Schlumberger stemmt sich mit Exportgeschäft gegen Gastroausfall
Mehrverkauf im Handel allein kann
monatelange Schließungen in der Gastronomie nicht ausgleichen - Höhere Sektpreise ab April -
Österreich-Geschäft soll heuer wieder an 2019 anknüpfen
Gastroschließungen, ein
Komplettausfall der Ballsaison, abgesagte Weihnachtsfeiern: Die Maßnahmen wegen der Coronapandemie
treffen das Sekthaus Schlumberger erneut in der wichtigsten Zeit des Jahres. Von Oktober bis Dezember
machen Sekthersteller die Hälfte bis zwei Drittel ihres Jahresumsatzes. Dank der Erschließung neuer
Exportmärkte und einem Mehrverkauf im Handel übersteht Schlumberger die Krise ohne größere Blessuren.
Enorme Preissteigerungen bei Gas, Strom, Europaletten, Etiketten, Sektgrundwein, Reinalkohol, Zucker
usw. könne man aber nicht mehr schlucken, weshalb ab April 2022 Preiserhöhungen anstehen würden. "Wenn
man sich diese Vielfalt von historisch noch nie da gewesenen Preiserhöhungen anschaut, ist klar, dass man
das nicht abfedern kann", sagte Schlumberger-Chef Benedikt Zacherl im APA-Gespräch.
Erst im
vergangenen Jahr wurde nach jahrelangen Bittrufen der Branche die Sektsteuer abgeschafft. Das hat das
Sprudelgetränk für Konsumenten vergünstigt. Sekt gehört im Supermarkt aber ohnehin zu jenen Produkten,
die mit am häufigsten zum Aktionspreis verkauft werden. Der Aktionsanteil liegt im Schnitt bei bis zu 50
Prozent.
Seit Beginn der Krise wird im Lebensmittelhandel wegen der geschlossenen Lokale
deutlich mehr Sekt gekauft als sonst. Von Jänner bis September 2021 stieg der Sekt-Absatz in den
heimischen Supermärkten laut Zahlen des Marktforschers Nielsen um 18,6 Prozent, bei Schaumwein insgesamt
gab es ein Plus von 13 Prozent gegenüber 2020. Immer gefragter ist Rose-Sekt, der mengenmäßig in den
ersten neun Monaten um 35 Prozent zum Vorjahr zulegte. Die Marke Schlumberger verzeichnete in diesem
Zeitraum ein Absatz-Plus von fast einem Viertel, die Marke Hochriegl, die im niedrigeren Preissegment
angesiedelt ist, von einem Drittel.
"Die Menschen gönnen sich mehr und trinken nicht mehr nur
zum Geburtstag oder zu Weihnachten Sekt", sagte Zacherl. Auch würden immer mehr Jüngere zwischen 18 und
29 Jahren zu Sekt greifen und nicht mehr nur Ältere.
Der Mehrverkauf im heimischen Handel
allein kann aber monatelange Schließungen der Gastronomie nicht ausgleichen, weshalb Schlumberger auf
sein drittes Standbein, den Export, setzt. Im Ausland verkauft das Sekthaus hauptsächlich seine Marken
Schlumberger sowie die Schokoladen-Spirituose Mozart. Mit Schlumberger habe man neue Märkte wie Russland
oder Korea erschlossen, zudem seien bereits etablierte Länder wie Deutschland, die Schweiz und die
Niederlande heuer sehr gut gelaufen. Den Schokolikör Mozart verkauft das Unternehmen jetzt auch in den
USA, Großbritannien und China.
Der Umsatz der Schlumberger-Unternehmensgruppe, zu der auch die
Sektmarken Goldeck und Hochriegl sowie die Schokoladen-Spirituose Mozart zählen, ist 2020 im In- und
Ausland um fast 10 Prozent auf 165,9 Mio. Euro eingebrochen. Das Ergebnis der gewöhnlichen
Geschäftstätigkeit (EGT) stieg hingegen von 3,29 auf 4,93 Mio. Euro.
Der Österreich-Umsatz ist
im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf knapp 80 Mio. Euro zurückgegangen. Schon heuer soll das
Österreich-Geschäft wieder an das Jahr 2019 anknüpfen können, erwartet Zacherl.
Die
Schlumberger-Unternehmensgruppe beschäftigte im abgelaufenen Jahr in Summe 256 Personen
(Vollzeitäquivalente), nach 266 im Jahr 2019. Die Reduktion sei auf natürliche Abgänge wie
Pensionierungen zurückzuführen. "Es gab keinerlei coronabedingte Kündigungen", betonte Zacherl.