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Lufthansa verfolgt Strategie, AUA gezielt auszuhungern
Ein internes Strategiepapier, das die
Lufthansa mit den anderen Mitbietern um die Übernahme der AUA vergleicht, unterstellt den Deutschen wenig
freundliche Absichten.
Nicht nur in Politik und Wirtschaft gibt es weiter Bedenken gegen
einen Verkauf der AUA an die Lufthansa, auch in Luftfahrtkreisen sind nicht alle glücklich über den
derzeitigen Verhandlungsstand seitens der ÖIAG: „Es zeigt sich immer stärker, dass die AUA seit Jahren
sukzessive in die Arme der Lufthansa getrieben worden", sagt ein hochrangiger Branchenmanager, der nicht
genannt werden will: „Schon seit dem Beitritt der AUA zur Star Alliance wurde argumentiert, dass
nur eine enge Verschränkung mit der Lufthansa das langfristige Überleben von Austrian Airlines
garantieren könne. Das Gegenteil ist der Fall - auch weil die Lufthansa Vereinbarungen nicht gehalten
hat".
Abkommen gebrochen
Ein internes Strategiepapier aus AUA-Kreisen, das dem
WirtschaftsBlatt vorliegt, untermauert diese Argumentation. Denn demnach ist der sogenannte
Nachbarschaftsvertrag, der eine faire Aufteilung der Kosten und Erträge zwischen Austrian Airlines und
der Lufthansa auf den gemeinsam durchgeführten Flügen zwischen Österreich und Deutschland regeln soll,
von deutscher Seite gebrochen worden. „Die Lufthansa umfliegt diesen Vertrag mittels ihrer eigenen Low
Cost-Carrier-Tochter German Wings", heißt es in dem Papier". Tatsächlich haben die Passagierzahlen von
German Wings am Wiener Flughafen in den vergangenen Jahren stark zugenommen: Von 334.485 im Jahr 2005,
auf 360.352 im Jahr 2006 und 460.536 im Vorjahr. Heuer waren es im ersten Halbjahr bereits 256.930. Zum
Nachbarschaftsverkehr selbst geben AUA und Lufthansa keine genauen Zahlen bekannt. Die Lufthansa hat
jedenfalls 2007 knapp eine Million Passagiere ex Österreich transportiert, wobei da auch international
Weiterreisende beinhaltet sind.
Zudem habe der Markteintritt von Airlines wie Niki oder Air Berlin
einen „massiven Preisverfall" ausgelöst. Fazit des Papiers: „Die von Lufthansa und Austrian angeführten
500 Millionen Euro, die Austrian angeblich aus diesem Vertrag lukriert, entsprechen nicht mehr der
Realität, sondern sind bei weitem viel niedriger anzusetzen".Somit sei „die unterschwellige Drohung" von
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, dass der Nachbarschaftsvertrag im Falle der Übernahme der AUA durch
einen anderen Carrier aufgekündigt würde, „ertragsseitig nicht als Bedrohungsszenario" zu werten.
Tatsächlich hat die AUA im Vorjahr 256 Millionen € daraus eingenommen, 2006 waren es 263,8 Millionen
€.
Weiters wird in dem Papier kritisiert, dass die Lufthansa in Österreich einen Verkaufsapparat von
rund 80 Personen aufgebaut hat - obwohl in den Star Alliance-Verträgen klar geregelt sei, dass der
jeweilige Home Carrier den Großteil der Verkaufsagenden übernehmen soll. Die Lufthansa verfolge die klare
Strategie, die österreichischen Bundesländer nach München anzubinden und habe die entsprechenden
wöchentlichen Frequenzen von 2005 bis heuer um 130 Prozent auf 108 aufgestockt. In Luftfahrtkreisen werde
dieser Vorgang „als Sturmreifschiessen der Bundesländer" bezeichnet, heißt es.
Schlimme
Szenarien
Laut dem Papier verfolge die Lufthansa die Strategie, Wien bzw. Austrian nur noch als
Punkt-zu-Punkt-Verkehr bzw. als „Feeder für München und Frankfurt" einzusetzen. Denn: Obwohl der Wiener
Flughafen ein Star-Alliance-Hub sei, fliege kein einziger Star-Langstreckencarrier Wien an - sehr wohl
jedoch Korean und Delta vom Sky Team rund um Air France/KLM. Aus Luftfahrtkriesen sei zu hören, dass
„jeder Langstrecken-Carrier, der Interesse an Wien zeigt, von der Lufthansa ein exzellentes Angebot für
München bekommt", um so Airlines von Wien fernzuhalten.
„Dies führt zu einer massiven Schwächung von
AUA und Flughafen Wien", sagt der eingangs zitierte Manager, der die Lufthansa im Vergleich zur Air
France und der russischen S7 als „schlechteste Variante für die AUA" sieht.
Dass die Lufthansa nur
an der AUA-Mehrheit interessiert sei, zeige, dass sie „die Marke Austrian nicht partnerschaftlich weiter
entwickeln möchte, sondern nur die absolute Kontrolle des österreichischen und CEE-Marktes anstrebt",
heißt es in dem Papier.