Telekom-Austria-GD will Huawei bei 5G nicht ausschließen
Arnoldner: Daten unserer Kunden sind uns heilig, wir
garantieren dass sie in europäischer Cloud bleiben - Bei 5G
heuer in Österreich nur "erste Gehversuche" und "Tests"
Telekom-Austria-Chef Thomas Arnoldner will
den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei nicht von vornherein als
möglichen Technologie-Lieferanten für die 5G-Mobilfunk-Infrastruktur
ausschließen. Im Sinne der Risikostreuung sei es gut, wenn man eine
Auswahl zwischen mehreren Lieferanten habe, betonte Arnoldner am
Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Derzeit ist Nokia der Hauptlieferant der Telekom Austria im
Mobilfunk-Sektor - auch bei den ersten 5G-Tests in Gmünd (NÖ) und am
Flughafen Schwechat bei Wien. Die 5G-Lieferanten-Entscheidung ist
aber noch nicht getroffen.
Insgesamt matchen sich vier große Hersteller in dem Bereich, zwei
europäische (die finnische Nokia und die schwedische Ericsson) und
zwei chinesische (Huawei und ZTE). Gegen Huawei gibt es Vorbehalte
in den USA und in mehreren europäischen Staaten, auch in
Deutschland.
Man könne chinesische Anbieter nicht komplett aus der Lieferkette
ausschließen, meinte Arnoldner - auch werde die Diskussion
"verkürzt" geführt. Er wolle sich nur zu technischen Fragen äußern,
nicht zu geopolitischen, gab der Telekom-Austria-Vorstandschef zu
verstehen. Auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) hat sich
bereits gegen einen grundsätzlichen Ausschluss von Huawei beim
5G-Aufbau ausgesprochen.
Bei jeder Lieferantenentscheidung gehe es um kommerzielle und
technische Aspekte und auch um die Verlässlichkeit der Supply-Chain,
so der TA-Chef. Über die "allgemeine Überraschung" in der
politischen Diskussion sei er "überrascht", schließlich sei der
Aufstieg chinesischer Player seit einem Jahrzehnt zu verfolgen.
"Wir wollen die Daten in Europa behalten", entgegnet der TA-Chef
Befürchtungen, wonach Netzwerkausrüster sensible Informationen in
andere Kontinente bzw. ihre Heimatländer transferieren könnten. Man
sei selbst der größte Rechenzentrum-Betreiber in Österreich, und es
gebe konkurrenzfähige europäische Clouds.
Ja, man könne "garantieren", dass die Daten in einer europäischen
Cloud bleiben, so Arnoldner auf Rückfrage: "Die Daten unserer Kunden
sind uns heilig - das sage ich durchaus auch tagesaktuell", sagte
er, ohne die Post zu nennen: "Personalisierte individualisierte
Daten unserer Kunden wollen wir nicht verkaufen."
Eine Analyse von Kundendaten nehme man nur dort vor, "wo die
Anonymität unserer Kunden gewährleistet ist", betonte der TA-Chef.
So führe man zum Beispiel "Footfall-Analysen" durch, eine
Möglichkeit zur Messung und Auswertung des Bewegungsverhaltens
(anonymer) Passanten, etwa um welche Uhrzeit wie viele Menschen an
einer Filiale in der Wiener Mariahilfer Straße vorbeigehen, so
Arnoldner. Auch könne man etwa via Mobilfunk feststellen, wie viele
Menschen in einem vorbeifahrenden Eisenbahnzug sitzen, aber nicht
welche Personen.
Zum bevorstehenden 5G-Frequenz-Versteigerungsverfahren für die
Mobilfunker darf auch Arnoldner nichts sagen, hier ist strengstes
Stillschweigen vorgeschrieben. Zunächst werden 3,4- bis
3,8-GHz-Frequenzen versteigert, da ist man "in einer sehr heißen
Phase". Für ein zweites Frequenzverfahren im Niederbandbereich, das
die Flächendeckung gewährleisten soll, laufen gerade Konsultationen
zum Design. In der Branche wird auch vielfach die Befürchtung
geäußert, dass dieser zweite Teil der Frequenzvergabe womöglich
ähnlich "intransparent" wie seinerzeit im Jahr 2013 ablaufen könnte.
Ziel auch der heimischen Politik sei es bei 5G, die Infrastruktur
voranzutreiben und nicht das Budget aufzubessern, meinte Arnoldner.
Das Thema sei in der Politik also "ganz stark angekommen". Bei 5G
gehe neben schnellerem Internet auch um kürzere Reaktionszeiten und
um die Möglichkeit, mehr Geräte versorgen zu können. Für "autonomes
Fahren" inklusive Car-to-Car-Kommunikation werde 5G eine
Schlüsseltechnologie sein, doch seien dafür letztlich Autos
erforderlich, die auch ohne Konnektivität fahren können.
2019 werde es zu 5G in Österreich wohl eher nur "erste
Gehversuche" und "Tests" geben. Die erste kommerzielle Verfügbarkeit
von Netzen könnte "ab 2020" sein, eine breite Annahme nicht vor
2021, nimmt Arnoldner an. Entscheidend für die Telekom Austria sei,
wie gut man den Übergang von 4G auf 5G schaffe. Insgesamt habe die
Gruppe für heuer Investitionen (CAPEX) von 770 Mio. Euro in Aussicht
gestellt, inklusive 5G.