voestalpine erwartet keinen Durchbruch bei Stahlgipfel
Eder: "Meine Erwartungen tendieren gegen Null" - voestalpine
will Kosten weiter senken - Kein Personalabbau geplant
Vor dem heutigen Stahlgipfel der
G-20-Staaten in Berlin hat der österreichische voestalpine-Konzern
Hoffnungen auf einen entschiedenen Kampf gegen die weltweiten
Überkapazitäten gedämpft.
"Ich schätze die Initiative Deutschlands", sagte Vorstandschef
Wolfgang Eder am Mittwochabend vor Journalisten in Düsseldorf. Es
sei gut, dass jemand das Thema wieder vorantreibe. "Meine
Erwartungen, dass es zu wirklichen Maßnahmen gegen Überkapazitäten
kommt, tendieren gegen Null." Der Manager verwies auf Zahlen der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD). Danach sind die Überkapazitäten der Schwerindustrie in den
letzten Jahren weiter gestiegen.
Im Rahmen der auslaufenden deutschen G-20-Präsidentschaft berät
die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries mit ihren
Kollegen aus den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern über
die Frage. Der Branche um Weltmarktführer ArcelorMittal und den
deutschen Stahlkochern Thyssenkrupp und Salzgitter sind vor allem
die Importe aus China, dem mit Abstand größten Produzenten der Welt,
ein Dorn im Auge.
voestalpine-Chef Eder zitierte OECD-Angaben, wonach die
weltweiten Kapazitäten der Stahlindustrie bei rund 2,4 Mrd. Tonnen
lägen, der Verbrauch aber nur bei etwa 1,6 Mrd. Tonnen. Von den
Überkapazitäten in Höhe von 800 Mio. Tonnen entfielen allein 500
Mio. Tonnen auf China. Europa spiele aber auch eine Rolle. Die
Kapazitäten in Höhe von rund 200 Mio. Tonnen seien schätzungsweise
um 30 bis 40 Mio. Tonnen zu hoch.
Auch im kommenden Geschäftsjahr will die voestalpine die Kosten
in dreistelliger Millionenhöhe senken. "Sie können davon ausgehen,
dass wir auch in 2018/19 erneut 300 Mio. Euro einsparen werden",
sagte Eder. Ein Personalabbau sei nicht geplant. Der Konzern
profitiere unter anderem von neuen Anlagen, die effizienter
arbeiteten, oder von Maßnahmen im Logistikbereich. "Es ist eine
Vielzahl von Maßnahmen."
Eder äußerte sich auch zu dem in der Schwerindustrie heiß
diskutierten Thema Konsolidierung. "Entscheidend für die Zukunft der
Industrie in Europa kann niemals das simple Denken in Masse, etwa in
Millionen Tonnen sein, sondern muss die Ausrichtung auf Innovation,
Qualität und damit Profitabilität sein - das gilt auch und ganz
besonders für die Stahlindustrie." Die voestalpine beteilige sich
daher auch nicht an Konsolidierungsschritten. Auf die Frage, ob
voestalpine an Teilen des geplanten Joint Ventures von Thyssenkrupp
und Tata Steel interessiert sein könnte, sagte Eder: "Wir werden
nicht in nennenswerte neue Stahlkapazitäten investieren, weder durch
Zukäufe noch durch Erweiterungen der eigenen Anlagen."
(Schluss) ivn/ba
ISIN AT0000937503
WEB http://www.voestalpine.com