Arbeitszeit - Voest-Betriebsrat und Stadt Linz für Flexibilisierung
Außerdem Forderung nach Entlastung bei Umweltmaßnahmen,
europäischer Energiestrategie und Bildungsoffensive
Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und der
voestalpine-Kozernbetriebsrat-Vorsitzende Hans-Karl Schaller
sprechen sich für die Arbeitszeit-Flexibilisierung aus. Das
erklärten sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag in
Linz. Darüber hinaus stellten sie Forderungen nach Entlastung bei
Umweltmaßnahmen, einer europäischen Energiestrategie und einer
Bildungsoffensive.
Schaller, der auch in der Gewerkschaftsbewegung eine maßgebliche
Rolle spielt, verwies darauf, dass es in der voestalpine insgesamt
132 verschiedene Arbeitszeitmodelle für die unterschiedlichen
Beschäftigungsbereiche gebe - alle gesetzeskonform und
einvernehmlich zwischen Unternehmensleitung und
Belegschaftsvertretung vereinbart. "Von denen wird es wohl eines
geben, das auch für einen anderen Betrieb passt", bemerkte Luger
dazu.
Der Betriebsratschef nannte "3V" als Erfolgsformel bei der
Umstellungen: "Meine Leute müssen das verstehen, es muss Vertrauen
bestehen und dann verändert werden. Aber leider wird es oft
umgekehrt gemacht: Zuerst verändert, das stößt nicht auf Verständnis
und zuletzt wird verworfen". In der voestalpine habe man den Mut,
etwas zu probieren und eventuelle Mängel aufzuarbeiten. Auch
scheitern sei erlaubt. "Nur liegen bleiben wäre das Schlimmste",
meinte Schaller. Er und der SPÖ-Bürgermeister erklärten, das Gesetz
biete alle Möglichkeiten zur Flexibilisierung, sie müssten von den
Arbeitgebern nur genützt werden - allerdings auf Augenhöhe mit der
Belegschaft. Bei einem korrekten Umgang miteinander wie in der
voestalpine bringe das beiden Seiten etwas. Das sei eventuell in
kleinen Unternehmen, in denen es keinen Betriebsrat gebe
schwieriger. "Es geht, man muss sich nicht fürchten", appellierte
Luger an jene, die aus Angst entsprechende Diskussionen nicht führen
wollten.
Anlass für die Pressekonferenz war der Wunsch nach Sicherung und
Weiterentwicklung des Stahlstandortes Linz, Österreich und Europa.
Die produzierende Industrie sei das Rückgrat der Wirtschaft auf den
drei Ebenen. Luger: "Wer glaubt, wir könnten von Dienstleistungen,
Handel, Tourismus und Kultur alleine leben, der irrt". Schaller:
"Mit Schuhplatteln, Jodeln und gegenseitigem Haareschneiden werden
wir diesen Staat in der bisherigen Form nicht erhalten können". Von
Bundesregierung und EU fordern sie Maßnahmen gegen die
Benachteiligung durch den CO2-Emissionshandel und eine weltweite
Durchsetzung der Klimaziele. Schaller sprach sich dabei wie der
voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder für eine Abgabenbefreiung
für Benchmark-Unternehmen aus. Weiters verlangten sie eine
europäische Energiestrategie.
Was seinen Einflussbereich betrifft, will Luger dafür eintreten,
dass schon in den städtischen Kindergärten "Mädchen in die Technik"
propagiert wird sowie in den Pflichtschulen bessere Grundkenntnisse
vermittelt und ein Technologieschwerpunkt gesetzt werden soll. Linz
will sich darüber hinaus um eine neue HTL zu den Ausbildungsthemen
Digitalisierung, Industrie 4.0 und Mechatronik bemühen.
(Schluss) zie/ker/rf
ISIN AT0000937503
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