Gemeinsam hatten sie die World Woman-Awards veranstaltet. Gemeinsam hatten sie Teri Hatcher zum Opernball
gebracht. Vor Monaten wollten sie gemeinsam das Jackson-Tribute-Konzert in Wien veranstalten. Nachdem
dieses gescheitert ist, trennten sich jetzt Superfund-Gründer Christian Baha und Eventmanager Georg
Kindel. Und diese Scheidung könnte schmutzig werden. Gestern noch wurden Gerüchte lanciert, dass es unter
Georg Kindel zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Doch jetzt nimmt Ex-Journalist Kindel
erstmals ausführlich zu allen Vorwürfen exklusiv auf NEWS.at Stellung und greift Superfund frontal an.
NEWS: Herr Kindel, stimmt es, dass es zwischen Ihnen und Christian Baha zum Eklat kam und Sie nun
getrennte Wege gehen?
Kindel: Wir haben einander am 18. Oktober in Los Angeles getroffen und
er sagte mir en passant beim Mittagessen in Santa Monica, dass er unsere gemeinsame Veranstaltungsfirma
World Awards Media „zudrehen“ werde. Die Save The World Awards hätten viel mehr gekostet als geplant, und
auch das Tribute für Michael Jackson sei ein Verlust, er werde kein Geld mehr in die Firma stecken. Ich
müsse das verstehen, er hätte schon viele Millionen investiert und Superfund gehe es momentan nicht so
gut (Anm.: Superfund-Fonds haben alleine 2009 zum Teil über 50% an Wert verloren), Verluste werden daher
„ausgestoppt“, wie er es nannte. Auch meinen Vertrag als Konsulent werde er kündigen, ich habe ihn ja
seit 2004 in allen PR-Fragen beraten, kenne daher das Unternehmen sehr genau und saß sogar zwei Jahre in
seinem internationalen Management Board. Baha sagte dann noch ganz andere Dinge, die ich zum jetzigen
Zeitpunkt nicht wiedergebe, weil sie noch Gegenstand eines Verfahrens sein könnten, das ich
gegebenenfalls führen werde. Ich war jedenfalls fassungslos und habe sofort danach ein umfassendes
Gesprächsprotokoll angefertigt. Gleich nach meiner Rückkehr nach Wien kontaktierte ich Rechtsanwalt Georg
Schima und beauftragte ihn mit der Wahrung meiner Rechte.
NEWS: Es heißt, die Kosten seien
explodiert und Budgets überschritten worden, Christian Baha sei völlig anders über die Kostensituation
unterrichtet worden sein.
Kindel: Der Vorwurf ist leicht zu entkräften, denn der kaufmännische
Geschäftsführer der World Awards Media ist seit 2005 Roman Gregorig, der früher Steuerberater und
Wirtschaftsprüfer war und heute CFO der Superfund Group Monaco ist. Wir waren auch nur gemeinsam
zeichnungsbefugt. Wenn der oberste Finanzmanager von Superfund schon an der Beurteilung der
Finanzgebarung einer 5-Mann-Firma wie der World Awards Media scheitert, wäre das ein Armutszeugnis für
eine internationale Finanzgruppe.
NEWS: Die Kosten aber explodierten zuletzt?
Kindel: Die Save The World Awards in Zwentendorf verursachten durch die kurzfristige Umwandlung in ein
Michael-Jackson-Tribute tatsächlich hohe Mehrkosten von mehreren hunderttausend Euro, die nicht im
ursprünglichen Budget waren, Michael Jackson starb schließlich erst wenige Wochen vor unserer Show. Wir
engagierten kurzfristig nach Absprache mit Baha den Musikdirektor der Grammy Awards mit Neun-Mann-Band
aus New York, Andie MacDowell als Moderatorin, und auch Jermaine Jacksons Reise mit kompletter Familie
und Entourage kostete eine sechsstellige Summe. Baha wusste natürlich davon, wie sich aufgrund des
Schriftverkehrs zwischen uns leicht belegen lässt. Er war von Anfang an auch in das gesamte
Jackson-Tribute vor Schloss Schönbrunn involviert. Jermaine Jackson machte bei einem Treffen in der
Albertina nämlich uns beiden – Baha und mir – das Angebot, das große Tribute für seinen Bruder in
Schönbrunn zu produzieren. Ohne Baha hätte ich mich nie auf das Wagnis eingelassen. Das ist alles durch
Dutzende E-Mails dokumentiert. Im Schussfeld stand bei der Absage aber nur einer, nämlich ich. Ich habe
ihn in dieser Situation geschützt – wie schon oft zuvor als sein Superfund-Berater.
NEWS: Sie
sollen für Flüge teure Privatjets gebucht haben?
Kindel: Das stimmt nicht. Wir flogen nur
einmal mit einem Privatjet, nämlich mit Jermaine Jackson zu den Pressekonferenzen in London und Berlin.
Den Jet hat Baha damals übrigens selbst über sein Superfund-Travel Center buchen und bezahlen lassen,
weil er ursprünglich auch bei allen Presseterminen persönlich dabei sein wollte.
NEWS: Baha
war die ganzen Jahre über also nicht nur Sponsor, der sich gerne groß feiern ließ, sondern auch Teilhaber
der World Awards?
Kindel: NEWS hat es ja enthüllt. Baha ist seit 2005 über einen Treuhänder
Mehrheitsgesellschafter der World Awards Media und hält 79 Prozent an der Firma. 2004 waren die World
Awards in einer schweren Krise, wir mussten die Veranstaltung in Berlin absagen, für die wir bereits
finanzielle Vorleistungen erbracht hatten und hatten dadurch Schulden. Ich suchte damals einen Investor,
Baha stieg schließlich ein und wir gründeten eine neue Firma, die World Awards Media GmbH. Ein schlechter
Deal für mich, denn er nutzte die Situation geschickt aus, drehte den Deal mehrfach um und bestand auf
Haftungen meinerseits, um sicherzugehen, dass ich nicht abspringe und dann selbst Awards auf eigene
Rechnung mache. Ich musste unter Druck darauf eingehen, um die Verbindlichkeiten der alten Firma nach und
nach zu tilgen, denn ich wollte nicht, dass unsere Partner auf ihren Forderungen sitzen bleiben. Baha
hingegen hat die World Awards jahrelang als PR-Bühne für Superfund genutzt, eine PR-Leistung, die einen
enormen Wert hat. Bezahlt hat er das zum Großteil mit Einlagen und Darlehen in die gemeinsame Firma. Ohne
Bezahlung und damit ohne die Awards hätte es aber für Baha keine gemeinsamen Auftritte mit Gorbatschow,
Teri Hatcher oder den vielen anderen Stars, die daran beteiligt waren, gegeben, auch keine
Superfund-Werbung.
NEWS: Was ist wahr daran, dass Sie der Firma Ihrer Frau Aufträge
zugeschanzt haben sollen?
Kindel: Die Firma meiner Frau hat – so wie mehrere andere Agenturen
auch – ohne Honorar und auf reiner Provisionsbasis Sponsoren für die Save The World Awards gesucht. Ihre
Firma brachte uns gleich mehrere Sponsoren, die vom VIP-Empfang für mehrere hundert Personen bis zur
Fahrzeugflotte alles mögliche gestellt haben, und sie hat dafür eine weit unter dem Branchenschnitt
liegende Provision von insgesamt exakt 10.500 Euro erhalten. Die Überweisung hat übrigens der zweite
Geschäftsführer Roman Gregorig, also Bahas Finanzchef, mit abgezeichnet, wir waren ja nur kollektiv
zeichnungsbefugt. Auch das ist alles belegbar.
NEWS: Trotzdem wurden Sie abgelöst?
Kindel: Baha ließ eine Generalversammlung der World Awards Media für den 30. November einberufen, hat
seinen Superfund-Chefjuristen als Vertreter geschickt und dieser hat für die Auflösung und Liquidation
der Gesellschaft gestimmt. Ich habe ebenso wie der dritte Gesellschafter, der ein Prozent hält, dagegen
gestimmt, aber das war natürlich bei diesen Mehrheitsverhältnissen wirkungslos. Gleich danach wurden
beide Geschäftsführer – Roman Gregorig und ich – abberufen. Als Liquidator wurde ein Superfund-Mann
eingesetzt. Danach waren die World Awards für mich als Geschäftsführer Geschichte, ich gab meine
Unterlagen ab und ging. Wir überlegen aus mehreren Gründen jedoch derzeit eine Anfechtung der
Beschlüsse.
NEWS: Die Vorwürfe gegen Sie sind also ungerechtfertigt?
Kindel: Seit
Oktober wurde versucht, etwas gegen mich zu konstruieren, um mich elegant loszuwerden: angebliche
In-sich-Geschäfte mit meiner Frau, die klar widerlegbar sind, fehlende Belege, die es natürlich gibt, und
einiges anderes. Nun wurde mir diese Woche die Kündigung des Geschäftsführervertrages zugestellt und als
Grund dafür der „alleinige Abschluss eines Garagennutzungsvertrages zwischen APCOA und der World Awards
Media“ vom September 2008 – angeblich für mein „privates Fahrzeug“ – angeführt. Abgesehen davon, dass
auch dies leicht zu widerlegen ist, weil auch andere Mitarbeiter monatelang den Firmenparkplatz genutzt
haben, sagt dies sehr viel über die wirklichen Motive aus. Meine Anwälte werden angemessen darauf
antworten.
NEWS: Wird es zu einer offenen Konfrontation zwischen Ihnen und Christian Baha
kommen?
Kindel: Ich bin in keiner Weise daran interessiert und nach wie vor für eine
außergerichtliche Lösung offen, konkrete Gespräche gab es ja bereits. Ich bin auch noch nicht so weit,
dass ich die Details der jahrelangen Beziehung zwischen Baha und mir öffentlich diskutieren möchte. Ich
würde es traurig finden, wenn es tatsächlich soweit kommt, denn wir waren viele Jahre lang Freunde und
engste Vertraute. Sollte es aber notwendig sein, werde ich notfalls auch vor Gericht mit allen zur
Verfügung stehenden Mitteln meine Rechte durchsetzen.
http://www.news.at/articles/0951/30/258216/news-at-exklusiv-jackson-veranstalter-kindel-s
uperfund-chef-baha