Verbund - Mellach-Prüfung in den nächsten Tagen abgeschlossen
Derzeit werden noch alle Optionen für das Gaskraftwerk
analysiert
Der börsennotierte Stromkonzern Verbund prüft für
das Gaskraftwerk im steirischen Mellach derzeit noch alle Optionen.
Die Prüfung soll in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Eine
Entscheidung, ob oder wie eine eventuelle Verkaufsoption zum Tragen
komme oder nicht, werde noch vor der am 5. April stattfindenden
Hauptversammlung bekanntgegeben, kündigte Konzernchef Wolfgang
Anzengruber an.
Derzeit sei die Analysephase noch nicht abgeschlossen. Es seien
aber im vergangenen Jahr alle offenen Themen im Zusammenhang mit dem
Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach bereinigt worden, es bestehe kein Risiko
mehr für die Zukunft. Beim Kraftwerksstandort Mellach herrschten nun
ein vernünftiges Einvernehmen und eine gute Basis für die weitere
Entwicklung. Das Steinkohlekraftwerk werde voraussichtlich früher
als im bisher geplanten Jahr 2020 geschlossen, so Anzengruber am
Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz. Das Gaskraftwerk in Mellach
habe in den ersten zwei Monaten des Jahres zur Aufrechterhaltung der
Versorgungssicherheit beigetragen, es müssten aber auch die Kosten
berücksichtigt werden, so Anzengruber. Der Verbund bekennt sich zur
CO2-freien Stromerzeugung. Aktuell sei die Erzeugung bereits zu 96
Prozent CO2-frei, so Anzengruber.
Die Talfahrt der Stromgroßhandelspreise hat sich auch im
vergangenen Jahr fortgesetzt. Dies habe durch höhere Wasserführung
als im Jahr davor, durch weitere Effizienzsteigerungen und
Kostensenkungen kompensiert werden können, so dass die Ergebnisse
gesteigert wurden, so der Verbund-Vorstand. Die Maßnahmen zur
Kostensenkung und Effizienzsteigerung führten zu nachhaltigen
Verbesserungen im Konzern, betonte Finanzvorstand Peter Kollmann.
Der Wasserkraft-Erzeugungskoeffizient lag im Vorjahr mit 1,00 genau
im langjährigen Mittel, 2015 waren es nur 0,93 Prozent. Der
durchschnittliche Strompreis lag 2016 bei 31 Euro je Megawattstunde
(MWh), 2015 waren es noch 35 Euro. Eine Veränderung bei den
Großhandelspreisen um 1 Euro/MWh wirkt sich im Konzernergebnis mit
4,4 Mio. Euro (Erneuerbare Erzeugung) aus, eine 1-prozentige
Veränderung bei der Wasserkrafterzeugung mit 4,9 Mio. Euro.
Die Verschuldung habe der Verbund innerhalb von zwei Jahren um
fast 1 Mrd. Euro reduziert, so Kollmann. Der Free Cashflow vor
Dividende stieg 2016 im Vergleich zu 2015 um 5,3 Prozent auf 580,7
Mio. Euro. An Dividende werden für das Vorjahr 29 Cent (nach 35
Cent) je Aktie vorgeschlagen, das entspricht einer 30,9-prozentigen
Ausschüttungsquote auf das bereinigte Konzernergebnis. Insgesamt
werden an die Aktionäre etwas mehr als 100 Mio. Euro ausgeschüttet.
Mehrheitseigentümer des Verbund ist mit 51 Prozent die Republik
Österreich. Zur Kürzung erklärte der Vorstand, der Verbund habe
zahlreiche Maßnahmen ergriffen, wie Kostenreduktionen,
Effizienzsteigerungen und auch die Maßnahmen auf der thermischen
Seite. Es sei um die Stärkung des Unternehmens gegangen, um
Schuldenreduktion und die Kraft, sich den Herausforderungen der
Zukunft stellen zu können. Der Verbund habe noch nie Verluste
geschrieben, betonte Anzengruber.
Für heuer wird ein EBITDA von rund 800 Mio. Euro erwartet, zum
Teil wegen der Strompreise sowie leichten Rückgängen bei den
Flexibilitätsprodukten und des Beitrags der Verbund-Netztochter APG.
Investiert hat der Verbund im Vorjahr in der Erzeugung unter
anderem in Windparks und Effizienzsteigerungen bestehender
Kraftwerke, eröffnet wurde Anfang Oktober das Pumpspeicherkraftwerk
Reißeck II. Ein "teures Nebengeräusch" bei den Investitionen seien
Ökologisierungsmaßnahmen mit 280 Mio. Euro Investitionen bis 2025.
So hat der Verbund beispielsweise beim oberösterreichischen
Kraftwerk Ottensheim-Wilhering die längste Fischwanderhilfe Europas
gebaut.
Zukunftsweisende Innovationsprojekte für den Verbund, den es
heuer seit 70 Jahren gibt, sieht Anzengruber unter anderem in
Wasserstoffkooperationen wie mit der voestalpine, Elektromobilität
und - angesichts immer stärkerer Dezentralisierung der
Stromerzeugung - in "smarten" Netzen.
(Schluss) itz/sp
ISIN AT0000746409
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