KTM Industries - Pierer: "Wir sind great again"
KTM-Chef zur Neuwahldiskussion: "Entweder sie schaffen es,
oder sie sollen aufhören." - "Wir zahlen 1,4 Millionen Euro
Kammerumlage. Brauchen tu ich von denen gar nichts"
KTM-Industries-Chef Stefan Pierer lässt
sich nach dem 16. Sieg bei der Dakar-Rally auch durch die
Turbulenzen seit der Wahl des neuen US-Präsidenten nicht aus der
Ruhe bringen. 440 Mitarbeiter beschäftigt die oberösterreichische
Zweiradschmiede in den USA, inklusive eigener Produktion, wie Pierer
betont. "Wir haben den amerikanischen Hut auf. Wir sind great
again", so Pierer am Freitag.
In Österreich sieht er hingegen einiges nicht so "great". Zu den
Neuwahlspekulationen meinte er am Rande der heutigen
Bilanzpressekonferenz: "Entweder sie schaffen es, oder sie sollen
aufhören." Zu tun gebe es mehr als genug. Seit Jahren predige er
drei Punkte: Arbeitszeitflexibilisierung, Bürokratieabbau und mehr
Netto vom Brutto.
Er werde jedenfalls nicht das Land verlassen. "Ich gehe nicht aus
Österreich weg, da schicke ich vorher die Politiker weg", so Pierer.
Und diese würden nicht alleine sein, denn die Sozialpartner würde er
am liebsten gleich mit auf die Reise schicken. "Wir zahlen 1,4
Millionen Euro an Kammerumlage. Brauchen tu ich von denen gar
nichts", betonte er.
Selbst hat Pierer keine politischen Ambitionen. "Ich bin 38 Jahre
glücklich verheiratet und habe meiner Frau geschworen, dass ich nie
in die Politik gehe", meinte Pierer, der auch Vizepräsident der
Industriellenvereinigung Oberösterreich ist.
Er habe ohnehin noch genug Ziele bei der börsennotierte KTM
Industries AG, der früheren Cross Holding. Im Vorjahr habe KTM
gemeinsam mit der Tochter Husqvarna erstmals 200.000 Motorräder
verkauft, in fünf Jahren sollen es 300.000 sein. Elektromobilität
werde dabei eine "fundamentale" Rolle spielen, hier gehörten die
Oberösterreicher zu den führenden Herstellern. Allerdings gebe es
bei den Margen noch Verbesserungsbedarf. "Bis dato geht die Marge
zum Batteriehersteller. Das ist ungefähr das Tesla-Modell - je mehr
man verkauft, desto weniger verdient man."
Sehr erfreut zeigte er sich über die Entwicklung von Husqvarna,
die defizitär von BMW übernommen wurde. "Ich bin BMW heute noch
dankbar dass es das Verlustgeschäft abgegeben hat", lächelte Pierer.
Weniger erfreut ist er über die Diskussion rund um die
Freihandelsabkommen, die von "Demonstranten mit importierten
Smartphones" in den Händen bekämpft würden. "Ohne Export gibt es
diesen Wohlstand nicht, den wir haben", gibt er zu bedenken.
Ein Export bereitet Pierer trotzdem Sorgen: Und zwar der gut
ausgebildeter Uniabsolventen ins Ausland - und dass ein
"sozialistisches Bildungssystem" die Lehre ausgedünnt habe. In der
"Industrieecke" von Braunau bis Salzburg gebe es bereits
Vollbeschäftigung. "Uns gehen die Fachkräfte aus", so Pierer.
Insbesondere im Bereich Elektronik und IT fehlten die Beschäftigten.
Dabei würde sein Unternehmen im Schnitt 2.850 Euro Brutto monatlich
zahlen. Mit einem Mindestlohn von 1.500 brutto hätte Pierer kein
Problem.
(Schluss/folgt Zus.) stf/sp
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