Andritz passt Sparten Hydro und Auto an
Wasserkraft-Nachfrage verhalten: Besserung nur längerfristig -
Tochter Schuler setzt von China aus auf Asien - 2017 Umsatz,
Nettogewinn fast gehalten, mehr Dividende - Zuversicht für
2018 - BILD GRAFIK
Andritz-Chef Wolfgang Leitner ist trotz
schwacher Wasserkraft-Aufträge und der Zurückhaltung der deutschen
Autobranche zuversichtlich für 2018. Umfeld und Auslastung seien
gut, in Summe erwarte man eine stabile Situation: "Wir sind nicht
besonders depressiv oder pessimistisch", so Leitner am Freitag. Der
steirische Technologiekonzern setzte zuletzt mit 25.600 Mitarbeitern
knapp 5,9 Mrd. Euro um.
Die Bereiche Hydro mit 1,5 Mrd. Euro Umsatz (um ein Zehntel
weniger) und Schuler (Metals) mit 1,2 Mrd. Euro hätten 2017 ihre
"Budgetziele deutlich verfehlt", heißt es im Geschäftsbericht. In
beiden Sektoren soll es nun Anpassungen geben.
Die Wasserkraft-Sparte leidet unter zu wenig Neuaufträgen der
Energieerzeuger, die wegen des Stromgroßhandelspreisverfalls weniger
investieren. Und Schuler solle seinen Non-Automotive-Anteil, der
derzeit nur 20 Prozent der Erlöse ausmache, "in den nächsten Jahren
deutlich vergrößern", wird im Jahresbericht festgehalten. "Wir sehen
gute Wachstumsmöglichkeiten im Non-Automotive und außerhalb der
deutschen Autoindustrie", sagte Leitner dazu.
Der Strommarkt in Europa sei durch die immensen Zuschüsse in
Deutschland für Photovoltaik und Windkraft - 25 Mrd. Euro pro Jahr -
"verzerrt", kritisierte der Andritz-Chef im Bilanzpressegespräch.
Ändern werde sich das wohl erst längerfristig, auf Sicht von fünf
bis sieben Jahren, auch durch die kommende E-Mobilität in
Deutschland und Europa, meinte Leitner, angesprochen auf die stark
auf die mit Hilfe "sauberer Elektrizität" geplante Dekarbonisierung.
Denn ein schnelles Laden der Elektroautos gehe allein mit PV-Strom
nicht. Vorerst sei der Hydro-Bereich ein reduzierter, aber doch
attraktiver und rentabler Markt, verwies Leitner die EBITA-Marge von
7,8 Prozent, mit der man sich "sehr wohl" fühle.
Trotz guter Chancen, die man etwa bei Bewässerungen bei
Großkunden sehe, werde Andritz die Hydro-Kapazitäten "weiter
anpassen", kündigte Leitner an. Weltweit verfüge man in Hydro über
50 Standorte, kleinere könnten je nach lokaler Entwicklung auch
geschlossen werden, wenn Baustellen auslaufen. Mitarbeiterverträge
könnten nicht verlängert und auch Leute gekündigt werden, "aber
nicht dramatisch". In Asien sehe man Wachstum, in Europa und Amerika
derzeit nicht. 2017 sank in Hydro der Auftragseingang von 1,50 auf
1,32 Mrd. Euro, der Auftragsstand von 3,27 auf 2,92 Mrd. Euro.
Bei Schuler sei die Entwicklung des Auftragseingangs, vor allem
im Bereich Automotive, "unbefriedigend", heißt es im
Geschäftsbericht. Hier zeige sich ganz deutlich die immer noch zu
starke Abhängigkeit von den deutschen Automobilherstellern, die 2017
nur in sehr eingeschränktem Ausmaß in neue Pressenlinien investiert
hätten.
Leitner zeichnete ein eher differenzierteres Bild vom Bereich
Metals mit in Summe 1,6 Mrd. Euro Umsatz, vom dem Schuler den
größten Teil ausmacht. Der Auftragseingang sei verhalten (-3,5
Prozent auf 1,6 Mrd. Euro), weil die deutsche Autoindustrie weniger
investiere, "wir haben aber Fortschritte bei der Erschließung des
asiatischen Marktes gemacht". Dort boome nämlich die E-Mobilität.
Deshalb habe Andritz 2017 klare Konsequenzen gezogen und auch das
Management verändert "und uns klar auf den asiatischen Markt
ausgerichtet". Schon nach dem ersten oder zweiten Quartal 2018 werde
er erste Erfolge kommunizieren können. Die China-Akquisition vor
zwei Jahren helfe sehr, man habe eine Basis von 1.000 Mitarbeitern
in der lokalen Produktion bekommen. Der Bereich Metals zählt 7.573
Mitarbeiter und erzielte 6,0 Prozent EBITA-Marge, nach 7,2 Prozent.
Gesunken sei die Marge nicht wegen des Autobereichs, sondern wegen
der Sparte Metals Processing (Preisdruck). Dieser "alte
Andritz-Teil" weise eine nicht zufriedenstellende Rentabilität auf,
Schuler dagegen schon.
Zum Auto-Thema äußerte sich Leitner auch mit einer
"philosophischen Nebenbemerkung". Durch die NOx-Debatten werde das
Thema CO2 vernachlässigt. Bei Aufgabe des Diesel würde der
spezifische CO2-Ausstoß um 10 bis 20 Prozent steigen. "Was wir auf
der einen Seite versuchen, mühsam einzusparen, geben wir woanders
durch die Diesel-Verteufelung auf."
Bei Pulp & Paper mit knapp 2,1 Mrd. Euro Umsatz und 8.000
Mitarbeitern weise man eine "fast sensationelle" Marge von 9,5
Prozent (EBITA) auf. Profitieren könne man etwa dank der
Verpackungen für den Online-Handel. "Wir sehen noch Chancen auf
weiteres Wachstum und eine Aufrechterhaltung der guten
Rentabilität", sagte der Andritz-Chef.
Im eher kleineren Bereich Separation mit 600 Mio. Euro Umsatz und
2.754 Mitarbeitern verbesserte sich die EBITA-Marge von 2,9 auf 4,6
Prozent. Es sei alles im Plus, und es gebe eine sehr gute
Entwicklung, sagte Leitner. Erfolgreich sei man etwa im
Lithium-Bergbau in Argentinien, und auch der Umweltsektor in China
sei sehr aktiv
Das Andritz-Nettoergebnis insgesamt sank voriges Jahr um 4,2
Prozent auf 263 Mio. Euro, der Umsatz um 2,5 Prozent auf 5,889 Mrd.
Euro. Operativ wurde das EBIT um 3,5 Prozent auf 399 Mio. Euro
gesteigert. Die Dividende soll auf 1,55 (1,50) Euro je Aktie
angehoben werden. Der Auftragsstand lag zu Jahresende mit 6,383 Mrd.
Euro um 6,0 Prozent tiefer als Ende 2016, beim Auftragseingang gab
es mit 5,580 Mrd. Euro dagegen ein leichtes Plus von 0,2 Prozent.
Das Andritz-EBITA stieg trotz Umsatzrückgangs geringfügig um 0,4
Prozent auf 444 Mio. Euro - wegen eines einmaligen Nettosondereffekt
von 25 Mio. Euro aus dem Verkauf des Schuler-Technikzentrums in
Tianjin (China). Das EBITDA blieb mit 542 Mio. Euro (-0,1 Prozent)
unverändert. Die EBITA-Marge verbesserte sich auf 7,5 (7,3) Prozent,
die EBITDA-Marge auf 9,2 (9,0) Prozent. Der betriebliche Cash-flow
blieb mit 247 Mio. Euro um ein Drittel hinter jenem von 2016 zurück,
weil sich der Gewinn des Technikzentrums-Verkaufs hier nicht
auswirkte. Investiert wurden 117 Mio. Euro (-2,3 Prozent), Leitner
setzt auch verstärkt auf Start-ups, innovative
Venture-Fonds-Investments und Testprojekte zu Künstlicher
Intelligenz (KI).
An der Wiener Börse reagierten die Andritz-Aktien am Freitag
positiv und setzten sich vom Umfeld ab. Um 12.30 Uhr lagen sie mit
1,1 Prozent im Plus (bei 47,30 Euro), nachdem sie vormittags, wie
fast alle Werte, im Minus gewesen waren. Der ATX insgesamt stand zur
gleichen Mittagszeit mit 1,7 Prozent im Minus.
( 0254-18, 88 x 80 mm)
(Schluss) sp/cri
ISIN AT0000730007
WEB http://www.andritz.com