interesse des Finanzinvestors:
Vor kurzem hatte Cerberus via BAWAG die Übernahme der Stuttgarter
Regionalbank Südwestbank perfekt gemacht. Abgeschlossen werden soll
die Transaktion bis Jahresende.
Zum Kaufpreis gab es bisher keine Angaben. Die
Südwestbank-Verkäufer, die Strüngmann-Zwillinge, die den
Generikahersteller Hexal gegründet und 2005 an Novartis verkauft
haben, hatten für die baden-württembergische Bank im Jahr 2004 rund
100 Mio. Euro an die DZ Bank überwiesen. 2014 steckten sie weitere
350 Mio. Euro in die Verdoppelung des Eigenkapitals. Nach deutschen
Medienangaben lag das bilanzielle Eigenkapital der Südwestbank per
Ende 2016 bei rund 720 Mio. Euro.
Bereits bei der Bekanntgabe des Südwestbank-Deals hatte der neue
BAWAG-Chef Anas Abuzaakouk klargemacht, dass er größere Ambitionen
im Nachbarland hat: "Deutschland ist ein sehr, sehr attraktiver
Markt für uns." "Wir sehen uns einige Möglichkeiten an, die eine
Ergänzung für die Südwestbank wären."
Die BAWAG selbst putzt sich seit geraumer Zeit für einen
Börsengang. In Finanzkreisen war zuletzt von Herbst die Rede.
Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" sind die BAWAG und
ihr Großaktionär Cerberus auch an der deutschen Wüstenrot Bank
interessiert, an der der Stuttgarter Finanzkonzern W&W das
strategische Interesse verloren hat.
In Deutschland wird Cerberus zudem ein Interesse an der HSH
Nordbank nachgesagt. Diese muss auf Druck der EU von ihren
Eigentümern Hamburg und Schleswig-Holstein verkauft werden.
Auch mit einer Übernahme der deutschen Postbank hatte sich
Cerberus schon beschäftigt: Die Pläne hatten sich allerdings
zerschlagen, weil die Deutsche Bank einen zu hohen Preis gefordert
hatte.
Eine Komplettübernahme der Commerzbank wäre, so sagen zumindest
Beobachter, für einen Finanzinvestor wie Cerberus allerdings zu
teuer: Ihr Börsenwert liegt bei fast 14 Mrd. Euro.
(Schluss) rf/ggr
ISIN DE000CBK1001
WEB http://www.bawagpsk.com
https://www.commerzbank.de/