IV-Chef Kapsch für Vollprivatisierung der Casinos Austria
Verkauf der staatlichen Mehrheit bei der Telekom Austria ein
"grundlegender Fehler" - Kritik an IV Oberösterreich
Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung
(IV), geht im "Presse"-Interview mit der Staatsbeteiligung an den
Casinos Austria und dem mehrheitlichen Verkauf der Telekom Austria
an die mexikanische America Movil hart ins Gericht. Und auch die
IV-Oberösterreich bekommt ihr Fett weg. Milder ist der Industrielle
mit der ÖVP/FPÖ-Regierung und deren Personalpolitik.
Die Vorstandsbesetzung bei den Casinos Austria hatte der
Vorgängerregierung den Vorwurf des Postenschachers eingebracht. Dazu
Kapsch unmissverständlich: "Ich verstehe grundsätzlich nicht, warum
der Staat da Eigentümer sein muss. Die Republik sollte sich
schleunigst von den Anteilen trennen. Ein Staat muss nicht an einem
Geschäft verdienen, das viele Menschen süchtig macht. Da hat er
keine Finger drin zu haben. Ich verstehe nicht, warum man die
Anteile nicht endlich verkauft."
Er sei kein Freund von Postenschacher, "aber das ist doch nichts
Neues. Das hat doch jede Regierung gemacht". Es spreche
"grundsätzlich ja nichts dagegen, wenn ein Eigentümer Personen
seines Vertrauens in sein Unternehmen setzt - sofern sie
qualifiziert sind". Kapsch kann sich vorstellen, dass der
Rechnungshof künftig derartige Ausschreibungsverfahren überwacht und
ein Vetorecht besitzt.
Die Staatsbeteiligungen an der OMV und dem Verbund verteidigt der
Chef des gleichnamigen Wiener Technologiekonzerns Kapsch allerdings.
Würden die Anteile an der OMV verkauft "ist das Headquartier aus
Österreich weg, so schnell kann man gar nicht schauen". Als
Negativbeispiel nennt er die Telekom Austria: "Da hält Österreich
nur mehr 28 Prozent und hat in Wahrheit nichts mehr mitzureden. Das
ist doch nur mehr fürs Herz. Da hat man einen grundlegenden Fehler
gemacht."
Mit der Wirtschaftspolitik der ÖVP/FPÖ-Koalition unter
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich Kapsch milder: "Es
ist einiges weitergegangen, aber nicht so viel, wie ursprünglich im
Wahlprogramm gestanden ist." Die FPÖ sei bei vielen Dingen auf der
Bremse gestanden, "weil sie mit ihren Kernwählern ein Problem
hatte".
Ein Problem hatte kürzlich auch die Industriellenvereinigung mit
ihrer oberösterreichischen Landesgruppe, die den menschengemachten
Klimawandel angezweifelt habe. "Das schadet natürlich unserem Image
gewaltig. Aber das war eine Einzelaktion, über die sich auch andere
Landesgruppen beschwert haben", so Kapsch im "Presse"-Interview.