Schlumberger-Organe sehen von explizitem Ja/Nein zu Sastre-Offert ab
"Entscheidung muss jeder Aktionär individuell treffen" -
Schweizer Holding will Sekterzeuger komplett schlucken -
Angebot für restliche rund 12,9 Prozent läuft bis 16. März
Vorstand und Aufsichtsrat des börsennotierten
österreichischen Sekterzeugers Schlumberger sehen von einer
ausdrücklichen Empfehlung hinsichtlich einer Annahme oder Ablehnung
des Übernahmeofferts des Mehrheitseigentümers Sastre ab. Die
Einschätzung, ob das Angebot vorteilhaft ist oder nicht, müsse jeder
Schlumberger-Aktionär aufgrund seiner individuellen Situation
treffen, so die Organe.
Damit ist eine Orientierung am jeweiligen Anschaffungspreis der
Schlumberger-Aktien bzw. der Frage einer lang- oder kurzfristigen
Veranlagung etc. gemeint, wie aus einer am Donnerstag
veröffentlichten Stellungnahme des Vorstands hervorgeht, wobei auch
die erwartete künftige Entwicklung des Kapitalmarktes von Bedeutung
sei. Auch steuerliche Überlegungen könnten ausschlaggebend sein.
Die Schweizer Sastre Holding S.A., die schon 87,09 Prozent der
Schlumberger-Aktien hält, hat im Dezember ein noch bis 16. März
laufendes Angebot für den Erwerb aller übrigen Titel gelegt. Geboten
werden 26 Euro je Stamm- und 18,5 Euro je Vorzugsaktie, jeweils samt
Dividende für das Jahr 2016.
Das Offert richtet sich effektiv auf den Erwerb von 75.089 Stamm-
und 195.206 Vorzugsaktien, in Summe auf 270.0295 Aktien. Sastre
würde der Zukauf dieser Aktien in Summe 5,563 Mio. Euro kosten. Vor
dem Angebot hielt Sastre 1,278.173 Stamm- und 554.794 Stück
Vorzugsaktien an Schlumberger.
Vor dem am 2. Dezember angekündigten Offert waren im Standard
Market Auction die Stämme am 30. November um 22,40 Euro und die
Vorzüge am 29. November um 17,68 Euro gehandelt worden.
Erreicht Sastre über 90 Prozent an Schlumberger, könnte sie die
übrigen Aktionäre gegen angemessene Barabfindung hinausdrängen
(Squeeze-Out). Zudem könnten bei besonders hoher Annahmequote des
Angebots die Zulassungserfordernisse für die Notiz an der Wiener
Börse nicht mehr erfüllt sein, was zu einem Delisting führen könnte
- etwa wenn ein Mindeststreubesitz von 10.000 Stämmen oder Vorzügen
unterschritten wird, d.h. rund 0,74 Prozent der Stämme oder rund
1,33 Prozent der Vorzüge.
Für eine Annahme des Sastre-Angebots spricht aus Sicht des
Schlumberger-Vorstands: die dadurch mögliche Vermeidung künftiger
Kursverluste, das zunehmend herausfordernde Marktumfeld, der
deutlich über den vorhergehenden Aktienkursen liegende
Angebotspreis, die drohende eingeschränkte Kursbildung infolge
reduzierten Streubesitzes sowie die steigende
Squeeze-out-Wahrscheinlichkeit. Gegen die Annahme des Angebots
sprächen der Verzicht auf mögliche künftige Kursgewinne und
Dividenden sowie Schlumberger-Wertzuwächse durch Akquisitionen oder
organisches Wachstum.
Die PwC Wirtschaftsprüfung hält "die vom Vorstand dargelegten
Argumente für bzw. gegen eine Annahme des Angebots", mit denen der
Aufsichtsrat übereinstimmt, für "plausibel, nachvollziehbar und
schlüssig" und den Angebotspreis für "angemessen", heißt es in dem
seit Donnerstag verfügbaren Sachverständigengutachten laut
Übernahmegesetz.
(Schluss) sp/tsk
ISIN AT0000779061
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