Erste Group will Santander Polska-Übernahme noch 2025 abschließen
Sagt Erste-Chef Bosek bei Hauptversammlung - Umweltschützer
dominierten die Aktionärs-Fragerunde - Ex-OeNB-Vize-Gouverneur
Haber in Aufsichtsrat gewählt
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Wahl von Gottfried Haber zum Aufsichtsratsvorsitzenden (7. Absatz)
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Die Erste Group hofft,
die angekündigte Übernahme der Santander Bank Polska (SBP) bis Ende
des Jahres abschließen zu können. Das sagte Vorstandschef Peter
Bosek am Mittwoch bei der Hauptversammlung der börsennotierten
Bankengruppe in Wien. Die Erste Group habe schon länger einen
Einstieg in Polen zum Ziel gehabt und mit der Übernahme der
polnischen Santander-Tochter die "beste Möglichkeit gefunden".
Umweltschützer kritisierten bei der HV mangelnde Klimamaßnahmen der
Bank.
Die österreichische Großbank erwirbt für rund 6,8 Mrd. Euro in
bar einen "beherrschenden Anteil von 49 Prozent" an der
börsennotierten Santander Bank Polska, wurde Anfang Mai bekannt
gegeben. Die Kaufvereinbarung mit der spanischen Banco Santander
umfasse auch den Erwerb eines 50-Prozent-Anteils am
Vermögensverwalter Santander TFI für 200 Mio. Euro.
Die Übernahme von 49 Prozent der SBP wurde damit erklärt, dass
ein höherer Anteil nach polnischem Recht ein verpflichtendes Angebot
an alle übrigen Aktionäre notwendig gemacht hätte. Eine vollkommene
Übernahme wäre für die Erste Group aber "eine Nummer zu groß
gewesen", so Bosek. Die Santander Consumer Bank in Polen soll
unterdessen bei der Santander-Gruppe bleiben. Die 60 Prozent, die
die spanische Gruppe aktuell nicht direkt, sondern über die
Santander Polska hält, sollen bis Abschluss des Verkaufs auch an die
Gruppe transferiert werden.
Umweltschützer ergriffen in HV das Wort
Vor und in der Hauptversammlung übten Umweltschutzorganisationen
Kritik an der "Finanzierung von expandierenden Öl- und
Gasunternehmen" durch die Erste Group. Gut die Hälfte der
Aktionärinnen und Aktionäre, die am Vormittag das Wort ergriffen,
waren junge Aktivistinnen und Aktivisten u.a. von Fridays For Future
Austria und urgewald. Die Organisationen hatten zudem eine
Protestaktion vor dem Unternehmenssitz in Wien angekündigt.
"Natürlich müssen Unternehmen bei der Transformation unterstützt
werden", heißt es in einer Aussendung der Aktivistinnen und
Aktivisten. "Unternehmen wie die OMV, SOCAR oder Vitol, die nach wie
vor ihr fossiles Geschäft großflächig expandieren, haben aber
offensichtlich kein Interesse an einer Transformation."
Sie erinnerten die Bank an ihre neuen Finanzierungsrichtlinie für
Öl- und Gasgeschäfte. Hervorgehoben wurde in dem Kontext das
OMV-Gasprojekt Neptun Deep in Rumänien, das von der Erste Group
mitfinanziert werde. Eine aus dem Land angereiste Aktivistin gehörte
auch zu den Rednerinnen bei der HV.
"Die Erste Group hat zugesichert, Finanzierungen neuer Öl- und
Gasfelder nicht zu erhöhen", heißt es in einer Erklärung der
Bankengruppe gegenüber der APA. "Einzige Ausnahme bilden Projekte
innerhalb unseres Marktes, welche in Zusammenhang mit der
Energiesicherheit Europas und den nationalen Energie- und
Klimaplänen stehen, wie von der Europäischen Kommission vorgesehen."
Zudem beobachte man die Aktivitäten von Kunden im
"kohlenstoffintensiven Sektoren genau" und man investiere viel in
nachhaltige Projekte.
Letzte HV für Aufsichtsratchef Rödler
Die Hauptversammlung der Erste Group am Mittwoch ist die letzte
für den langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Friedrich Rödler.
Sein Nachfolger ist der frühere OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried
Haber. Er wurde am Mittwoch bei der HV in den Aufsichtsrat und von
diesem nach der HV zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt.
Zudem haben die Aktionärinnen und Aktionäre des Bankenkonzerns am
Nachmittag das Aufsichtsratsmandats von Alois Flatz erneuert. Neu in
das Gremium zieht zudem Gabriele Semmelrock-Werzer ein. Die vom
Vorstand vorgeschlagene Gewinnausschüttung in Höhe von 3,0 Euro je
Aktie wurde ebenfalls beschlossen.