Erste Group plant für 2020 höhere Risikokosten und weniger Gewinn ein
Im ersten Quartal rund ein Drittel weniger Gewinn - Bank will
weiterhin Dividende für 2019 ausschütten
Für die Erste Group steht das Jahr 2020 voll und
ganz im Zeichen der Coronakrise. So rechnet die Bank aufgrund der
Folgen der Krise für das Gesamtjahr mit deutlich höheren
Risikokosten und weniger Gewinn. Im ersten Quartal blieb unterm
Strich bereits um rund ein Drittel weniger übrig.
Im Ausblick heißt es, man erwarte eine "wesentliche, derzeit
jedoch noch nicht abschätzbare, Verschlechterung der
Profitabilität." Die Betriebserträge 2020 dürften sich verringern,
die Risikokosten deutlich ansteigen. "Insgesamt wird für 2020 ein
deutlicher Rückgang des Nettogewinns erwartet," so die Bank.
Der Periodengewinn (nach Minderheiten) ging im ersten Quartal im
Vergleich zur Vorjahresperiode um 37,6 Prozent auf 235,3 Mio. Euro
zurück. Das Betriebsergebnis vor Wertminderungen fiel um 15,9
Prozent auf 551,7 Mio. Euro. Höhere Zins- und Provisionsüberschüsse
konnten das schwächere Handelsergebnis nicht kompensieren, hieß es
im Zwischenbericht für das erste Quartal.
Im ersten Quartal verbuchte die Bank bereits höhere Risikokosten
als noch ein Jahr davor. Diese würden jedoch das sich
verschlechternde Makroumfeld noch nicht abbilden, so Erste Group-CEO
Bernhard Spalt im Rahmen einer Analystenkonferenz am Donnerstag. Für
die kommenden Quartale rechnet die Bank daher mit deutlich
steigenden Risikokosten. Das makroökonomische Umfeld sollte sich im
kommenden Jahr wieder verbessern. Wie sich die Risikokosten 2021
weiter entwickeln werden, könne man zum aktuellen Zeitpunkt aber
noch nicht genau vorhersagen.
Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten drehte
von plus 35,8 Mio. im ersten Quartal 2019 auf minus 61,7 Mio Euro im
ersten Jahresviertel. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019 (rund
minus 82 Mio. Euro) seien die Kosten jedoch gesunken. Vor allem in
Österreich und Tschechien mussten mehr Wertberichtigungen für
Kredite und Darlehen dotiert werden als im Vorjahr, während in
Rumänien Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen positiv wirkten,
hieß es im Quartalsbericht.
Die erwartete schwächere Profitabilität im heurigen Jahr werde
außerdem die Kostenquote belasten. Im ersten Quartal verschlechterte
sie sich von 63,0 auf 66,8 Prozent. Die Kernkapitalquote (CET1) sank
leicht von 13,2 auf 13,1 Prozent (Ende 2019: 13,7 Prozent), das
langfristige Ziel von 13,5 Prozent bleibe aber unverändert.
Das Kundenkreditvolumen stieg auf 160,3 Mrd. Euro an. Im ersten
Quartal 2019 lag es bei rund 152 Mrd. Euro. Der Anteil der faulen
Kredite (non-performing loans/NPL) fiel von 3,0 Prozent auf 2,4
Prozent. Zum Jahresende 2019 stand die NPL-Quote bei 2,5 Prozent,
Trotz der Herausforderungen im heurigen Jahr sieht sich die Erste
Group als wichtiger Player in der derzeitigen Krisensituation. Die
Bank spiele eine große Rolle darin, die staatlichen Hilfsmaßnahmen
in die Realwirtschaft zu übertragen, so Spalt. Diese Positionierung
in der Gesellschaft werde der Bank auch langfristig helfen.
Für 2019 will die Bank ungeachtet der Empfehlungen der
Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der europäischen Bankaufsicht
weiterhin eine Dividende ausschütten. "Der Vorstand der Erste Group
hat die feste Absicht, für 2019 eine Dividende auszuschütten, deren
Höhe insbesondere von den herrschenden wirtschaftlichen Realitäten
abhängig sein wird", heißt es im Ausblick der Bank. Ursprünglich war
eine Ausschüttung von 1,50 Euro je Aktie vorgesehen. Im März
kündigte die Bank im Zuge der Coronakrise an, die Dividende neu
evaluieren zu wollen. Die Hauptversammlung wurde verschoben.