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Erste Group Bank

Erste Group Bank

Datum/Zeit: 05.05.2025 11:50
Quelle: APA

Erste Group steigt um fast 7 Mrd. Euro in Polen ein


Kaufvereinbarung für "beherrschenden Anteil von 49 Prozent" an Santander Bank Polska unterzeichnet - Closing der Transaktion bis Ende 2025 erwartet - Erste-Group-Aktie mit 7 Prozent im Plus - GRAFIK



--------------------------------------------------------------------- AKTUALISIERUNGS-HINWEIS Neu: Details nach Mediengespräch (dritter, vierter und letzter Absatz) ---------------------------------------------------------------------

Die Erste Group steigt in Polen ein und erwirbt für rund 6,8 Mrd. Euro in bar einen "beherrschenden Anteil von 49 Prozent" an der börsennotierten Santander Bank Polska. Die Kaufvereinbarung mit der spanischen Banco Santander umfasse auch den Erwerb eines 50-Prozent-Anteils am Vermögensverwalter Santander TFI für 200 Mio. Euro, teilte die österreichische Großbank am Montag mit. Die geplante Anteilsübernahme ist einer der größten europäischen Banken-Deals der letzten Jahre.

Die Nachrichten kamen bei Erste-Aktionärinnen und -Aktionären gut an, Santander Bank Polska verzeichnete aber Kursverluste. Der Aktienkurs der Erste Group kletterte in einem verhaltenen europäischen Branchenumfeld bis zuletzt um 7,3 Prozent auf 63,20 Euro. Damit erholten sich die Titel von den schwächeren Vortagen. Die Papiere der Santander Bank Polska sackten hingegen an der Warschauer Börse um 5 Prozent ab. Die Titel des spanischen Mutterkonzerns stiegen um rund 0,3 Prozent. Derzeit hält die Banco Santander noch rund 62 Prozent an ihrer Polen-Tochter und der Nationale-Nederlanden OFE des niederländischen Versicherungskonzerns NN verfügt über rund 5 Prozent. Der Rest befindet sich im Streubesitz.

Closing bis Jahresende, Erste als größter Aktionär

Das Closing des 49-Prozent-Einstiegs wird um das Jahresende 2025 erwartet. Erste-Group-Chef Peter Bosek bezeichnete die Transaktion in einer Telefonkonferenz mit Journalistinnen und Journalisten am Montagvormittag als "einmalige Chance" zum Einstieg in einen der "stärksten Wachstumsmärkte" in Zentral- und Osteuropa. Die Santander Bank Polska pries er als "gut gemanagtes" und "äußerst profitables" Geldhaus, das die Ertragskraft der Erste Group weiter stärken werde. Das heimische Finanzinstitut beabsichtigt, 49 Prozent der ausstehenden Stammaktien der Santander Bank Polska von der Santander Group für einen Barpreis von 584 Złoty (136,61 Euro) je Aktie zu erwerben.

Mit der Anteilsübernahme würde die Erste Group zur größten Aktionärin der Santander Bank Polska werden und "die De-facto-Kontrolle" erhalten, hieß es von der österreichischen Großbank. Damit könne man das Geldhaus vollständig in die Bilanz der Erste Group konsolidieren sowie Aufsichtsrat und Management-Team bestimmen, erläuterte Bosek in dem Mediengespräch. Eine Übernahme von mehr als 50 Prozent sei für die Erste Group nicht erstrebenswert, da dies nach polnischem Recht ein verpflichtendes Angebot an alle übrigen Aktionäre ausgelöst hätte. Darüber hinaus sei es in Polen "Marktstandard", dass sich in so einem Fall ungefähr 20 bis 30 Prozent der Anteile im Streubesitz befinden. "Nachdem wir die volle Kontrolle bekommen, macht es für uns keinen Sinn, über die 49 Prozent zu gehen."

Die Erste Group will den geplanten Einstieg in Polen vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren, unter anderem durch die Streichung des am 28. Februar 2025 bekanntgegebenen Aktienrückkaufprogramms im Volumen von 700 Mio. Euro, einer temporären Reduzierung der Dividenden-Ausschüttungsquote auf maximal 10 Prozent des Nettogewinns für das Geschäftsjahr 2025 sowie verschiedene Maßnahmen zur Optimierung des Risikoprofils der Bilanz.

Polen-Einstieg soll Erste-Group-Gewinn deutlich steigern

Das heimische Finanzinstitut erwartet sich durch den Polen-Einstieg einen signifikanten Gewinnanstieg. Infolge der Transaktion soll der Gewinn je Aktie (EPS) der Erste Group im Jahr 2026 um mehr als 20 Prozent und die Verzinsung des materiellen Eigenkapitals (ROTE) auf etwa 19 Prozent steigen, im Vergleich zu den aktuellen Konsensprognosen von etwa 15 Prozent.

Die Ankündigung kam am Montag nicht unerwartet. Bereits Anfang vergangener Woche hatte die Bank nach einem "Bloomberg"-Bericht bestätigt, die Transaktion zu prüfen. Ein Einstieg in den polnischen Markt wurde zudem schon seit einigen Jahren erwogen. Der Deal könnte sich für die Erste Group als deutlich ertragssteigernd erweisen, erklärte die Analystin Marlene Eibensteiner von der Deutschen Bank bereits vergangene Woche dazu. Während die Übernahme aus Sicht des Geschäftsmixes und der Strategie sinnvoll sein könnte, schätzt die Analystin jedoch, dass sie für das heimische Geldhaus ein kostspieliges Unterfangen sein könnte.

Santander-Tochter drittgrößte Bank in Polen

Die Bank Santander ist in Polen mit rund 7,5 Millionen Kunden die drittgrößte Bank des Landes, mit einem Marktanteil von 8 Prozent. Die polnische Santander-Tochter erzielte 2024 einen Rekordgewinn. Mit rund 2.000 Filialen in sieben Ländern betreut die Erste Group insgesamt 16 Millionen Kunden und zählt zu den größten Kreditgebern in Osteuropa.

Neben der heute bekanntgegebenen Transaktionen kündigten die Erste Group und die Santander Group eine separate "strategische Kooperation" in den Bereichen Corporate und Investment Banking sowie Zahlungsverkehr an, die für ausgewählte Kernregionen gilt. Diese Kooperation ziele darauf ab, die lokale Präsenz, Produktkompetenz und Kundenbasis beider Banken zu nutzen, hieß es seitens der heimischen Bank. Die Expertise der Erste Group in Zentral- und Osteuropa und der Santander Group in Vereinigten Königreich, Europa sowie Nord- und Südamerika soll "kombiniert" werden.

Erste Group strebt Santander-Umbenennung in Polen an

Sollte die Übernahme genehmigt werden, strebt die Erste Group auch eine Umbenennung der Santander Bank Polska an. Man wolle mit der Marke "Erste" in den Markt gehen, für genauere Überlegungen in diese Richtung sei es aufgrund der ausstehenden Genehmigungen allerdings noch zu früh, sagte Bosek. Klar sei auch, dass "Santander aller Voraussicht nach ihren Namen behalten will". Nach dem Erwerb würde die Banco Santander nach derzeitigem Stand gut 13 Prozent der Anteile besitzen.

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