OMV-Chef Seele: Brauchen "Anti-Merkel-Energiewende"
"Energiewirtschaft fast ruiniert am Boden" - OMV will
"ökologischen Vorteil von Gas" stärker betonen - Kritik an
Polens Widerstand gegen "Nord Stream 2"
"Wenn wir wirklich eine Reduzierung unserer
CO2-Emissionen sehen wollen und wenn wir wirklich mehr Gas in der
Stromerzeugung haben wollen, dann können Sie das meines Erachtens
nur politisch, dann müssen Sie so eine Anti-Merkel-Energiewende
machen", sagte OMV-Chef Rainer Seele bei einer Veranstaltung im
"Salon Z" Montagabend in Wien.
Er habe in Deutschland "die Energiewende hautnah miterlebt, die
dazu führt, dass die Energiewirtschaft fast ruiniert am Boden
liegt", kritisierte Seele. Deutschland habe sich entschieden, als
Partner für die erneuerbaren Energieträger Kohle zu nehmen. Dazu
habe dazu geführt, dass dort trotz des Ausbaus der erneuerbaren
Energien die CO2-Emissionen gestiegen seien.
Die OMV wolle den ökologischen Vorteil von Erdgas bei der
Energieerzeugung viel mehr in den Vordergrund bringen, sagte Seele.
Die Verwendung von Gas dürfe nicht "wegen einer
Beschäftigungssicherungsstrategie" und einer "vorgetäuschten
Sicherheitsstrategie" behindert werden, kritisierte der OMV-Chef und
verwies dabei auf "Polen an erster Stelle".
Wegen des polnischen Widerstands gegen "Nord Stream 2" hatte ja
auch die OMV vor kurzem ihren Ausstieg aus dem Pipeline-Projekt
bekannt gegeben. "Aber wir haben nach wie vor daran Interesse",
sagte Seele. Nord Stream bringe eine Diversifizierung der Importwege
für russisches Gas nach Österreich. "Wir haben derzeit nur eine
einzige Monopolroute, und die geht durch die Ukraine." Es sei in der
Vergangenheit bereits passiert, dass für Österreich bestimmtes
russisches Gas durch die Ukraine nicht angekommen sei, darum sei es
wichtig, dass es einen zweiten Weg gebe. Auch sei es "für uns
wirtschaftlich von großer Attraktivität, bei diesem Projekt auch
mitzumachen".
Die OMV-Investitionen in die Gasproduktion seien nicht auf ein
Wachstum in den Gasmärkten gerichtet, sondern es gehe darum, den
drastischen Rückgang der Produktion in Europa zu kompensieren.
"Holland hat innerhalb von drei Jahren ein Drittel der Gasproduktion
verloren."
Allerdings habe man, wie die gesamte Branche, wegen des
Ölpreisverfalls die Investitionen drastisch zurückfahren müssen.
"2015 hatten wir 2,7 Mrd. Euro investiert, in diesem Jahr schätzen
wir, dass wir nicht mal mehr 2,2 Mrd. Euro investieren werden." Die
Aufwendungen für die Suche nach neuen Ölfeldern habe man ebenfalls
drastisch zurückgenommen. "Von einem Niveau von 700 Mio. Euro sind
wir in diesem Jahr auf 450 Mio. Euro und im nächsten Jahr werden wir
nur noch 300 Mio. Euro einsetzen."
Allerdings sei es schon bisher nicht gelungen, den Förderabfall
durch neue Funde zu ersetzen, daher habe man die Strategie geändert
und beschlossen, günstig Felder zu kaufen. "Aber wenn wir selber
nicht sehr viel Cash haben, dann versuchen wir einfach Assets
einzusetzen", so Seele. "So ist ein Tausch von Assets zustande
gekommen, der für die OMV den Einstieg bedeutet in eine neue
Produktionsregion, nämlich Russland." Darüber hinaus konzentriere
man sich auch auf den Mittleren Osten, eine weitere Region mit
niedrigen Förderkosten. "Das bedeutet, dass ich selbst wenn der
Ölpreis wieder auf 25 Dollar fällt, was ich ja nicht ausschließen
kann, dass ich auch dann in diesen Regionen Gewinne erwirtschaften
kann." Dennoch werde die OMV auch in Zukunft den Großteil ihres
Geschäfts in politisch stabilen Regionen machen.
(Schluss) ivn/sp
ISIN AT0000743059
WEB http://www.omv.com