Kapsch TrafficCom schreibt Rekordergebnis - Kooperation mit Start-ups
Unternehmen will mehr Geschäft in Städten machen - Autonomes
Fahren wird noch dauern
Die börsennotierte Kapsch TrafficCom AG hat im
abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 mit einem Umsatz von 648,5 Mio.
Euro und einem Gewinn von 42,7 Mio. Euro erneut Rekordwerte erzielt.
Neben der Spezialisierung auf Mautsysteme will das Wiener
Unternehmen verstärkt "von den Autobahnen in die Städte" gehen, so
Konzernchef Georg Kapsch am Dienstag vor Journalisten.
Bei dem Engagement in Städten geht es zum Beispiel um die
Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel, die Steuerung von
Korridorverkehr oder die Kommunikation zwischen Fahrzeugen. "Ohne
Kommunikation wird es kein autonomes Fahren geben", so Kapsch. Bis
sich autonomes Fahren durchgesetzt hat, dürfte es allerdings noch
dauern. Kapsch bezweifelt, dass bis 2025 schon 40 Prozent der Autos
selbstständig unterwegs sind. Voll autonomes Fahren werde es
zunächst auf Autobahnen und bei Lkw geben, dann in Städten und erst
zum Schluss auf Landstraßen.
Die beiden Geschäftsbereiche Maut und IMS ("Intelligent Mobility
Solutions") würden immer weiter zusammenwachsen. Im urbanen Raum
werden extrem viele Daten generiert, die man sammeln und verkaufen
könne. Diese wären besonders für Automobilhersteller interessant.
Um bei künftigen Technologien die Nase vorn zu haben, arbeitet
Kapsch auch mit Start-ups zusammen. Sieben internationale Start-ups
aus dem Mobilitätsbereich wurden für ein eigenes
Accelerator-Programm ausgewählt und erhalten einen Anteil an der
beteiligungsfreien Gesamtförderung von 150.000 Euro. Dabei sollen
langfristige Kooperationen im Vordergrund stehen, direkte
Beteiligungen gebe es bis jetzt noch nicht. Kapsch will dadurch auch
das Produktportfolio sowie die Leistung des eigenen Unternehmens
steigern.
In Europa will sich Kapsch TrafficCom auf landesweite Mautsysteme
fokussieren. "Wir wollen Bulgarien gewinnen", so Kapsch. Auch bei
Ausschreibungen in Polen und Tschechien, wo bestehende Verträge 2018
beziehungsweise 2019 auslaufen, will Kapsch erneut das Rennen
machen. Zudem sollen in Ländern, wo das Unternehmen bereits
Mautsysteme liefert, auch IMS-Lösungen angeboten werden.
Kapsch TrafficCom will auch beim Mammutprojekt des deutschen
Pkw-Mautsystems mitmischen und versteht die Kritik der
österreichischen Politik freilich nicht. Ein interessanter
Wachstumsmarkt seien weiterhin die USA, auch im
asiatisch-pazifischen Raum soll die Position gestärkt werden.
Der Umsatz der Kapsch TrafficCom stieg im Geschäftsjahr 2016/17
um 23 Prozent auf 648,5 Mio. Euro, der Gewinn kletterte von 36,5 auf
42,7 Mio. Euro. Das Ebit sank jedoch von 62,3 auf 60,1 Mio. Euro,
die Ebit-Marge ging von 11,9 auf 9,3 Prozent zurück. Das liege unter
anderem an der Übernahme der Transportsparte von Schneider Electric
im Frühjahr 2016 sowie Aufwendungen für deren Integration. Dazu kam
laut Kapsch ein kostspieliger Rechtsstreit in den USA, der im
abgelaufenen Geschäftsjahr Anwaltskosten in Höhe von 12 Mio. Euro
verursacht hat.
Der Zukauf des Verkehrssteuerung-Geschäfts, das jetzt unter dem
Namen Kapsch TrafficCom Transportation läuft, steuerte im
Wirtschaftsjahr 2016/17 einen Umsatz von 112,8 Mio. Euro bei,
während das Ebit mit minus 2,3 Mio. Euro negativ war.
Bei der Hauptversammlung im Herbst 2017 soll wie schon im Vorjahr
eine Dividende in Höhe von 1,50 Euro pro Aktie vorgeschlagen werden.
Im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 soll das Unternehmen weiter
wachsen. Das Ebit werde stabil bleiben, Preiseffekte aus
Mautprojekten in Österreich und Tschechien sowie Kosten aus dem
US-Geschäft würden sich auf das Ergebnis auswirken. Die Ebit-Marge
soll langfristig um die 10 Prozent betragen.
(Schluss) cam/ggr
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