Lenzing plant erste Spezialfaser-Anlage im asiatischen Raum
Erholung am Fasermarkt sorgte für "exzellentes Jahr 2016" -
Gewinnsprung von fast 80 Prozent - Aktionären winkt kräftige
Dividende
Der oberösterreichische Faserkonzern Lenzing
plant die erste Produktionsanlage für seine Spezialfaser "Tencel" im
asiatischen Raum. Wo das Werk gebaut wird, darüber will das
Unternehmen noch heuer entscheiden, kündigte Lenzing-Vorstand Stefan
Doboczky am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz an. Die Anlage
soll eine Kapazität von etwa 90.000 Tonnen haben und 2020 oder 2021
in Betrieb gehen.
"Asien ist der größte Absatzmarkt für Tencel", sagte Doboczky.
Erst im Dezember gab Lenzing bekannt, 293 Mio. Dollar (271 Mio.
Euro) in ein neues Tencel-Werk am Standort Mobile in den USA zu
investieren. Darüber hinaus produziert Lenzing die Spezialfaser in
Heiligenkreuz (Burgenland), wo der Faserhersteller 70 Mio. Euro in
den Ausbau steckt. Weitere 30 Mio. Euro fließen in das Tencel-Werk
in Großbritannien, Grimsby, sowie in den Standort in Lenzing.
Der Konzern konzentriert sich schon länger auf seine
Spezialfasern, da sich damit mehr verdienen lässt als mit Viskose.
Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil von Spezialfasern an den
Umsatzerlösen auf 50 Prozent steigen. Derzeit liegt dieser Anteil
bei 42 Prozent. Erst kürzlich launchte Lenzing die Spezialfaser
"Refibra", ein Recyclingprodukt aus den Stoffen, die beim Zuschnitt
in Fabriken abfallen. Als Partner schnappte sich Lenzing den größten
Modekonzern der Welt, die spanische Inditex-Gruppe, zu der Marken
wie Zara, Bershka, Massimo Dutti oder Pull&Bear gehören. Seit Anfang
Februar verkauft die Modekette Zara in ihren internationalen und
österreichischen Geschäften T-Shirts, Pullover und Tops aus der
Lenzing-Faser "Refibra".
Heute gab Marketing- und Vertriebschef Robert van de Kerkhof den
nächsten Partner bekannt: Die Outdoor-Bekleidungsfirma Patagonia.
Gespräche mit anderen Marken liefen, noch heuer sollen "mehrere" auf
den Markt kommen. Für das zweite und dritte Quartal 2017 stellte
Vorstandschef Doboczky weitere Produktinnovationen in Aussicht, ohne
Details zu verraten.
Lenzing hat im vergangenen Jahr vom sich erholenden Fasermarkt
profitiert. Die Preise sowohl für Baumwolle (+5,5 Prozent) und
Viskose (+32,5 Prozent) als auch für Zellstoff (+4,3 Prozent) sind
2016 kräftig gestiegen. Lenzing verlangte von seinen Kunden
entsprechend höhere Preise, was sich in einem Umsatz- und
Gewinnanstieg bemerkbar machte.
Der Umsatz erhöhte sich um 8 Prozent auf 2,13 Mrd. Euro. Das
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 48
Prozent auf 428,3 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) hat sich
auf 296,3 Mio. Euro fast verdoppelt. Der Nettogewinn lag mit 229
Mio. Euro um fast 80 Prozent über dem Jahr 2015. Per Jahresende 2016
beschäftigte der Konzern 6.218 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
"2016 war ein exzellentes Jahr. Das Zweitbeste in der
Geschichte", resümierte Doboczky am Mittwoch vor Journalisten.
Aufgrund des guten Ergebnisses wird der Vorstand eine Dividende von
3 Euro/Aktie (nach 2 Euro) inklusive einer Sonderdividende von 1,20
Euro/Aktie vorschlagen.
Unter der Voraussetzung unveränderter Fasermarktverhältnisse und
Währungsrelationen erwartet der Vorstand für 2017 eine deutliche
Verbesserung gegenüber 2016. Doch immer so weitergehen dürfte es
nicht. "Der Markt wird sich auch wieder ändern", räumte Doboczky
ein.
(Schluss) kan/ggr
ISIN AT0000644505
WEB http://www.lenzing.com