Rosenbauer dank voller Auftragsbücher zuversichtlich für 2021
Mit 1 Mrd. Euro Umsatz Weltmarktführer
bei Löschfahrzeugen - Erste strombetriebene im Einsatz - Gute US-Dynamik, Ölpreis hilft Nachfrage aus
Mittlerem Osten - Skepsis zu Firmen-Impfungen
Der oberösterreichische Feuerwehrausrüster
Rosenbauer, Weltmarktführer bei Löschfahrzeugen, hat im Coronajahr 2020 einen Rekordumsatz sowie mehr
Gewinn erzielt und ist auch für heuer optimistisch. Ins neue Jahr ist man mit vollen Auftragsbüchern
gestartet, erwartet ähnlich viel Umsatz und eine anhaltend gute operative Marge. Voriges Jahr lieferte
man 2.238 Feuerwehrfahrzeuge aus - erstmals auch einige elektrisch betriebene.
Für die
elektrischen "RT", die in Amsterdam, Berlin und Dubai als Vorserienfahrzeuge im Einsatz sind, brauche es
noch drei, vier Jahre, bis die Kurve anspringen wird, sagte Rosenbauer-Chef Dieter Siegel am Freitag im
Online-Bilanzpressegespräch. Heuer werde man diese E-Fahrzeuge in niedriger zweistelliger Stückzahl zu
bauen beginnen. Man hoffe, in zehn Jahren höhere E-Mobilitätsanteile zu erreichen. Kunden könnten dann
auch Städte wie Los Angeles, Tokio, Peking, London, Berlin oder Wien sein. Der Weltmarkt für elektrische
Feuerwehrautos könnte bis 2030 rund 3.000 Stück ausmachen. Aktuell verkaufen sich weltweit jährlich
20.000 Löschfahrzeuge.
Fast vier Fünftel des Umsatzes - 2020 erstmals über eine Milliarde Euro
- macht Rosenbauer mit Fahrzeugen, je 8 Prozent mit Ausrüstungen und Service. Bei den Fahrzeugen entfiel
der größte Teil auf Kommunalfahrzeuge (42 Prozent), 15 Prozent auf Flughafen- und 14 Prozent auf
Hubrettungsfahrzeuge.
Im zweiten Halbjahr 2020 hat sich die Nachfrage nach
Feuerwehrtechnik erholt, sodass man für heuer eine Seitwärtsbewegung der globalen Branche erwartet, die
voriges Jahr sogar leicht gewachsen sein dürfte. Vor allem Europa und der Mittlere Osten sollten weiter
wachsen können, sagte Siegel. Die Nachfrage in Nordamerika wird stabil erwartet. "Wir haben eine sehr
gute Marktdynamik in den USA, der größte Markt der Welt bietet gutes Zukunftspotenzial für uns." Dort
hofft der CEO am Mega-Konjunkturprogramm mitnaschen zu können, von dem 60 Mrd. Dollar (50,5 Mrd. Euro)
Richtung E-Mobilitätsförderung gehen könnten.
Voriges Jahr büßte Rosenbauer in keiner Region
Umsatz ein, überwiegend legte er spürbar zu - in Summe um 6,8 Prozent auf 1,044 Mrd. Euro. Vor allem im
Mittleren Osten und Nordafrika (NEMA) sprangen die Erlöse an, um 55 Prozent auf 150 Mio. Euro. Die
Nachfragestimulierung dort sei der Erholung des Ölpreises zu verdanken, meinte Siegel. Europa mit 363
Mio. Euro (+19 Prozent) und Nordamerika (261 Mio. Euro, +5,5 Prozent) würden ein "starkes Rückgrat"
darstellen. Nordamerika repräsentiert mit über 4.000 Fahrzeugen jährlich mehr als ein Fünftel des
Weltmarktes.
Europa habe sich regional unterschiedlich entwickelt: In den D-A-CH-Ländern sei
die Nachfrage weiter sehr stark, in Großbritannien, Frankreich und Spanien sehr verhalten gewesen. Die
MOEL würden wieder anziehen. Asien sei ein großer Markt, aber - etwa in China - auch ein schwieriger. In
öffentliche Ausschreibungen komme man immer schwerer hinein, "das Feuerwehrwesen in China wird zusehends
protektionistisch betrieben". Um gegenzusteuern hat man, unabhängig von der bestehenden
Vertriebspartnerschaft, die Repräsentanz in Südchina in eine Tochter umgewandelt, sodass man dort selbst
fakturieren kann. Die GmbH liegt in Kunming, wo sich die einzige Feuerwehroffiziersschule Chinas
befindet.
Zum Thema "Corona-Impfungen" hat der Rosenbauer-Chef eine andere
Meinung als manch anderer Firmenlenker. Er halte es für keine gute Entwicklung, dass sich "einige 100.000
Unternehmen" eigene Impfkontingente besorgen, wenn sich 190 Länder weltweit ebenfalls darum bemühen
würden. Da werde man "unterm Strich die Gesellschaft nicht geordneter durchimpfen können", so der CEO:
"Es ist viel wichtiger, dass die Gesellschaft eine hohe Durchimpfungsrate erreicht." Er "bewundere" jede
Firma, die das Risiko für einen Impfstoff und die möglichen Nebenwirkungen übernehme, meinte er
sarkastisch, aber er sehe das "nicht als die Rolle von Unternehmen." Ja, in den USA seien an einzelnen
Standorten von Rosenbauer "schon fast alle geimpft. Aber wir streben deshalb keinen Reisetourismus in die
USA an."
Im Coronajahr 2020 hat Rosenbauer den Gewinn (Periodenergebnis) um 18,7 Prozent auf
41,1 Mio. Euro gesteigert und will die Dividende von 80 auf 1,50 Euro je Aktie anheben. Das operative
Ergebnis (EBIT) wuchs von 51,9 Mio. auf 57,9 Mio. Euro und damit auf ein All-Time-High. Besonders gut
gelaufen ist dabei das vierte Quartal, in dem allein die Hälfte des Jahres-EBIT erzielt wurde, vom Umsatz
ein Drittel.
Der Auftragseingang ging von 1,073 auf 1,009 Mrd. Euro zurück, der Auftragsstand
lag mit 1,072 (1,150) Mrd. Euro aber weiter über dem Jahresumsatz. Der solide Auftragseingang stelle die
hohe Auslastung in den Produktionsstätten im laufenden Jahr sicher, "man sieht aber die Verzögerungen bei
den Ausschreibungen und den Aufträgen", sagte Siegel. Von den Neuaufträgen kamen diesmal 40 (35) Prozent
aus Europa, was die Bedeutung des Heimatkontinents für Rosenbauer unterstreicht.
Finanzvorstand Sebastian Wolf betonte, dass man aus der Coronakrise sogar gestärkt herausgehe. Es seien
das Working Capital (Nettoumlaufvermögen) verbessert und die Bilanzsumme durch eine Reduktion der
Kundenforderungen und Bestände gesenkt worden. Auch die Nettoverschuldung und die Schuldenquote (Gearing
Ratio) habe man verbessert. Bei den Nachhaltigkeitszielen komme man ebenfalls voran: Zuletzt seien in der
Produktion 66 Prozent des Verbrauchs mit Grünstrom bestritten worden (davon 5 Prozent aus eigener
Erzeugung, vor allem PV), heuer sollen es 75 Prozent sein. Zudem habe man ab dem Jahr 2019 bei der
Helmproduktion jährlich 100.000 m2 an Plastikfolien eingespart.