voestalpine erlitt zum Halbjahr Gewinneinbruch
Operatives Ergebnis (EBIT) verringerte sich um fast 18 Prozent
auf 479,5 Mio. Euro - Gewinn nach Steuern sank um 18,7 Prozent
auf 316,2 Mio. Euro - Jahresziel gekappt - GRAFIK
Der internationale Handelskonflikt und ein
Nachfragerückgang in der europäischen Automobilindustrie haben
deutliche Spuren in der Bilanz des Stahlkonzerns voestalpine
hinterlassen: Der Gewinn nach Steuern (vor Abzug von nicht
beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen) brach im ersten
Geschäftshalbjahr 2018/19 um knapp 19 Prozent auf 316,2 Mio. Euro
ein, wie das Unternehmen heute mitteilte.
Der börsennotierte Technologiekonzern hatte die Anleger bereits
vor etwa zwei Wochen mit einer Gewinnwarnung für das gesamte
Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende März 2019) verschreckt, die
Jahresziele wurden "angepasst" und dabei gekappt: Aus aktueller
Sicht sei ein operatives Ergebnis (EBITDA) von "knapp 1,8 Mrd. Euro"
bzw. ein Betriebsergebnis (EBIT) von "etwas unter 1 Mrd. Euro" zu
erwarten, hieß es auch heute, Mittwoch.
Zuvor hatte man mit Ergebnissen auf Vorjahresniveau gerechnet,
also mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(EBITDA) von 1,95 Mrd. Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und
Steuern (EBIT) von 1,18 Mrd. Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr
2017/18 hatte die voestalpine das EBIT um 43 Prozent gesteigert und
damit erstmals die Milliardenmarke überschritten, das EBITDA war um
fast 27 Prozent ebenfalls auf Rekordniveau gewachsen.
Damit ist es nun vorbei. In der Realwirtschaft seien die
Auswirkungen der protektionistischen Handelspolitik von inzwischen
einer Vielzahl an Staaten und auch "erhebliche Verwerfungen in der
europäischen Automobilindustrie, ausgelöst vor allem durch ein neues
Abgasemissions-Testverfahren (WLTP), spürbar". Das hätte "zuletzt
erhebliche Auswirkungen auf alle Divisionen des Konzerns" gehabt.
Die voestalpine beliefert unter anderem alle namhaften deutschen
Autohersteller mit Hightech-Komponenten. Die "Verringerung der
wirtschaftlichen Dynamik in China" infolge des internationalen
Handelsstreits hingegen sei mit "überschaubaren Konsequenzen" für
die voestalpine verbunden.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibung erzielte das Unternehmen im
ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2018/19 einen Gewinn (EBITDA)
von 860,1 Mio. Euro, das waren um 11,2 Prozent weniger als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres (968,9 Mio. Euro). Die EBITDA-Marge
sank von 15,4 auf 12,9 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern
(EBIT) sank um 17,9 Prozent auf 479,5 Mio. Euro, die EBIT-Marge
verschlechtert sich von 9,3 auf 7,2 Prozent. Der Gewinn je Aktie
verringerte sich um 19,1 Prozent von 2,09 auf 1,69 Euro. Gestiegen
ist hingegen der Umsatz - um 5,9 Prozent von 6,30 Mrd. auf 6,67 Mrd.
Euro.
Den Konzern belasten heuer auch die routinemäßige Erneuerung
eines Hochofens in Linz, die über den Sommer erfolgte und mit
"deutlich verringerten Produktions- und Versandmengen" einherging,
sowie ein zweiwöchiger Betriebsstillstand wegen eines Brandes in der
HBI-Werk ("Hot Briquetted Iron"-Anlage) in Texas infolge von
Hochwasser. Dort stellt die voestalpine für ihre Stahlwerke aus
Eisenerzpellets sogenannten Eisenschwamm her, ein Vormaterial zur
Rohstahlerzeugung.
Vor wenigen Monaten war das Management noch davon ausgegangen,
dass die finanzielle Belastung infolge der Neuzustellung des
Hochofens in Linz durch positive konjunkturelle Effekte und
zusätzliche Ergebnisbeiträge aus neuen Werken wettgemacht werden
könnte. Der etwa alle 14 Jahre erforderliche Austausch eines
Hochofens ging mit Investitionen von rund 190 Mio. Euro und einer
Gewinnbelastung von 150 Mio. Euro einher. Das generelle
Wirtschaftswachstum habe sich aber zuletzt "abgeflacht". Auch der
Geschäftsausbau in Nordamerika war mit höheren Kosten verbunden.
( 1125-18, Format 88 x 86 mm)
(Schluss) kre/itz
ISIN AT0000937503
WEB http://www.voestalpine.com