Wachstum der deutschen Wirtschaft schwächt sich im
September ab
Das Wachstum der deutschen Wirtschaft hat sich im
September spürbar verlangsamt. Wie die aktuelle
IHS Markit-Umfrage weiter ergab, hielten die
Lieferketten-Engpässe in der Industrie an, und auch
im Servicesektor verlor der Aufschwung an Dynamik.
Trotz Abschwächung gegenüber den jüngsten
Hochs blieb der Anstieg der Einkaufs- und
Verkaufspreise überdurchschnittlich stark, was auf
die anhaltende Verteuerung von Energie und
Materialien sowie die gestiegenen Transportkosten
zurückzuführen war. Die Lieferschwierigkeiten und
der Inflationsdruck gaben weiter Anlass zur
Besorgnis und belasteten die Geschäftsaussichten
binnen Jahresfrist.
Der IHS Markit Flash Deutschland Composite
Index Produktion sank nach 60,0 Punkten im
August auf 55,3 – der niedrigste Wert seit Februar.
Ungeachtet dessen übertraf der Index-Durchschnitt
im dritten Quartal 2021 mit 59,2 Punkten den Wert
des Vorquartals von 57,4 und war damit der höchste
Wert seit zehneinhalb Jahren.
Die Lieferengpässe stellten für die Industrieunternehmen im September erneut ein großes
Hindernis dar, weshalb der Produktionsindex hier mit
53,8 Punkten auf ein 15-Monatstief absackte. Der
Service-Index Geschäftstätigkeit sank mit 56,0
Punkten auf ein Vier-Monatstief, nachdem er
zwischen Juni und August im Zuge der Lockerungen
der Corona-Restriktionen deutlich zugelegt hatte.
Die Lieferprobleme wirkten sich auch auf den
Auftragseingang aus, der das niedrigste Plus seit
Juli 2020 auswies. Immerhin übertraf der Index
Neuaufträge erneut den Produktionsindex.
Rückläufig war den Befragten zufolge vor allem die
Nachfrage seitens des Automobilsektors, was in
erster Linie auf den Halbleitermangel zurückzuführen
war.
Und da sich der Auftragszuwachs im September
auch im Servicesektor abschwächte, sank der Index
Gesamt-Auftragseingang auf den tiefsten Wert seit
April. Ähnlich war die Entwicklung beim
Exportneugeschäft, das das niedrigste Plus seit
Jahresbeginn auswies.
Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und
Nachfrage sorgte dafür, dass der Auftragsbestand
insgesamt abermals überdurchschnittlich stark
zunahm, angeführt von der Industrie. Der
entsprechende Index gab von seinem Rekordhoch
im Juli allerdings ein weiteres Mal nach.
Im Zuge anhaltender Kapazitätserweiterungen legte
die Beschäftigung sowohl in der Industrie als auch
im Servicesektor mit annähernd identischer Rate zu.
Da sich der Anstieg jedoch in beiden Sektoren zum
zweiten Mal hintereinander verlangsamte, fiel der
neunte Stellenaufbau in Folge insgesamt so
verhalten aus wie zuletzt im Mai.
Die höheren Arbeits- und Transportkosten sowie die
Verteuerung von Energie und Materialien sorgten
dafür, dass der Kostenauftrieb im September stark
blieb. Aufgrund der leichten Abschwächung in
beiden Sektoren sank der Gesamt-Index jedoch auf
ein Vier-Monatstief, wenngleich er damit noch immer
zu einem der stärksten in der bisherigen
Umfragegeschichte zählte.
Gleiches galt für den Anstieg der Verkaufs- bzw.
Angebotspreise für Güter und Dienstleistungen,
auch hier notiert der Gesamt-Index aktuell erneut auf
einem der höchsten Werte seit Beginn der Erhebung
dieser Daten im September 2002. Auf Sektorenebene lief die Entwicklung hier allerdings
auseinander: In der Industrie beschleunigte sich der
Anstieg der Verkaufspreise leicht, im Servicesektor
sank der Index Angebotspreise auf ein VierMonatstief.
Wie bereits seit Beginn des dritten Quartals 2021
sank der Index Geschäftsaussichten binnen
Jahresfrist im September zwar weiter und landete
diesmal auf dem tiefsten Wert seit Dezember 2020,
er blieb allerdings auf historisch hohem Niveau. In
beiden Sektoren fiel der Ausblick etwas weniger
optimistisch aus als zuletzt, was mit der Besorgnis
hinsichtlich der Lieferprobleme und dem Preisanstieg
begründet wurde.
Phil Smith, Associate Director bei IHS Markit,
kommentiert:
„Laut unserem September-Flash hat sich das
Wachstum der deutschen Wirtschaft spürbar
verlangsamt - ein Zeichen dafür, dass die
Geschäftstätigkeit nach dem starken Anstieg im
Sommer allmählich nachlässt. Trotz der
Verlangsamung im September scheint die
Zuwachsrate im dritten Quartal 2021 jedoch immer
noch über der Rate von 1,6% zu liegen, die in den
drei Monaten bis Juni verzeichnet worden war.
Die Umfrage deutet darauf hin, dass der
Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe weiterhin
gebremst wird und unter Lieferengpässen und
steigenden Kosten leidet. Hinzu kommt, dass der
Dienstleistungssektor das kleinste Plus seit Mai
verzeichnete, da der Nachfrageschub infolge der
Corona-Lockerungen weiter nachgelassen hat.
Zwar sind die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist nach wie vor positiv, was die anhaltende
Hoffnung auf ein Ende der Pandemie widerspiegelt.
Dennoch werden die Wachstumserwartungen von
der Besorgnis über die Lieferketten und den
Risiken für die Nachfrage aufgrund steigender
Preise getrübt."
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