Der österreichische Aktienmarkt ist derzeit in Topform. Sowohl micro- als auch makroökonomisch können
unsere Politiker derzeit von unserem kleinen Nachbarland einiges lernen. Mit der geplanten Steuerreform
für 2005, wird sich das wirtschaftliche Umfeld abermals verbessern. Besonders profitieren kann hier der
Kranproduzent Palfinger.
Ob diese Faktoren schon in den Kursen eingepreist sind und wie es im
speziellen bei der Palfinger AG aussieht, waren unsere Fragen an Joachim Brunner, Chefanalyst von FIRST
FOCUS unabhängiges Research.
AC: Herr Brunner, seit Jahresbeginn konnte der ATX-Index
abermals über 25 % zulegen und sich daher vom allgemeinen Börsentrend abkoppeln. Was waren die
ausschlaggebenden Gründe dafür?
Brunner: Nun die Gründe für die exorbitante Kursperformance,
immerhin sprechen wir von fast 100 Prozent seit den Tiefständen im Jahr 2002 , sind vielschichtig und ich
möchte hier nur die Wichtigsten nennen. Erstens war die Marktbewertung abnormal tief. Zweitens haben sich
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren deutlich verbessert und drittens werden
durch das neue staatlich geförderte Vorsorgeprodukt kontinuierlich beträchtliche Mittel in den
österreichischen Kapitalmarkt gepumpt.
AC: Kann sich diese Tendenz auch in den nächsten
Monaten/Jahren fortsetzten?
Brunner: Ich glaube schon, wenn auch in einer abgeschwächten
Form. Der Schlüssel darin liegt in den bereits angeführten Gründen. Obwohl sich die Unterbewertung
besonders gegenüber Deutschland deutlich reduziert hat - ist sie nach wie vor vorhanden. Das staatlich
geförderte Vorsorgeprodukt ist sehr gut angenommen worden und ich rechne durch die gute Performance mit
weiter kräftigen Wachstumsraten. Durch den 40 %igen Aktienanteil, der großteils in Österreich veranlagt
wird, ist mit einer kontinuierlichen Aktiennachfrage zu rechnen. Weiters wird die geplante Steuerreform
2005 für einen deutlichen Gewinnsprung, besonders bei den Unternehmen die eine hohe Wertschöpfung in
Österreich haben, sorgen. Hier zählt besonders die Palfinger AG zu unseren Favoriten.
AC:
Apropos, Palfinger. Das Unternehmen präsentierte ein überzeugendes Ergebnis. Wie interpretieren Sie die
Zahlen.
Brunner: Die Zahlen waren an und für sich gut. Bei der EBIT-Marge haben wir uns mehr
erwartet. Das aber wirklich Interessante ist, die Tatsache, dass das Unternehmen seine Umsatzsteigerung
von rund 10 Prozent nur im zweiten Halbjahr erwirtschaftet hat. Damit bestätigt sich abermals, dass das
Unternehmen von eine Konjunkturerholung überproportional profitiert.
AC: Einer der
Hauptgründe für die schwache EBIT-Marge ist nach wie vor auf die französiche Tochter zurückzuführen. Sind
nun die größten Probleme ausgestanden?
Brunner: Ja, ich glaube die Probleme sind nun endlich
im Griff. Das im Sommer neu eingesetzte Management konnte die gröbsten Probleme bereits bereinigen. Im
Vorjahr wurde noch ein Verlust von 1,8 Mio. Euro erwirtschaftet, für heuer kann bereits wieder mit einem
positiven Ergebnisbeitrag gerechnet werden. Auch wenn wir diesen noch nicht in unserer Studie
einkalkuliert haben.
AC: Palfinger ist ja im März aus dem ATX-Index gefallen. Wird diese
Tatsache den weiteren Kursverlauf beeinträchtigen?
Brunner: Ich glaube nicht. Die
Auswirkungen waren durch die kontinuierliche Nachfrage minimal. Weiters sollte erwähnt werden, dass es
ein Kopf an Kopf –Rennen um diesen ATX-Platz gegeben hat und Palfinger leider ganz knapp unterlegen ist.
Aber nach der aktuellen März – ATX-Beobachtungsliste wäre Palfinger schon wieder im Index. Ich rechne
daher damit, das Palfinger bereits wieder im Herbst in den ATX aufgenommen wird.
AC: Die
Aktie zählt ja zu den Gewinnern der geplanten Steuerreform 2005. Wie hoch sehen sie die Gefahr, dass die
Steuerreform noch scheitert und wie groß ist der Effekt auf die Palfinger AG?
Brunner: Die
Wahrscheinlichkeit, dass die Steuerreform noch scheitern wird, sehe ich als gering an. Für die
Unternehmen bedeutet das eine Senkung der Körperschaftssteuer von derzeit 34 Prozent auf 25 Prozent.
Durch die hohe Wertschöpfung in Österreich ist der dementsprechend größte Effekt auf die Palfinger AG.
Wir rechnen mit einem Gewinnanstieg von über 25 Prozent auf 2,76 Euro pro Aktie im Jahr 2005. Die würde
eine KGV von rund 10 entsprechen, was durchaus als sehr günstig bezeichnet werden kann.
AC:
In ihrer Studie haben Sie das Kursziel von 28 Euro auf 32 Euro angehoben. Ist das schon das Ende der
Fahnenstange?
Brunner: Nein. Das Kursziel hat sich aus unserem DCF- Modell errechnet. Wobei
ich sagen muss, dass wir dieses sehr konservativ angelegt haben. Weiters ergibt sich durch die
Komponenten langfristiges Cash-Flow Wachstum und WACC-Zins eine Bandbreite, die bei unserem Modell einen
Kurswert von 27,8 Euro bis 38,3 Euro errechnet hat. Kurzfristig, das heißt in den nächsten 18 Monaten,
kann ich mir gut vorstellen, dass der obere Bereich dieser Bandbreite erreicht werden kann.
AC: Die Aktie konnte in den letzten Tagen den Charttechnischen Widerstand bei 27,8 berechen. Könnte das
der Beginn einer neuen Kursrally sein?
Brunner: Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Die
Aktie hat auf hohem Niveau konsolidiert und scheint nun zu neuen Höhen aufzubrechen. Kurzfristig sehe ich
30 bis 33 Euro als realistisch an. Wie gesagt, die Aktie ist auf Gewinn-Basis 2005 noch immer sehr billig
bewertet und sie erfreut die Anleger auch regelmäßig mit einer guten Dividendenrendite.
Das
Gespräch führte Robert Burschik
financial.de