Wiener Börse (Schluss) 2 - Bankenturbulenzen ziehen ATX nach unten
Leitindex verliert 6,3 Prozent - Heimische Bankaktien zwischen
6,8 und 9 Prozent im Minus
Die Wiener Börse hat am Mittwoch angesichts der
Turbulenzen im Bankensektor mit massiven Kursverlusten geschlossen.
Der ATX sackte um 6,30 Prozent oder 211,77 Punkte auf 3.148,43
Einheiten ab. Auch an den europäischen Leitbörsen ging es deutlich
nach unten, angetrieben wurden die Kursverluste von massiven
Abschlägen bei der angeschlagenen Credit Suisse, die in Zürich
zeitweise mehr als 30 Prozent abrutschte.
Ausgelöst wurde der Kursrutsch der Schweizer Bank von Aussagen
des saudischen Großaktionärs Saudi National Bank (SNB), der weitere
Finanzhilfen für die Großbank ausschloss. Anleger machen sich im
internationalen Finanzsektor aber schon seit Tagen große Sorgen,
ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon
Valley Bank (SVB).
"Die Verunsicherung im Zusammenhang mit der SVB-Pleite ist
weiterhin groß und die Volatilität an den Märkten enorm", schreiben
dazu die Experten der Helaba. Auch eine Analystin der US-Bank
Citigroup warnte am Berichtstag vor weiteren kurzfristigen
Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch stark engagiert seien.
Bei der Erste Group sieht man die Notenbanken am Zug." Die Frage
ist, ob und wie sich der SVB-Kollaps auf die weitere Geldpolitik der
EZB und der US-Fed auswirken wird. Die morgige EZB-Sitzung und die
FOMC-Sitzung nächsten Mittwoch werden mehr Klarheit bringen", meinen
die Experten im Vorfeld der Zinsentscheidungen. Laut Ökonomen wird
erwartet, dass die EZB ihre Leitzinsen am Donnerstag trotz der
jüngsten Marktturbulenzen erneut anheben wird. Es wird mit einer
Erhöhung um 0,50 Prozentpunkte gerechnet.
Auch in Wien führten die Bankaktien die Liste der größten
Kursverlierer klar an. BAWAG mussten dabei die deutlichsten
Abschläge in Höhe von 9 Prozent hinnehmen, bei Erste Group ging es
um 8 Prozent nach unten, Raiffeisen Bank International schlossen mit
einem Minus von 6,8 Prozent.
Mit Blick auf die Branchentafel verbuchten auch Ölwerte
deutlichere Kursverluste als der Gesamtmarkt. Schoeller-Bleckmann
rutschten um rund 8 Prozent ab, bei OMV blieb am Handelsende ein
Minus von 7,7 Prozent stehen. Unter den weiteren Schwergewichten
büßten voestalpine 8,7 Prozent ein und Verbund-Anteilsscheine um 5,4
Prozent.
Zahlenvorlagen von der Vienna Insurance Group (VIG) und der Post
rückten inmitten der Ausverkaufsstimmung an den Aktienmärkten etwas
in den Hintergrund. Die VIG-Papiere ermäßigten sich in einem
tiefroten Umfeld um 4,4 Prozent. Der Versicherungskonzern hat im
abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 laut vorläufigen Zahlen höhere
Prämien erzielt und mehr Gewinn gemacht.
Aktien der Post verbilligten sich um 5,1 Prozent. Die Post fuhr
im Jahr 2022 beim Betriebsergebnis ein Minus von acht Prozent auf
188,4 Mio. Euro ein, das insbesondere dem Paketbereich geschuldet
ist, der 2021 coronabedingt einen Höhenflug hatte. Beim Umsatz blieb
der teilstaatliche Konzern auf dem Niveau von 2021.