Der ATX fiel diese Woche um 6,6% auf ein neues Jahrestief von 2.647 Punkten. Seit Jahresbeginn liegt der Leitindex nun 31% im Minus. Die fundamentalen Sorgen über steigende Zinsen und fallende Konjunkturindikatoren sorgten auch diese Woche für Abgabedruck besonders bei Banken, Einzelhandel- und Immobilienwerten. Im ATX konnte sich nur die S Immo knapp positiv halten, währen SBO mit -16,9% am stärksten getroffen wurden. Ebenfalls angeschlagen die Bankwerte Erste Group und RBI.
Bewertungstechnisch zeigt sich der ATX zum Ende des 3. Quartals mit einem KGV von knapp unter bzw. über 6x für 2022e bzw. 2023e historisch günstig. Zum Vergleich, im Krisenjahr 2008 lag das KGV bei knapp unter 8x. Die Dividendenrendite liegt bei geschätzten 5,6% für 2022e, der Abschlag zum Buchwert 2022e bei rund 25% bei einer aktuell geschätzten Eigenkapitalrendite von knapp 15%. Begleitend dazu zeigt sich auch das Investorensentiment laut jüngsten Umfragen im Mehrjahrestiefs (AAII Investor Sentiment Survey).
Ob wir nun bald vor einer Kehrtwende stehen, wird in Europa – neben dem Ukraine-Krieg und den Gasengpässen – von der weiteren Inflations-, Zins- und Konjunkturentwicklung abhängen, wobei die jüngst gefallenen Ölpreise Entspannung bringen sollten. Auf Einzeltitelebene folgen in der YTD-Betrachtung zum Ende des 3. Quartals auf den stärksten ATX-Wert SBO (+45% YTD) gleich drei Werte, deren Kurse durch aktuell noch laufende oder geplante Übernahmeangebote unterstützt werden (Flughafen Wien, S Immo, STRABAG).
Die schwächste Kursperformance YTD zeigen ams OSRAM mit rund -64% gefolgt von RBI und Lenzing, deren Kurse sich im Vergleich zum Jahresbeginn halbierten. Die Airport Group Europe erhöhte diese Woche ihr Teilangebot für den Flughafen Wien um EUR 1/Aktie auf EUR 34/Aktie. Wien und Niederösterreich gaben im Laufe der Woche bekannt, mit dem Erwerb von je vier Aktien gemeinsam mit der Mitarbeiterstiftung nun eine absolute Mehrheit von 50% plus acht Aktien zu halten. Das Management des Flughafens Wien erhöhte zudem gestern die Guidance für 2022.
Die Immofinanz plant, ihr ungarisches Büroportfolio an die S Immo zu verkaufen. Die S Immo wird zusätzlich auch von CPIPG Büroimmobilien in Ungarn erwerben. Insgesamt sollen 15 Objekte angekauft werden, die die Mieteinnahmen um mehr als EUR 30 Mio. pro Jahr steigern würden. Nach dem die Immofinanz letzte Woche den Erwerb von 53 Retailimmobilien von CPIPG bekannt gegeben hatte, folgt nun mit einer neuen „Transaktion mit nahestehenden Rechtsträgern“ ein weiterer Portfolioumbau.
Wir haben diese Woche auch vier neue Unternehmensanalysen veröffentlicht. In unserem Sektorreport zu den österreichischen Versicherern bestätigen wir unsere Kauf-Empfehlungen sowohl für die VIG als auch Uniqa. Auch die UBM bleibt weiter auf Kaufen, Palfinger auf Akkumulieren.
Ausblick:
Auch kommende Woche stehen weiter keine Termine am Unternehmenskalender. Nachdem der ATX diese Woche einen neuen Jahrestiefstand markierte und die technischen Indikatoren durchwegs Verkaufssignale vermitteln, hoffen wir, dass die nächste nennenswerte Unterstützung bei 2.561 Punkten hält und eine baldige Bodenbildung einsetzt.