Post AG übernimmt Großteil des DHL-Geschäftes in Österreich
Deutsche Post: Weitere Kooperationsmöglichkeiten im Bereich
E-Commerce werden geprüft - Wettbewerbsbehörden müssen noch
zustimmen
Die Österreichische Post hat einen Konkurrenten
weniger und dafür einen Partner mehr: Sie übernimmt im Laufe des
Jahres 2020 den Großteil des Zustellgeschäftes der deutschen DHL in
Österreich. "Weiters ist vorgesehen, Mitarbeiter und einen Großteil
der betroffenen Logistik-Standorte zu übernehmen", so das
teilstaatliche Unternehmen am Dienstag in einer Aussendung.
Voraussetzung ist grünes Licht der Wettbewerbsbehörden in
Österreich und Deutschland. Die DHL-Mutter Deutsche Post sprach
heute in einer Pressemitteilung von einer "langfristigen
Partnerschaft zur Forcierung des Paketgeschäfts". Weitere
Kooperationsmöglichkeiten im Bereich E-Commerce würden geprüft.
Weiters betonten die Deutschen: "Die Vereinbarung hat keinerlei
Auswirkung auf die Aktivitäten von Deutsche Post DHL Group im
internationalen Expressgeschäft, beim Frachttransport und bei
Supply-Chain-Lösungen in Österreich."
"Die Zusammenarbeit soll beide Parteien in die Lage versetzen,
gemeinsam das Potenzial im wachsenden, grenzübergreifenden
E-Commerce-Geschäft auszuschöpfen und verbindet die Stärken der
beiden Unternehmen in ihren jeweiligen Zustellnetzen", so die Post
AG. Wobei: Der Einstieg des US-Onlineriesen Amazon in die
Paketzustellung in Österreich dürfte den Druck auf die Post und DHL
zuletzt deutlich erhöht haben.
Der Erste Group-Analyst Christoph Schultes meinte zu
Jahresbeginn, Amazons Markteintritt könnte dazu führen, dass das
deutsche Logistikunternehmen mittelfristig ungefähr drei Millionen
Paketen weniger ausliefern wird. Für DHL werde es unter diesen
Umständen "schwierig, wenn nicht sogar unmöglich" profitabel zu
werden. Dies könnte wiederum zu einer Wiederaufnahme der
Partnerschaft mit der Österreichischen Post führen, vermutete der
Wertpapierexperte bereits im Jänner.
Im Vorjahr hatte die Post AG 108 Millionen Pakete transportiert,
bis 2022 sollen es 150 Millionen sein. "Mit dieser Kooperation wird
ein wichtiger Schritt gesetzt dieses Ziel bereits früher zu
erreichen", so Postchef Georg Pölzl. Ihm ist damit nach dem
Rückschlag bei der Suche nach einem Finanzpartner als Ersatz für die
BAWAG und der Aufregung über die Datensammlung durch die Post nun
ein Coup gelungen.
Zur Vorschau für heuer meinte er: "Der stabile Ausblick für das
operative Ergebnis der Österreichischen Post im Jahr 2019 bleibt vor
dem Hintergrund steigender Paketmengen, aber auch steigender
Investitions- und Integrationskosten unverändert."