Private Staatsdruckerei sieht sich für Staatsaufträge gut gerüstet
Nach EuGH-Urteil werden
Republik-Aufträge künftig ausgeschrieben - Sicherheitsdruckerei setzt auf Know-how und
Kundenzufriedenheit - KöSt-Vorsorge mindert Jahresgewinn
Die in privater Hand befindliche
börsennotierte Österreichische Staatsdruckerei Holding (OeSD) sieht sich auch nach einem Urteil des
Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für künftige Staatsaufträge gut gerüstet. Der EuGH hatte die Republik
Österreich wegen der direkten Vergabe öffentlicher Aufträge an die Staatsdruckerei verurteilt. Diese
Aufträge werden zukünftig ausgeschrieben.
"Auf Basis der hohen Kundenzufriedenheit und unseres
Know-hows sehen wir uns hierfür bestens gerüstet und sind überzeugt auch weiterhin als Partner der
Republik Österreich tätig zu werden", erklärt der Vorstandsvorsitzende Robert Schächter im heute,
Donnerstag, veröffentlichten Jahresfinanzbericht der Staatsdruckerei.
Im Geschäftsjahr 2017/18
(per Ende März) konnte das auf Sicherheitsdruck und Identitätsmanagement spezialisierte Unternehmen
Umsatz und Vorsteuergewinn verbessern. Im Zuge einer Betriebsprüfung erhöhte sich der Steueraufwand durch
die Bildung einer Vorsorge für mögliche Körperschaftsteuerzahlungen in Höhe von 3,35 Mio. Euro auf 5,59
Mio. Euro. Dadurch ging das Jahresergebnis von 5,8 auf 3,3 Mio. Euro zurück. Bei der KöSt-Vorsorge geht
es um eine Firmenwertabschreibung nach dem Erwerb der Österreichische Staatsdruckerei GmbH im Jahr 2007,
die von der Finanzverwaltung kritisch gesehen wird.
Der Umsatz ist im Vergleich zum
Geschäftsjahr 2016/17 von 46,4 auf 50,1 Mio. Euro gestiegen. 41,8 (41,4) Mio. Euro wurden davon im Inland
erzielt. Der Auslandsumsatz stieg von 3,3 auf 5,0 Mio. Euro. Vor Steuern legte das Ergebnis von 7,5 auf
8,9 Mio. Euro zu. Nach Steuern und Abschreibung fiel der Periodenüberschuss aber von 5,8 auf 3,3 Mio.
Euro. Die Dividende soll auf 52 Cent je Aktie steigen. Die durchschnittliche Zahl der Arbeitnehmer betrug
148 und hat sich gegenüber dem Vorjahr um sieben Personen erhöht.
Im Berichtsjahr wurden
erneut 1,5 Millionen Reisepässe, 1,1 (0,9) Millionen IDCards, 2,3 (0,9) Millionen Visa und 8,0 (9,8)
Millionen Gutscheine abgesetzt. Der Entwicklungsschwerpunkt des Konzerns lag wie in den Vorjahren bei
Lösungsentwicklungen für eine sichere digitale Identität und konkreter Umsetzungsmöglichkeiten.
Im Geschäftsjahr 2017/18 kam es auch zur endgültigen Begleichung der Ansprüche gegen die Republik
Kosovo. Im Dezember 2017 wurde ein endgültiger Vergleich mit einem Betrag in der Höhe von 4,95 Mio. Euro
abgeschlossen und noch im gleichen Monat bezahlt.
Es wäre wichtig, dass ein österreichische
Unternehmen die österreichischen Reisepässe produziert, weil man die Datensätze nicht unbedingt bei einer
ausländischen Adresse haben wolle, "da niemand sicher sein kann, ob sei gelöscht werden oder was im
Konfliktfall damit passiert", sagte Vorstandsmitglied Lukas Praml in einem Interview mit der "Kleinen
Zeitung" (Donnerstagausgabe). Kein Land sollte die Fähigkeit, Pässe zu drucken, aus der Hand geben.
Zu Beginn der Hauptreisesaison produziere die Staatsdruckerei mit über 10.000 Reisepässen das
Fünffache eines Standardtages, so Praml. "Heuer schieben wir rund zwei Millionen Datensätze über unsere
Infrastruktur, Führerscheine, Zulassungsscheine, Personalausweise etc. inklusive". Der österreichische
Pass sei von Fälschern sehr schwer nachzubauen. In den letzten fünf Jahren habe die Staatsdruckerei fast
50 Länder beliefert. "Wir sind in Osteuropa, in Afrika und Asien stark", so Praml. In Kerneuropa gebe es
aber wenig Variabilität. Bestimmte Größen würden zudem Grenzen setzen.