Energiewende braucht Infrastruktur, gemeinsame Lösungen wichtig
Deutsche Wirtschaftsvertreter sprechen sich für Erhalt der
österreichisch-deutschen Strompreiszone aus
Der Infrastrukturausbau ist in den nächsten Jahren
ein zentraler Punkt für die Energiewende, so der Tenor bei einer
Verbund-Veranstaltung "Energiewende im deutsch-österreichischen
Kontext". Betont wurde die Notwendigkeit gemeinsamer Lösungen in
Energiefragen, auch in Hinblick auf eine mögliche Trennung der
Strompreiszone zwischen Österreich und Deutschland.
Ein Aufheben der gemeinsamen Preiszone könnte Schätzungen zufolge
Strom für Private und Unternehmen in Österreich um mehrere hundert
Millionen verteuern. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber sprach
zuletzt in der Vorwoche von einem möglichen Aufschlag von 15 bis 30
Prozent. Die grenzüberschreitende Verbindung zwischen Deutschland
und Österreich sei sehr eng, die Wirtschaft profitiere davon,
betonte Anzengruber heute.
Stromleitungen endeten nicht an den Staatsgrenzen, so Thomas
Gindele, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Handelskammer in
Österreich, am Dienstag in Wien. Europäische Lösungen seien wichtig.
Man spreche sich für den Erhalt der deutschen-österreichischen
Strompreiszone ein. Dies sei auch im Interesse der deutschen
Wirtschaft in Österreich.
Europäisches Denken sei beim Engpassmanagement wichtig, betonte
Thomas Bareiß, Energiebeauftragter der CDU/CSU-Bundestagesfraktion.
In Energiefragen sei eine enge Kooperationen Deutschlands mit den
Nachbarn wichtig, man müsse vorsichtig vorgehen und keine neuen
Grenzen aufbauen. Man müsse schauen, wie die Lasten zwischen
Österreich und Deutschland geteilt würden. Wichtig sei es, die
Redispatch-Kosten zu senken. Die Gemeinsamkeiten müssten gestärkt
werden.
Die Grenze für eine Trennung wird vielfach nicht zwischen
Deutschland und Österreich, sondern auch innerhalb Deutschlands
gesehen, etwa in Nordbayern.
Deutschland sei bei der Umstellung auf Erneuerbare Energien
schneller vorangekommen als viele gedacht hätten, so Bareiß. Der
Erneuerbaren-Ausbau solle nun in den nächsten Jahren etwas
zurückgenommen werden, der Infrastrukturausbau rascher
voranschreiten als bisher. Vom - bereits vor Fukushima geplanten -
Bau von 1.800 Kilometer Stromleitungen bis 2018/19 seien bisher erst
580 Kilometer realisiert worden, nun kämen noch die Projekte der
Stromnetze im Zuge des Erneuerbaren Ausbaus dazu. Zur Erhaltung der
guten Versorgungssicherheit in Deutschland müsse auch in die
Verteilnetze investiert werden.
Für den Bau der Stromautobahnen vom Norden in den Süden
Deutschlands haben die Stromnetzbetreiber Tennet und Transnet wie
berichtet vor einer Woche ihre Vorschläge für mögliche
Erdkabel-Korridore vorgelegt. Damit soll der vorwiegend im Norden
erzeugte Erneuerbaren-Strom zu den Verbrauchern im Süden gebracht
werden und die derzeitigen Engpässe reduziert werden.
SPÖ-Energiesprecher Wolfgang Katzian darauf hin, dass man die
Versorgungssicherheit nicht aus den Augen verlieren dürfe. Das
Rückgrat der Versorgungssicherheit dürfe nicht wegbrechen. Dafür
seien Kraftwerke nötig, die auch eingesetzt werden könnten, wenn
Wind und Sonne nicht zur Verfügung stünden - wie etwa hocheffiziente
Gaskraftwerke. Die Kraftwerksbetreiber brauchten auch eine
wirtschaftliche Perspektive. Der Energieminister sei aufgefordert,
ein Modell für die Netzreserve vorzulegen.
Christiane Brunner, Energiesprecherin der Grünen in Österreich,
betonte, dass in den nächsten Jahren die Weichen auch in der
Infrastruktur gestellt würden, ob die Dekarbonisierung geschafft
werde. Man müsse sich jetzt überlegen, wie man die Energiewende
schaffen könne, nicht nur in Hinblick auf Strom, sondern auch auf
Wärme und Verkehr.
(Schluss) itz/sp
ISIN AT0000746409
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