EVN beendet Kohleverstromung - Ausstieg aus Walsum 10 in Deutschland
49-Prozent-Anteil des niederösterreichischen Versorgers geht
an Mitgesellschafter Steag - EVN war seit 2005 am
Walsum-Projekt beteiligt - Kraftwerk startete wegen
Anlaufproblemen erst 2013
Der börsennotierte
niederösterreichische Energieversorger EVN beendet die
Kohleverstromung komplett. Nach der im Sommer 2019 erfolgten
vorzeitigen Stilllegung des Kraftwerks Dürnrohr in NÖ wird mit dem
heutigen Donnerstag der Ausstieg der EVN aus dem deutschen
Kohlekraftwerk Walsum 10 wirksam, teilte die EVN am Abend mit.
Mit dem Closing der Verträge zum Walsum-Ausstieg gibt die EVN
ihre 49-Prozent-Beteiligung an der Anlage an den Mitgesellschafter
Steag ab. Der Anteil am EVN-Konzernumsatz sei bei unter drei Prozent
gelegen. Zugleich endet auch der Strombezugsvertrag der EVN aus dem
Kraftwerk. Mit dem endgültigen Abschied aus der Kohleverstromung
habe die EVN ihre CO2-Emissionen aus der Energieproduktion insgesamt
um drei Viertel gesenkt. Die Transaktion führe zu keiner
Ergebnisbelastung im Geschäftsjahr 2020/21. Zu den Details der
Transaktion haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
In die Walsum-Planungen hatte sich die EVN im Jahr 2005
eingeklinkt. Das Kohlekraftwerk bei Duisburg hatte massive
Anlaufprobleme. Es hätte ursprünglich Anfang 2010 in Betrieb gehen
sollen, die Grundsteinlegung war schon im November 2006 erfolgt.
Dann gab es aber Probleme mit einem von Hitachi gelieferten Stahl.
Reparaturversuche scheiterten, die Energieversorger und Hitachi
entschieden sich für den Einbau eines neuen Kessels mit einem
anderen Stahl. Die Investitionskosten für Walsum kletterten über die
Milliarden-Grenze, EVN und Steag erhielten von einem Schiedsgericht
zusammen 200 Mio. Euro Entschädigung für die Mängel zugesprochen.
Der kommerzielle Betrieb erfolgte erst Ende 2013.
Seit August dieses Jahres war laut Medienberichten bekannt, dass
die EVN als weitere Maßnahme zur Reduktion der spezifischen
CO2-Emissionen mit dem Projektpartner Steag und den finanzierenden
Banken über den vorzeitigen Ausstieg aus dem deutschen
Steinkohle-Kraftwerksprojekt Walsum 10 verhandelt.