Übernahmefantasie bei Immofinanz?
Jetzt hat die Immofinanz also zwei Kernaktionäre.
Neben Rudolf Fries, der am 15. Jänner seinen Anteil auf 10,05 Prozent erhöhte, setzte auch der
Industrielle Walter Scherb auf die Immo-Aktie. Fünf Tage nach Fries stockte er auf 5,82 Prozent auf. Das
ist doch einmal ein positives Zeichen für den leidgeprüften Anleger.
Schauen wir uns den
Scherb-Deal doch einmal genauer an. Die Aktien wurden von der Witiko-Invest gekauft, hinter der die
Stiftung von Scherb, die St. Klemens Privatstiftung, steht. Vorstandsvorsitzender dieser Privatstiftung
ist - Rudolf Fries. Zufall? Möglich.
Jedenfalls halten sie gemeinsam bereits 15,87 Prozent der
Immofinanz. Von einem Pflichtangebot kann also noch keine Rede sein. Und ganz prinzipiell stellt sich die
Frage, ob Fries und die Witiko Invest überhaupt als verbundene Unternehmen im Sinne des Übernahmegesetzes
(ÜbG) zu sehen sind. Sprich, ob es überhaupt zulässig ist, die Anteile zusammenzuzählen. Sofern es keinen
Vertrag gibt, wohl eher nicht - schließlich sind Stiftungsvorstände auch austauschbar. Und ob es eine
schriftliche Absprache gibt, das werden die beiden Herren nicht an die große Glocke hängen.
Die große Frage für den Privatanleger: Soll er auf ein mögliches Übernahmeangebot spekulieren und
zukaufen? Dafür ist es wohl jedenfalls noch zu früh. Denn jede mögliche Übernahme wird auch von einer
Lösung des Immoeast-Milliardenkredits an die Immofinanz abhängen - und die ist zumindest noch nicht
veröffentlicht. Wobei Fries als Immofinanz-Aufsichtsrat, der er ja auch ist, über einen
Informationsvorsprung verfügen kann. Dennoch ist es nicht zu erwarten, dass Fries in den nächsten Tagen
mit einem freiwilligen Übernahmeangebot vorprescht. Denn dann müsste er darauf schauen, dass der Preis so
attraktiv ist, dass er jedenfalls mehr als 50 Prozent der Anteile hält (somit müsste er auf einen Schlag
rund 156,7 Millionen Aktien zukaufen, zurzeit halten Fries 46,13 und Scherb 26,71 Millionen) - ansonsten
wäre das Angebot hinfällig (§ 25a Z 2 ÜbG).
Meldepflichten beobachten.
Wenn
überhaupt, dann ist es wahrscheinlicher, dass weiterhin zugekauft wird, bis die 30-Prozent-Schwelle
überschritten wird - und dann ein Pflichtangebot fällig wird. Und diese Entwicklung kann ein Anleger
beobachten - schließlich gibt es Meldepflichten. Dass allzu bald kein Angebot kommt, ist auch vor dem
Hintergrund schlüssig, als es nur billiger werden kann. Denn aktuell liegt der
Sechs-Monats-Durchschnittskurs bei knapp 2,7 €. Der große Absturz setzte im September ein, seit Ende
Oktober notiert das Papier unter einem €. Ab April könnte dann also ein Angebot richtig günstig werden,
bzw. ein attraktiver Aufschlag geboten werden - ohne trotzdem allzu tief in die Tasche greifen zu
müssen.
http://www.wirtschaftsblatt.at/home/boerse/analysen/359023/index.do