OMV: Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen nicht in Sicht
Gas-Liefervertrag mit Russland weiterhin gültig - Gasimport
über Baumgarten laut AGGM nur "moderat" zurückgegangen - OMV
sieht Oktober-Gasrechnung als beglichen
Nachdem die OMV ihre planmäßige
Überweisung an den russischen Gazprom-Konzern für das im Oktober
bezogene Gas ausfallen ließ und Gazprom daraufhin seine
Gaslieferungen an die OMV eingestellt hat, zeichnet sich derzeit
keine Wiederaufnahme der Lieferungen ab. Allerdings gebe es einen
geltenden Liefervertrag, und wenn Gas geliefert würde, müssten sich
beide Parteien an den Vertrag halten, sagte eine OMV-Sprecherin am
Montag zur APA.
Die OMV hatte am 13. November erklärt, ihre Zahlungen an Gazprom
einzustellen und bereits bezogenes Gas gegen eine
Schadenersatzforderung in Höhe von 230 Mio. Euro gegen Gazprom
aufzurechnen, die ihr von einem Schiedsgericht zugesprochen worden
war. Daraufhin hatte Gazprom seine Lieferungen an die OMV
eingestellt - allerdings fließt weiterhin russisches Gas in großen
Mengen durch die Ukraine, nur ist es nicht mehr für die OMV
reserviert.
Nach Angaben der Austrian Gas Grid Management (AGGM), die für die
Verteilung von Gas in Österreich und auch den Gastransit zuständig
ist, hat sich die Lage nach der Einstellung der Belieferung der OMV
durch Gazprom seit dem 16. November nicht wesentlich verändert. "Die
Mengenanmeldungen der Marktteilnehmer für heute zeigen einen
moderaten Rückgang des Imports in Baumgarten gegenüber den
Importmengen vor dem 16.11.2024. Die angemeldeten Mengen wurden wie
geplant für die vergangenen Stunden des heutigen Gastags physisch
erfüllt", heißt es im AGGM-Lagebericht für Montag. Allerdings ist
die in Baumgarten angelieferte Gasmenge am Samstag in der Früh noch
einmal spürbar zurückgegangen. Der aktuelle Gaspreis am Markt
beträgt laut AGGM rund 49 Euro je Megawattstunde.
Einbehaltung von Geld als letzte Chance aus OMV-Sicht
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert eine der OMV nahestehende
Quelle, wonach die OMV die Einbehaltung der Bezahlung für das im
Oktober gelieferte Gas als letzte Chance gesehen habe, an das ihr
vom Schiedsgericht zugesprochene Geld zu kommen. Die Ukraine hat ja
bereits wiederholt angekündigt, den Gastransitvertrag mit Gazprom
nicht über das Ende dieses Jahres hinaus zu verlängern.
Auf russischer Seite betrachte man den Schritt der OMV als
Zahlungsausfall und habe deshalb die Lieferungen gestoppt, verweist
Reuters auf Quellen aus dem Umfeld von Gazprom. Die OMV wiederum
sieht ihre Oktoberrechnung als bezahlt an. "Wie bereits in unserer
Pressemitteilung vom 13. November 2024 angekündigt, hat OMV den
Schadenersatzanspruch mit sofortiger Wirkung gegen
Zahlungsverpflichtungen von OMV gegenüber Gazprom Export aus dem
österreichischen Liefervertrag aufgerechnet. Bei einer Aufrechnung
stehen zwei fällige Geldforderungen gegenüber. Durch die
Aufrechnungserklärung werden beide Geldforderungen gleichzeitig
getilgt", erklärte die OMV am Montag schriftlich gegenüber der APA.
OMV dürfte sich mit russischem Gas viel Geld erspart haben
Reuters verweist auf Informationen aus dem Umfeld von Gazprom,
wonach sich die OMV noch nach Beginn des Ukraine-Krieges Milliarden
erspart habe, indem sie weiter russisches Gas bezog. Österreich habe
2022, am Höhepunkt der russischen Lieferausfälle nach Westeuropa,
für russisches Gas nur 300 bis 400 Dollar (288 bis 384 Euro) je
1.000 Kubikmeter bezahlt, während der Preis auf den Spotmärkten über
1.000 Dollar gelegen sei.
Die OMV hatte in der Vergangenheit stets darauf verwiesen, dass
russisches Gas deutlich billiger sei als Erdgas aus anderen Quellen.
Das gilt jetzt anscheinend nicht mehr. "Die Preise bilden sich auf
dem Markt und können zudem aufgrund von unterschiedlichen
Vergleichszeiträumen nicht miteinander verglichen werden", wird auf
Nachfrage erklärt. Zu konkreten Vertragsdetails könne man keine
Stellung nehmen.