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Zapfenstreich: Bundesforste ernten Zapfen für nächste Baum-Generation
Außergewöhnlich starkes Samenjahr – Erntezeit für Zapfenernte – Ernteeinsätze in ganz Österreich

Wien/Purkersdorf (OTS) - Hoch in den Baumkronen war es heuer nicht zu übersehen: schwer „beladene“ Tannen, Fichten und Lärchen mit Zweigen voller Zapfen in allen Formen und Farben. „Nicht zuletzt aufgrund der ungewöhnlichen Witterung war heuer ein besonders starkes Samenjahr“, betont Rudolf Freidhager, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz, „es war ein so genanntes Vollmastjahr – ideal für die Saatguternte im Wald.“ Nur alle paar Jahre bilden die Bäume Zapfen aus, Fichten etwa stehen nur einmal in zehn Jahren in Vollmast. „Derzeit führen wir in ganz Österreich Ernteeinsätze durch, um das wertvolle Saatgut für die nächste Baum-Generation zu gewinnen“, führt Freidhager aus. „Bei guten Bedingungen können zwischen 15 bis 20 Tonnen Zapfen als Vorrat für die nächsten Jahre gewonnen werden.“ Die Ernteeinsätze werden je nach Baumart an stehenden Bäumen, etwa durch Baumkletterer, oder an liegenden Bäumen durchgeführt. Beerntet werden Tannen, Fichten, Zirben und Lärchen, im Wienerwald werden auch die Früchte der Eichen, die Eicheln, gesammelt. Die Zapfenernte wird in Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Kärnten durchgeführt. „Das Erntezeitfenster ist kurz“, betont Freidhager. „Das Saatgut muss schon gut am Baum ausgereift sein, darf jedoch noch nicht zerfallen. Meist bleiben nur zwei bis drei Wochen für die Beerntung, die Einsätze müssen gut geplant sein.“ Nach der Ernte kommen die Zapfen in die Saatgutaufbereitungsanlage der Bundesforste nach Arndorf (NÖ), wo sie weiter verarbeitet werden.

Vom Zapfen zum Samen: 40.000 Jungpflanzen aus einem Kilogramm Samen
Die Zapfenernte ist von Baumart zu Baumart sehr unterschiedlich. Die Tanne etwa kann nur von Baumkletterern beerntet werden, da die Zapfen nicht zu Boden zu fallen, sondern direkt am Baum zerfallen. Ihre Samen sind sehr heikel und müssen innerhalb von ein bis zwei Tagen in die Saatgutaufbereitung. Zudem ist die Tanne „sportlich“ für die Baumkletterer: Die Samenbäume sind durchschnittlich 100 Jahre alt und bis zu 35 Meter hoch. Im Unterschied zur Tanne sind die Zapfen der Fichte nicht stehend, sondern hängend und werden ab Mitte Oktober beerntet, wenn sie ausgereift sind. Das ist auch der Erntezeitpunkt für die Lärche, die nur liegend, also nach Fällung, beerntet werden kann. Für die Eiche wiederum werden Netze am Boden ausgelegt, in denen die fallenden Eicheln aufgesammelt werden. Auch der Ertrag ist je nach Baumart unterschiedlich. Abhängig von der Keimfähigkeit können aus 1 kg Tannen- oder Zirbensamen bis zu 2.000 Jungpflanzen werden, bei der Lärche sind es bis zu 30.000 Jungpflanzen, bei der Fichte sogar bis zu 40.000 Jungpflanzen pro Kilogramm Saatgut.

Die Klenge – einer der letzten ihrer Art in Österreich
Die Saatgutaufbereitungsanlage der Bundesforste in Arndorf, auch „Klenge“ genannt, ist eine der letzten ihrer Art in Österreich. „Klenge“ kommt vom Klang, der entsteht, wenn die Schuppen aufspringen und den Samen freigeben. Hier wird das Saatgut von über 20 Laub- und Nadelholzarten aufbereitet und als Vorrat gelagert. Sie ist die einzig verbleibende große Klenge in Österreich, in der noch Baumsamen verarbeitet und gelagert werden. „Die Klenge in Arndorf ist unsere geheime Schatzkammer, hier liegt ein ganz besonderer, genetischer Schatz“, freut sich Freidhager. „Für die Ernte werden nur die besten Bäume ausgewählt, sie müssen gesund, vital, feinastig und gut gewachsen sein. Schließlich werden daraus die Wälder von morgen“. Das Saatgut stammt nicht nur von den besten Bäumen, sondern ist auch genetisch ideal an die Herkunftsstandorte angepasst, denn nicht jeder Baum wächst überall gleich gut. In der Klenge werden die Schuppen der Zapfen schließlich vom Samen getrennt und danach im Pflanzgarten Jungpflanzen gezogen, die nach ihrer „Kinderstube“ und einem Alter von 3-4 Jahren wieder im Wald ausgebracht werden. Bei kühlen Temperaturen von bis zu minus 12 Grad bleibt das Saatgut in Glasflaschen bis zu 20 Jahre haltbar. „Damit ist auch für die nächsten Generationen – Menschen wie Wälder – vorgesorgt“, blickt Freihager zuversichtlich voraus.

  

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