Erste Group - Bosek: Polen-Zukauf transformiert Gruppe
Einstieg in eine der größten Volkswirtschaften in Europa -
Deal soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein - Gewinn und
Erträge im ersten Halbjahr gestiegen - GRAFIK
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Durchgehend neu mit Aussagen des Vorstands
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Der 7 Mrd. Euro schwere Zukauf der Erste Group in
Polen wird die Struktur der Bankengruppe verändern. "Das ist eine
Situation, die uns als Gruppe noch einmal transformiert", sagte
Bankchef Peter Bosek am Freitag bei der Halbjahrespressekonferenz.
"Polen ist eine der größten Volkswirtschaften der Europäischen
Union, es ist unser größter Markt mit 38 Mio. Einwohnern". Im Mai
kündigte die Bank an, für insgesamt 7 Mrd. Euro in Polen
einzusteigen.
Sie übernimmt einen beherrschenden Anteil von 49 Prozent an der
Santander Bank Polska sowie einen 50-Prozent-Anteil am
Vermögensverwalter Santander TFI. Durch den Kauf wächst die Erste
Group um rund 6 Millionen Kunden, etwa 9.500 Beschäftigte, Einlagen
in Höhe von rund 50 Mrd. Euro und ein Nettokreditvolumen von rund 37
Mrd. Euro. Die Übernahme ist einer der größten europäischen
Banken-Deals der letzten Jahre. Die Santander Bank Polska ist die
größte Bank in Privatbesitz Polens und die drittgrößte Bank des
Landes.
Für die kommenden Jahre rechnet die Erste Group mit weiterem
Wachstumspotenzial für die Bank - auch aufgrund der wirtschaftlichen
Entwicklung in Polen. Wirtschaftlich sei das Land in den vergangenen
drei Jahrzehnten "eine der größten Erfolgsgeschichten in Europa",
sagte Bosek zu dem Einstieg. Für 2025 und 2026 wird für das Land
laut Erste Group ein Wirtschaftswachstum von 3 Prozent erwartet.
Deal soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein
Aktuell bemüht sich die Erste Group um die nötigen
regulatorischen Genehmigungen, um den Deal abzuschließen. Große
Hindernisse erwartet sie dabei nicht. Die Transaktion soll noch bis
Ende des Jahres abgeschlossen sein. Auf die Ergebnisse erhofft sich
die Bank dadurch positive Auswirkungen. Der Gewinn je Aktie (EPS)
soll 2026 um mehr als 20 Prozent steigen, die Eigenkapitalverzinsung
(ROTE) soll auf etwa 19 Prozent zulegen.
Finanzieren will die Bank den Kauf gänzlich aus eigenen Mitteln,
also ohne Kapitalerhöhung. Dafür wurde der geplante Aktienrückkauf
gestrichen und die Dividendenausschüttungsquote für heuer reduziert
- auf eine Quote von maximal 10 Prozent. 2026 will die Bank bei den
Ausschüttungen aber wieder zu ihrer üblichen Dividendenpolitik
zurückkehren, sagte Finanzchef Stefan Dörfler.
Durch die Maßnahmen - Verzicht auf Aktienrückkauf und
zwischenzeitlich verringerte Dividende - hat sich die harte
Kernkapitalquote (CET1) der Bank im Halbjahr 2025 deutlich erhöht.
Sie stieg von 15,3 Prozent Ende 2024 auf 17,4 Prozent an. Bis Ende
2025 rechnet die Bank mit einer weiteren Steigerung der Kapitalquote
auf 18,25 Prozent.
Um zusätzliches Risiko im Zuge der Übernahme macht sich die Erste
Group vorerst keine Sorgen. Die stärkere Diversifikation des Risikos
der Bankengruppe durch den Einstieg in Polen sei sogar eine
Verbesserung der Risikoposition der Erste Group, so Dörfler. Über
weitere Zukäufe in Polen macht sich die Erste Group derzeit keine
Gedanken, sagte Bosek. Die Integration des Polen-Geschäfts werde die
Gruppe in den kommenden Jahren ausreichend beschäftigen.
Gewinn und Erträge im Halbjahr gesteigert
Das erste Halbjahr 2025 brachte der Erste Group steigende Erträge
und einen höheren Gewinn. Ein starkes Kundengeschäft steigerte den
Zinsüberschuss um 2,7 Prozent auf 3,79 Mrd. Euro. Der
Provisionsüberschuss legte um 8,3 Prozent auf 1,54 Mrd. Euro zu.
Unterm Strich stand ein Nettogewinn von 1,66 Mrd. Euro, nach 1,63
Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.
Getragen von einem gut laufenden Geschäft in der CEE-Region stieg
das Kundenkreditvolumen der Bank seit Jahresbeginn um 2,7 Prozent
auf 224 Mrd. Euro an. Höhere Kosten - unter anderem durch
Bankensteuern in Ungarn, Österreich, der Slowakei und Rumänien -
drückten jedoch das Betriebsergebnis von 2,97 Mrd. Euro auf 2,96
Mrd. Euro.
Die Risikokosten stiegen auf 182 Mio. Euro, nach 126 Mio. Euro im
ersten Halbjahr 2024. Mit 16 Basispunkten des durchschnittlichen
Bruttokreditvolumens sei das Niveau jedoch weiter niedrig, sagte
Risiko-Chefin Alexandra Habeler-Drabek. Vor allem in der CEE-Region
sei das Risikoprofil weiterhin sehr gut. Das Umfeld in Österreich
habe sich etwas verbessert. Die Quote notleidender Kredite
(non-performing loans/NPL) sank von 2,6 Prozent zum Ende 2024 auf
2,5 Prozent.
Ausblick angehoben
Für das Geschäftsjahr 2025 hat die Bank ihren Ausblick angehoben.
Aufgrund des höheren Kreditvolumens und der besseren Ertragsdynamik
rechnet sie nun mit einer Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von "über 15
Prozent", unter der Erwartung eines robusten makroökonomischen
Umfeldes in den Kernmärkten. Zuvor war eine ROTE von "rund 15
Prozent" erwartet worden.
Das Kreditwachstum wird nun mit "mehr als 5 Prozent" avisiert, im
Februar waren noch "rund 5 Prozent" erwartet worden. Die Prognose
für die Risikokosten nimmt die Bank von rund 25 Basispunkten auf
rund 20 Basispunkte zurück. Grund sei die gute Entwicklung des
Kreditrisikos im ersten Halbjahr 2025 gewesen. Für das
Betriebsergebnis rechnet die Bank mit einer Stagnation oder mit
einem leichten Rückgang.
(Redaktionelle Hinweise: 1022-25, Format 88 x 94 mm)
bel/kre