Budget 2021: Nationalrat genehmigt Defizit von 22,6 Mrd. €
Ausgaben von 97,8 Mrd. € stehen
Einnahmen von 75,2 Mrd. € gegenüber
Wien (PK) - Die parlamentarischen Beratungen über das Budget
2021 sind abgeschlossen. Nach insgesamt zehntägigen Verhandlungen gab der Nationalrat heute Abend grünes
Licht für das nunmehr bereits zweite Corona-Krisenbudget und den neuen Bundesfinanzrahmen. Änderungen
gegenüber dem vom Ausschuss freigegebenen Budgetentwurf wurden keine mehr vorgenommen. Somit ist der
türkis-grünen Regierung im kommenden Jahr ein Defizit von rund 22,6 Mrd. € gestattet. Gleichzeitig
ermöglicht es ein kurzfristig eingebrachter Abänderungsantrag zum Bundesfinanzrahmengesetz, den
Personalplan im Jahr 2021 in Zusammenhang mit der Corona-Krisenbewältigung vorübergehend zu
überschreiten. Die Beschlüsse fielen jeweils mit den Stimmen von ÖVP und Grünen, lediglich die Budgets
des Parlaments, der Präsidentschaftskanzlei, der Volksanwaltschaft, des Rechnungshofs und der
Höchstgerichte erhielten in Zweiter Lesung auch die Unterstützung von FPÖ und NEOS.
Konkret
sind im Budget für das Jahr 2021 Ausgaben in der Höhe von 97,8 Mrd. € und Einnahmen in der Höhe von 75,17
Mrd. € veranschlagt. Damit ergibt sich ein Abgang von 22,63 Mrd. €. Ursprünglich hatte die Regierung
lediglich ein Minus von 21 Mrd. € erwartet. Allerdings wackeln aufgrund des harten Lockdowns auch die
aktualisierten Zahlen. Gesamtstaatlich rechnet Finanzminister Gernot Blümel mit einem Maastricht-Defizit
im kommenden Jahr von 9,8% des BIP, wie er im Budgetausschuss ausgeführt hatte. Die Staatsschuldenquote
könnte demnach auf 87,9% steigen. Beide Werte liegen deutlich über den einschlägigen EU-Vorgaben. Abseits
von Corona sind im Budget 2021 1,1 Mrd. € für neue Budgetschwerpunkte wie Sicherheit, Bildung und
Klimaschutz eingepreist.
Mit dem Abänderungsantrag zum Bundesfinanzrahmengesetz wird
insbesondere für die befristete Verlängerung von COVID-19-Sonderverträgen sowie die befristete Übernahme
von VerwaltungspraktikantInnen in ein reguläres Dienstverhältnis zur Unterstützung der Corona-Krisenstäbe
Vorsorge getroffen. Die Übernahmen dürfen ausschließlich zur Krisenbewältigung erfolgen, heißt es dazu in
den Erläuterungen.
Von Seiten der Opposition wurde im Vorfeld des Beschlusses unter anderem
beklagt, dass die aktuelle Pandemie-Entwicklung in den Eckdaten des Budgets nicht abgebildet wird. Es sei
jetzt schon klar, dass die Zahlen nicht stimmen werden, sind sich SPÖ, FPÖ und NEOS einig. Anträge der
SPÖ, das Bundesfinanzgesetz 2021 und das Bundesfinanzrahmengesetz 2021 bis 2024 zu weiteren Beratungen an
den Budgetausschuss zurückzuverweisen, fanden bei der Abstimmung jedoch keine Mehrheit. Man habe das
Budget auf Basis einer Wifo-Prognose erstellt und in der Zwischenzeit auch aktualisiert, hielten ÖVP und
Grüne den KritikerInnen entgegen. Eine weitere Adaptierung der Zahlen sei angesichts der sich ständig
ändernden Prognosen nicht zielführend. Finanzminister Gernot Blümel selbst meldete sich in der
abschließenden Debatte nicht mehr zu Wort.
Abgestimmt hat der Nationalrat auch über insgesamt
45 Entschließungsanträge der Oppositionsparteien, wobei die Forderungen von mehr Budgetmitteln für das
Bundesheer über eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes bis hin zu Änderungen beim Umsatzersatz für vom
Lockdown betroffene Betriebe reichten. Auch sie blieben in der Minderheit, wiewohl in den meisten Fällen
mit einer Fortführung der parlamentarischen Debatte zu rechnen ist. Schließlich liegt ein Großteil der
Initiativen auch den zuständigen Ausschüssen zur Beratung vor.
SPÖ fordert höheres
Arbeitslosengeld und geschlechtergerechtes Budget
Die SPÖ forderte etwa in Form von
Entschließungsanträgen eine Beibehaltung der abschlagsfreien Frühpension nach 45 Arbeitsjahren, ein
höheres Arbeitslosengeld, eine verbesserte pensionsrechtliche Anrechnung von Kindererziehungszeiten zur
Sicherstellung "fairer Frauenpensionen", staatliche Zuschüsse an die Österreichische Gesundheitskasse zum
Ausgleich für durch die COVID-19-Pandemie verursachte Verluste, mehr Geld für die Gemeinden, eine rasche
Umsetzung des 1-2-3-Tickets und Änderungen beim Umsatzersatz für vom Lockdown betroffene Betriebe. So
sollen etwa auch freischaffende KünstlerInnen Zugang zu dieser Hilfe erhalten. Zudem will Kultursprecher
Thomas Drozda, Veranstalter und Kultureinrichtungen verpflichten, vereinbarte Gagen auch für abgesagte
Veranstaltungen auszuzahlen, wenn sie einen Umsatzersatz erhalten haben. Sein Parteikollege Maximilian
Köllner drängt darauf, die Reisebranche bei Entschädigungen und beim Umsatzersatz nicht zu vergessen.
Im Bildungsbereich spricht sich die SPÖ für eine chancenindexierte Mittelverteilung an Schulen,
eine Stärkung der digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte, einen Ausbau von Ganztagsschulen und die
Bereitstellung finanzieller Mittel für den Neubau und die Sanierung gemeinnütziger Studierendenwohnheimen
aus. Auch der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, ein stärkerer Fokus auf Kinderrechte, die
Erhöhung des Budgets für Frauenangelegenheiten, ein geschlechtergerechtes Budget, eine faire und
nachhaltige Verteilung der Mittel des Waldfonds und die weitere Förderung sozialer Dienstleistungen im
ländlichen Raum im Rahmen der EU-Agrarpolitik ist den Abgeordneten ein Anliegen. Die gesamten Einnahmen
aus der Digitalsteuer sollten für die Medienförderung zweckgewidmet werden.
Außenpolitisch
macht sich die SPÖ unter anderem für eine Wiederherstellung des Waffenstillstandes in der Westsahara
zwischen Marokko und der Polisario und für eine Verurteilung geplanter LGBTI-feindlicher
Verfassungsänderungen in Ungarn stark.
FPÖ beharrt auf 1.000-Euro-Gutschein für alle
ÖsterreicherInnen
Auch die FPÖ pocht weiter auf ein vorübergehend höheres Arbeitslosengeld und
die Beibehaltung der abschlagsfreien Frühpension bei 45 Arbeitsjahren. Außerdem gehören die Verteilung
eines Österreich-Gutscheins von 1.000 € an alle ÖsterreicherInnen, die Öffnung von Sportstätten für die
Bevölkerung auch während des Lockdowns, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, eine Erhöhung der
Basisabgeltung für Bundesmuseen, Nationalbibliothek und Bundestheater, die Bereitstellung ausreichender
Budgetmittel zur Eindämmung von Folgeschäden durch die erfolgten Schulschließungen und die Schaffung
eines Verbotsgesetzes für den politischen Islam zu ihren Forderungen. Eine Präzisierung der
Richtlinienverordnung für den NPO soll Zahlungen an Organisationen des politischen Islam ausschließen.
Bildungsminister Heinz Faßmann sehen die Freiheitlichen gefordert, dafür Sorge zu tragen, dass an
den Universitäten keine budgetären Mittel oder Räume für "islamistisch-fundamentalistische
Lehrveranstaltungen" oder Vorträge verwendet werden. Zudem wenden sie sich gegen eine Verschärfung der
gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf zwangsweise Exmatrikulationen von Studierenden.
Im
Wirtschaftsbereich verlangt die FPÖ eine volle Schadensabgeltung für vom Lockdown betroffene Betriebe,
eine rasche Umsetzung des Fixkostenzuschusses II, die Gewährung von Umsatzersatz auch für alle indirekt
vom zweiten Lockdown betroffenen Unternehmen und die Beseitigung von Härtefällen für Gewerbetreibende
beim Fixkostenzuschuss und beim Umsatzersatz. Ein "Rettungsschirm für die Landwirtschaft" soll u.a. einen
Erlass von Sozialversicherungsbeiträgen für alle kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe für
die Dauer der COVID-19 Krise, die gänzliche Streichung des "fiktiven Ausgedinges" sowie die Einführung
eines Sockelförderbetrages pro Arbeitskraft in landwirtschaftlichen Betrieben bringen.
FPÖ-Landwirtschaftssprecher Peter Schmiedlechner plädiert überdies für eine stärkere Förderung von
Humusaufbau auf landwirtschaftlich genutzten Böden.
Darüber hinaus tritt die FPÖ für die
Streichung von Zahlungen für Klimaschutzmaßnahmen im Ausland, eine finanzielle Besserstellung von
ExekutivbeamtInnen durch die Einrechnung von Zulagen und Nebengebühren in den Grundbezug, eine bessere
budgetäre und personelle Ausstattung der Justizwache, die Einbeziehung von Gefängnisinsassen in die
gesetzliche Krankenversicherung, einen Kostenersatz für das Heer für Assistenzleistungen sowie die
Einrichtung einer nationalen Taskforce ein, um interdisziplinäre Corona-Begleitforschung und
evidenzbasierte politische Entscheidungen zu forcieren.
Erhöhung der Budgetmittel für das
Heer, Einrichtung von Buch-Abholstationen
Gemeinsam urgierten SPÖ, FPÖ und NEOS erneut mehr
Budgetmittel für das Bundesheer. Zudem brachten SPÖ und NEOS kurz vor der Abstimmung noch eine gemeinsame
Initiative ein, die darauf abzielt, BuchhändlerInnen ab sofort die Einrichtung von kontaktlosen
Buch-Abholstationen zu ermöglichen. Ansonsten verzichteten die NEOS dieses Mal darauf, ihre politischen
Forderungen mit Entschließungsanträgen zu unterstreichen.
Bereits am Dienstag hatte der
Nationalrat ein umfangreiches Budgetbegleitgesetz und weitere mit dem Budget in Zusammenhang stehende
Gesetzesvorlagen verabschiedet. Sie bringen unter anderem eine Mindestpension von 1.000 € im Zuge der
gestaffelten Pensionserhöhung, eine Verlängerung der Kurzarbeit und weitere Corona-Hilfen. (Fortsetzung
Nationalrat) gs