Erste-Vorstand Peter Bosek tritt zurück und geht ins Baltikum
Nach einem Vierteljahrhundert in der Erste-Gruppe - Angebot
von baltischer Luminor Bank angenommen - Will "persönliches
Wachstum und Zugehörigkeitsgefühl ausbalancieren"
Einen überraschenden Abgang wählt der langjährige
Erste-Vorstand Peter Bosek. Nach fast einem Vierteljahrhundert in
der Bank tritt Bosek (52) mit Jahresende zurück. Er legt seine
Funktionen als Vorstandschef der Erste Bank Österreich sowie als
Vorstand der börsennotierten Mutter Erste Group Holding zurück. Er
wechselt nach Tallinn und wird dort neuer Vorstandschef der
baltischen Luminor Bank.
Die Bekanntgabe des vorzeitigen Abschieds erfolgte am Freitag,
einen Tag nach Aufsichtsratssitzungen in der Ersten, wo Bosek die
Gremien über seine Entscheidung informierte. Wer ihm in der Holding
bzw. als Chef der Österreich-Bank nachfolgt, ist bisher nicht
bekannt. Da sei bisher keine Entscheidung getroffen, hieß es.
Demnach ist etwa in der Erste Bank Österreich offen, ob der
Vorsitz ab 1. Jänner in interner Nachfolge besetzt wird oder extern,
ebenso war nicht zu erfahren, ob es hier bei vier Vorständen bleiben
soll oder ob das Gremium verkleinert wird.
Der Wiener Top-Banker Bosek gab heute bekannt, dass er nach 24
Jahren in der Erste-Gruppe, davon mehr als 13 Jahre in
Managementpositionen, als CEO per 31. Dezember 2020 zurücktreten und
aus dem Vorstand ausscheiden wird. Bosek sprach in der Mitteilung
von einem Schritt in freundschaftlichem Einvernehmen mit seinen
Kolleginnen und Kollegen.
In der Bankbranche und auch in der Ersten kam der bevorstehende
Abgang von Bosek zum jetzigen Zeitpunkt überraschend, nicht wenige
mussten die im Einflussbereich des US-Fonds Blackrock stehende neue
Wirkungsstätte des Bankers und Juristen im Norden zuerst einmal
googeln.
"Im Leben geht es oft darum, persönliches Wachstum und
Zugehörigkeitsgefühl auszubalancieren", schrieb Bosek in der
Erste-Mitteilung. "Die Zeit ist reif, dass ich mich einer neuen
Herausforderung abseits von Österreich und den Erste-Märkten
stelle." Da der Bankensektor gerade eine starke Transformation
durchmache, freue er sich darauf, seine Erfahrung auf ein anderes
Geschäftsmodell anwenden zu können. Er gehe diesen Schritt in
freundschaftlichem Einvernehmen mit seinen Kolleginnen und Kollegen.
Glückwünsche gaben ihm heute auch Aufsichtsräte und
Vorstandskollegen mit auf den Weg.
Bosek gilt als Vollblutbanker und als Vater von "George", der
mittlerweile mehrere Millionen Nutzer umfassenden
Internetbankplattform der Erste Group, die die Bank in der
Digitalstrategie weit nach vorn gebracht hat. Bekannt war, dass er
in der Erste Group gern Nachfolger von Andreas Treichl als
Konzern-CEO geworden wäre, die Funktion hat im bisher letzten großen
Umbau der Führungsetage Bernhard Spalt übernommen. Auch als
Bankenspartenobmann in der Wirtschaftskammer war Bosek im Gespräch
gewesen.
Konzernchef Spalt nannte "die Zusammenarbeit mit Peter in den
vergangenen zwei Jahrzehnten in verschiedenen Konstellationen eine
große Freude und Ehre." Er werde immer ein Teil der Erste-Familie
bleiben.