Der ATX tendierte diese Woche mit einem leichten Minus von 0,1% seitwärts und performte damit besser als der Euro Stoxx 600. Nachdem Zinssenkungen und die Aussicht auf weitere Lockerungen die Aktienmärkte beflügelt hatten, scheinen sie derzeit eine Atempause einzulegen. US-Fed Chef Powell gab diese Woche in seinem Konjunkturausblick keine klaren Signale für weitere Zinssenkungen und sprach das Spannungsfeld zwischen Inflations- und Arbeitsmarktrisiken an. Außerdem wies er auf eine "recht hohe Bewertung" der Aktienkurse hin. Stärkster ATX-Wert war diese Woche die RBI mit +3,2%. Diese plant mit einem Konsortium aus acht europäischen Banken einen Stablecoin auf den Markt bringen, der an den Euro gebunden sein soll. Schwächster ATX-Wert war die STRABAG, die diese Woche gemeinsam mit der PORR in den ATX aufrückte.
Der ATX legte im fast abgelaufenen 3. Quartal rund 4,6% zu, das Kursplus seit Jahresanfang liegt bei 26,5% (ATX Total Return: +33%). Mitte August tastete sich der österreichische Leitindex mit 4.857 Punkten sogar knapp an sein Allzeithoch aus 2007 bei 5.011 Punkten heran. Damit performte der ATX deutlich stärker als der Euro Stoxx 600 (+8%) und S&P 500 (+12%).
Haupttreiber des ATX-Anstiegs waren die hochgewichteten Bankwerte, die OMV sowie die Versicherer. Auch europaweit waren die Bankwerte im Euro Stoxx die Spitzenperformer, unterstützt durch eine solide Gewinnentwicklung und nach wie vor günstige Bewertungen.
Die aktuelle Bewertung des ATX auf KGV-Basis liegt trotz der starken Kurs-performance aktuell noch immer bei rund 11x, was in etwa dem Schnitt der letzten 10 Jahre entspricht, aber deutlich unter jener der europäischen Indizes (Euro Stoxx 600: 15x) und der USA (S&P: 23x) liegt. Gleichzeitig ist das erwartete Gewinnwachstum hoch mit 20% für 2025 und 12% für 2026. Auch bei der Dividendenrendite liegt der ATX mit 4,1% gegenüber dem Euro Stoxx (3,6%) und den USA voran (S&P: 1,3%) voran.
Die stärksten Titel im ATX seit Jahresbeginn sind die bau- bzw. baunahen Werte STRABAG und Palfinger sowie Tech-Wert AT&S. Die erst zu Wochenbeginn in den ATX aufgerückte STRABAG (+92% YTD) profitiert von der Erholung der europäischen Baukonjunktur und insbesondere dem angekündigten Infrastrukturpaket in Deutschland. AT&S (+85% YTD) profitierte von seinen erweiterten Kapazitäten und dem letzte Woche angekündigten Einstieg von Nvidia bei Intel, einem der wichtigsten Kunden. Palfinger (+77% YTD) erwartet in der 2. Jahreshälfte ein stärkeres Ergebniswachstum als in der 1. Jahreshälfte. Auch die erfolgreiche Platzierung von 7,5% eigener Aktien wirkte positiv auf den Aktienkurs.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen mit Zollstreit, stotterndem Wirtschaftswachstum und geopolitischen Krisen entwickelte sich der ATX dank seines hohen Finanzexposures sehr zufriedenstellend. Ab 2026 erwarten wir positive Impulse für die österreichische Konjunktur aus dem geplanten Infrastrukturprogrammen in Deutschland. Die Osteuropa-Story bleibt weiter das dominierende Thema für den ATX und wird mit dem geplanten Erwerb eines beherrschenden 49%-Anteils an der Santander Polska Bank durch die Erste Group voraussichtlich nochmals gestärkt. Der fallende Zinszyklus sollte zudem den Risikoappetit unterstützen, was auch die Nachfrage nach zyklischen Werten und Mid&Small Caps unterstützen könnte. Die Sektoren, die aus unserer Sicht derzeit übergewichtet werden sollten, sind Technologie, Gesundheit, Basiskonsum, Finanzwerte und Versorger.
Ausblick
Kommende Woche stehen keine größeren Unternehmensereignisse am Wiener Börsenkalender. Die Zumtobel notiert Ex-Dividende.