News vom 14.02.2008

Der Industrielle über Millionen für Manager, 100 Euro Inflationsausgleich und die Wende im Kupferkrieg.

Seit Monaten hält der Industrielle Mirko Kovats, Haupteigentümer der börsennotierten A-Tec-Gruppe, die europäische Kupferbranche in Atem. Sein Einstieg bei Europas größten Kupferproduzenten löste den "Kupferkrieg" aus und blockierte Übernahmen. Mit dem jüngsten Coup in Serbien scheint der härteste Industrielle des Landes seine Strategie zu ändern. Im NEWS-Interview erklärt er, warum.

NEWS: Warum verkaufen Sie Ihr 25-Prozent-Paket der belgischen Kupferhütte Cumerio nun an die Norddeutsche Affinerie (NA), deren größter Aktionär Sie mit 13,75 Prozent sind?

Mirko Kovats: Wir sind weit unter dem Übernahmeangebot von 30 Euro eingestiegen. Das Angebot ist fair.

NEWS: Wollen Sie Ihre Anteile an der NA noch aufstocken?

Kovats: Das ist eine Möglichkeit. Die deutsche Kartellbehörde wird bis März entscheiden, ob das zulässig ist.

NEWS: Es gibt Gerüchte, dass der russische Oligarch Vladimir Potatin die NA übernehmen will.

Kovats: Wenn es ein Übernahmeangebot gäbe, würde ich mir das sehr genau anschauen und dann entscheiden. Da muss man sich alle Optionen offenhalten. Irgendwann kommt der Punkt, wo man sich fragen muss, ob die investierten Mittel anderswo nicht besser angelegt sind. Wenn jemandem ein Unternehmen mehr wert ist als den anderen, dann soll es der kaufen, dem es mehr wert ist. Ich sehe das völlig emotionsfrei.

NEWS: Gelohnt hat sich das Investment aber bereits?

Kovats: Ja, aber für eine lang- fristige Strategie, nicht für kurzfristige Kursgewinne.

NEWS: Warum hat die A-Tec-Aktie so stark verloren?

Kovats: Mit dem Aktienkurs bin ich unzufrieden. Aber das kann ich mir natürlich als einer der Aktionäre nicht aussuchen.

NEWS: Haben Sie ein schlechtes Gewissen gegenüber Aktionären, die seit dem Börsengang rund 40 Prozent verloren haben?

Kovats: Der Kapitalmarkt ist, wie er ist. Bei den Aktionären, die beim Kurs von 100 Euro gekauft haben und um 190 Euro verkauft haben, war ich auch nicht beteiligt. Ich bin überzeugt, dass sich der Wert des Unternehmens langfristig im Kurs widerspiegeln wird.

NEWS: Wie geht es der A-Tec?

Kovats: Sehr gut. Wir verzeichnen Aufträge im größten Ausmaß, das Geschäft boomt. Preisqualität und Markt sind da.

NEWS: Kaufen Sie eigene Aktien?

Kovats: Ich bin derzeit in der Sperrfrist, sonst würde ich selbstverständlich zukaufen. Wenn jemand Aktien kaufen will, muss er in der Lage sein, diese einige Jahre zu behalten. Wenn er das nicht kann, ist es ein gefährliches Investment, egal welche Aktie. Wenn man warten kann, ist jetzt die Zeit für Schnäppchen. Die Kapitalmärkte werden selbstverständlich wieder drehen. Was können wir dafür, dass verschiedene Banken in ihrer unerlässlichen Gier, auch der Manager, gezockt haben?

NEWS: Kommt eine globale Rezession?

Kovats: Das glaube ich nicht. Es hat niemand Interesse daran. Auch die Europäische Zentralbank, die sich stur verhält, wird nachgeben. In den USA kann ich mir ein Wahljahr in Rezession nicht vorstellen.

NEWS: Ist das Problem der Finanzmarktkrise gelöst?

Kovats: Ich befürchte, wenn das ausgeräumt ist, wird eine Zeit lang Pause sein, und dann kommt die Gier wieder. Ich halte Gier ab einer gewissen Grenze für extrem schädlich. Bis zu einer gewissen Grenze ist sie gut, weil wir Werte schaffen und verdienen müssen.

NEWS: Sind Managergagen in Millionenhöhe gerechtfertigt?

Kovats: Aktionäre können mit ihrem Geld machen, was sie wollen. Ich halte es natürlich für nicht gerechtfertigt. Einstellige Millionengagen sind vorstellbar. Aber zweistellige Millionenbeträge halte ich für überhöht.

NEWS: Wer bezieht in der A-Tec das höchste Gehalt, Sie?

Kovats: Nein, weder 2006 noch 2007. Mit 55 Prozent Firmenanteil muss ich mich nicht mit dem Vorstandsgehalt hervortun.

NEWS: Ist in der A-Tec ein Managergehalt von zehn Millionen Euro im Jahr vorstellbar?

Kovats: Das wird es in meiner Firma sicher nie geben, solange ich das Sagen habe. Für ein gutes Produkt sind Hunderte bis Tausende Leute verantwortlich, nicht eine Person.

NEWS: Sollte man also die Mitarbeiter am Gewinn beteiligen?

Kovats: Schwierig zu beantworten. Ich sage nicht rundheraus ja oder nein. Ein Mitarbeiter muss angemessen verdienen. Natürlich gilt die Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage.

NEWS: Sind Sonderzahlungen in guten Jahren vorstellbar?

Kovats: Selbstverständlich. Aber man muss vorsichtig sein, denn in schlechten Jahren zahlt auch niemand etwas ein.

NEWS: Derzeit haben wir eine hohe Inflation, die besonders die Bezieher niedriger Einkommen trifft. Was halten Sie von einer 100-Euro-Einmalzahlung?

Kovats: 100 Euro lösen natür- lich kein Problem. Man sollte die Lohnnebenkosten, die ein Hammer sind, halbieren. Dann sind wir wettbewerbsfähiger und können den Arbeitnehmern netto mehr geben, um gestiegene Kosten auszugleichen. Aber einfach geht das nicht.

Kupfer-Coup
Mirko Kovats baut sein Imperium jetzt in Serbien aus

Kupfer
Eine seiner größten Akquisitionen ist Mirko Kovats in Serbien gelungen. Um über 320 Millionen Euro kauft er die Kupferhütte RTB mit 5.000 Beschäftigten. Bei dieser Privatisierung hat Kovats' A-Tec in der letzten Bieterrunde den milliardenschweren Oligarchen Oleg Deripaska ausgestochen. Damit baut Kovats seine börsennotierte Industriegruppe auf 18.000 Arbeitnehmer aus. Der A-Tec-Umsatz sollte 2008 auf gut drei Milliarden Euro steigen. Die Kupferstrategie in Deutschland lässt Kovats nun offen.

Kovats am Drücker
Der Industrielle baut die Kupfersparte seines Konzerns aus. Sein Engagement in Deutschland bringt ihm über 50 Millionen Euro Gewinn.


.
.
Gruß

  

Beitrag dem Admin melden | Urheberrechtsverletzung melden
Thema #35409

Erstes Thema | Letztes Thema

0
Powered by DCForum+ Version 1.27
Copyright 1997-2003 DCScripts.com
0.13