Telekom Austria drängt auf Umstellung des Glasfaser-Förderregimes
Arnoldner: Haushalte fördern,
nicht Baufirmen - Cloud-Lösungen sind das am stärksten wachsende Geschäftsfeld - Keine Exit-Pläne für
Belarus
Die Telekom Austria konnte ihren Umsatz im vergangenen Jahr nicht einmal in der Höhe
der Inflation steigern, und das Wachstum kam fast zur Gänze aus Osteuropa. "Österreich ist ein sehr
wettbewerbsintensiver Markt", sagte Vize-CEO Thomas Arnoldner am Montag. Was ihn seit Jahren stört: Der
Glasfaser-Ausbau sei in Österreich extrem teuer, und das liege auch am Förderregime. Nicht die Baufirmen
sollten gefördert werden, sondern Haushalte, die sich Glasfaseranschlüsse zulegen.
In den
vergangenen Jahren seien 2,4 Mrd. Euro in Förderungen gepumpt worden. Das habe die Ausbaukosten massiv in
die Höhe getrieben. "Wir sind selbst das Unternehmen, das am meisten Glasfaser ausbaut in Österreich, wir
haben nichts gegen Glasfaserausbau", sagte Arnoldner. "Wir sind aber der Meinung: In Zeiten begrenzter
Mittel sollte man diese verantwortungsvoll einsetzen." Die Anschlüsse einzelner Haushalte seien mit bis
zu 80.000 Euro gefördert worden. "Um 80.000 stelle ich Ihnen einen SUV vor die Tür, der eine SIM-Karte
eingebaut hat." Im Durchschnitt koste ein Glasfaser-Anschluss in Österreich 2.000 Euro, berichtete
A1-Österreich-Chef Marcus Grausam. In Nordmazedonien würden die Kosten nur 200 Euro betragen.
Cloud-Lösungen sind am stärksten wachsendes Geschäftsfeld
Was für die Telekom in Österreich
gut läuft, ist das Geschäft mit Rechenzentren und Cloud-Lösungen, wo es noch immer zweistellige
Wachstumsraten gebe, sagte Grausam. "Das ist unser am stärksten wachsendes Geschäftsfeld." Ein weiterer
Investitionsschwerpunkt bleibt der 5G-Ausbau, aber auch der Glasfaser-Ausbau. "Wir erreichen 850.000
Haushalte direkt mit Glasfaser, ungefähr 1,5 Millionen Haushalte mit zumindest 300 Megabit und 2
Millionen Haushalte mit zumindest 100 Megabit." Es sei geplant, das Investitionsniveau in den kommenden
Jahren und 2025 weiterhin hoch zu halten, "irgendwo wieder bei rund einer halben Milliarde Euro".
Keine Exit-Pläne für Belarus
Gut läuft das Geschäft in Belarus mit einem
Umsatzwachstum von 15 Prozent im vierten Quartal. Allerdings kann die Telekom Austria wegen der
gegenseitigen Sanktionen - Österreich gilt als "unfriendly country" - ihre Gewinne aus Belarus nicht
herausholen. "Wir reden da von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag", sagte Arnoldner. Trotzdem gebe
es für Weißrussland keine Exit-Pläne. Dafür habe man intern zwar rote Linien definiert, "die wir aber
nicht öffentlich kommunizieren. Wir wollen niemanden einladen, diese roten Linien auszutesten." Man habe
in Belarus fast 6 Millionen Kunden und über 2.000 Mitarbeiter, "die wir nicht im Stich lassen wollen".
In Österreich wird der Mitarbeiterstand seit etwa einem Jahrzehnt kontinuierlich reduziert. Das
erfolge etwa, indem man frei werdende Positionen nicht nachbesetze, erklärte Grausam. "Die Reduktion ist
zum größten Teil dem technischen Fortschritt geschuldet." Heuer sollen weitere 400 Stellen eingespart
werden. Eine Zielvorgabe für den endgültigen Mitarbeiterstand habe man nicht definiert, weil es auch neue
Geschäftsfelder gebe. Das aktuelle Geschäft könnte man mit 5.000 Leuten machen, man stehe derzeit bei
6.000 Vollzeit-Äquivalenten.